Verein "Human and Environment" Hilfe für Kinder mit Behinderung

Barbara Chavez-Ramirez sammelt seit 15 Jahren mit ihrem Verein Spenden und hilft damit der Bevölkerung in Nigeria. Jetzt haben die Vereinsmitglieder eine Biogasanlage gebaut, die Einiges kann.
20.08.2018, 19:50 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Emma Gasster

Der Himmel ist blau, der Boden braun, trocken und staubig. Hitze scheint förmlich aus den Fotos zu strömen, die Barbara Chavez Ramirez in der Hand hält. Und eines haben sie fast alle gemeinsam: Die Bilder zeigen Kinder. Mal allein, mal umringt von lachenden Gesichtern. Mal im Rollstuhl, mal rennend. Mal draußen vor niedrigen, braunen Gebäuden, mal in engen Klassenräumen.

Es sind Schnappschüsse einer Reise, die die Vorsitzende Chavez Ramirez zusammen mit anderen Mitgliedern ihres Vereins Human and Environment im vergangenen März unternommen hat. Diesmal das Ziel: Ein Internat für Kinder mit Behinderungen im Südwesten Nigerias.

Der Bremer Verein wurde 2002 gegründet, um vor allem der ländlichen Bevölkerung des afrikanischen Landes zu helfen und eine nachhaltige Energieversorgung zu stärken. „Im Laufe der Jahre haben wir schon viele Projekte durchgeführt“, sagt Chavez Ramirez. Sie beginnt aufzuzählen: Aufklärungsarbeit für Kleinbauern, Nähunterricht für Frauen ohne Jobperspektive, über 2000 Mikrokredite wurden vergeben und 50 Paten für nigerianische Kinder gefunden.

Das neueste Projekt ist eine Biogasanlage. Sie soll für 300 Kinder in einem Internat in der Stadt Oshogbo eine saubere und verlässliche Energiequelle sein, Feuerholz sparen und das Kochen erleichtern. „Die Jüngsten im Internat sind fünf Jahre alt“, sagt die Vorsitzende, „ein Großteil der Kinder ist gehörlos.“ Andere seien blind, geistig gestört oder hätten früh Polio gehabt. Zum Teil wurden sie jahrelang von ihren Eltern versteckt, aus Scham.

Im Internat aber fühlten sie sich wie Zuhause, auch wenn die finanziellen Möglichkeiten der Schule begrenzt sind. „Die Lehrer haben uns gesagt, dass sie nur ein reduziertes Gehalt bekommen und teilweise daraus auch noch Essensrationen für die Kinder bezahlen müssen“, sagt Chavez Ramirez.

James Olusanmi ist ihr Projektpartner vor Ort. Der gebürtige Nigerianer hat den Verein mitgegründet und agiert seitdem als Bindeglied zwischen den deutschen Helfern und den Menschen in Nigeria. Er hatte die Bedingungen an der Schule gesehen und angesichts der schwierigen Energieversorgung in Nigeria die Idee gehabt, eine Biogasanlage zu bauen sowie die dazugehörigen Sanitäranlagen.

Zur feierlichen Eröffnung war Chavez Ramirez nun da. Die Vorsitzende erklärt, wie die Anlage funktioniert: „Von den neuen Spül­toiletten aus werden Fäkalien in diese Biogasanlage geleitet, dann bildet sich das Gas.“ Und das alles in einem unterirdischen Dom.

Der übrig bleibende Schlamm ist Teil von Chavez Ramirez nächstem Projekt, er kann nämlich mit dem Zusatz von effektiven Mikroorganismen zu einem Kompost verarbeitet werden. „Der wird unter die trockenen Steine und den sandigen Boden gemischt, dann können die Kinder einen Schulgarten anlegen, um ihr eigenes Gemüse anzubauen“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Alles in allem seien sie sehr motiviert weiterzumachen. Die Biogasanlage könne, wenn es gut läuft, 20 Jahre halten, hofft sich Chavez Ramirez. Nur die Rampe für die Kinder im Rollstuhl zu den neuen Toiletten sei ein wenig steil geworden, meint sie, aber: „Es macht ihnen so viel Spaß, da schnell runter zu fahren.“

Auch Vereinsmitglied Siegfried Ueberschär, der mit auf der Reise war, schöpft aus der Erfahrung weitere Motivation: „Denn der Bedarf, der schreit da zum Himmel. Ich vertraue nicht darauf, dass jetzt von Regierungsseite Hilfe kommt, sondern dass wir hier weiter Spenden sammeln und so Folgeprojekte machen können,“ sagt er.

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