Sie wollen sich nicht aufdrängen, aber da sein, wenn sie gebraucht werden: Das ist das Motto der Nachtwanderer Bremen-Nord. Nach einer Winterpause werden die Frauen und Männer in ihren roten Westen wieder an den Wochenenden unterwegs sein, um besonders jugendlichen Nachtschwärmern, wenn erwünscht, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Jetzt haben die Nachtwanderer im Bewohnertreff „Dünenwind“ in der Grohner Düne ihre Termine und geplante Aktivitäten für 2015 vorgestellt.
Vor allem aber haben die Nachtwanderer jetzt für Nachwuchs geworben. Denn mit derzeit rund 25 Ehrenamtlichen, erläuterte Lasse Berger, würde man nicht alle Wochenenden abdecken können. Berger hatte seinerzeit die Idee aus seinem Heimatland Schweden mitgebracht und ist Mitbegründer der Nachtwanderer in Bremen-Nord. Inzwischen gibt es in Bremen samt dem benachbarten Stuhr vier weitere Gruppen. Was die Norder Sektion betrifft herrscht derzeit allerdings Mangel an ehrenamtlichen Mitwanderern. Wenn diese jeweils freitags und sonnabends in den Abendstunden und bis in die Nacht hinein als Quartett ausschwärmen – dann ist es ein schlichtes Rechenexempel herauszufinden, dass man nicht jedes Wochenende besetzen kann.
Rotwesten werben für sich
So wies Lasse Berger jetzt auch darauf hin, dass viele Aktivitäten in diesem Jahr wieder vor allem der Werbung für neue Mitglieder dienen. Unter anderem nannte er die Teilnahme am Vegesacker Hafenfest, am Innenhoffest der Grohner Düne und diesmal wieder am Umzug zum Vegesacker Herbstmarkt. Auch bei der Pappboot-Regatta werden die Rotwesten mit vier Vertretern dabei sein. Weiter wird es Koordinationstreffen mit den Streetworkern von Caritas und dem Verein Vaja geben. Auch Lehrgänge zu Erster Hilfe und ein Deeskalationstraining werden wieder stattfinden.
Abend- und Nachtdienst an Wochenenden, das ist natürlich kein ideales Lockmittel. Deswegen überlegen die Nachtwanderer in Nord, die Zeiten gegebenenfalls vorzuverlegen, bis hin auf 20 Uhr (statt jetzt in der Regel 22 Uhr). Einsatzschluss wäre dann um 24 Uhr. Was übrigens auch eine Anpassung auf das Verhalten der Jugendlichen heutzutage wäre. „Das hat sich verändert“, erklärt Nachtwanderer Warnke Christoffers. „Vieles spielt sich daheim ab. Die Jugendlichen verabreden sich heute über das Netz, als sich erst einmal an bestimmten Orten zu treffen, um dann weiterzusehen“. Wie auch immer: Gesucht sind Mitwanderer, die sich darauf verstehen, gut mit 14-, 15-Jährigen umzugehen. „Am besten deren Eltern“, wirft Lasse Berger ein, „denn bevor die die ganze Nacht über daheim wach bleiben und auf ihre Lieben warten, könnten die doch gleich auf Nachtwanderung gehen“.
Zwischen Farge und Grambke
„Wir suchen keinen bestimmten Typ“, wirft Ex-Polizist Warnke Christoffers ein, „aber: mobil muss man schon sein. Und mindestens 25 Jahre alt“. Der Wirkungskreis der Nord-Wanderer umfasse das Gebiet von Farge bis Grambke. Aufgesucht werden in der Schicht vor allem mögliche Treffpunkte von Jugendlichen – zum Beispiel im Vegesacker Stadtgarten. „Jeder und jede ist willkommen“, unterstreicht Lasse Berger noch einmal. Allerdings müsse man bereit sein, sich in die Gruppe zu integrieren.
Auf das Selbstverständnis der Nachtwanderer eingehend, betont Christoffers, dass „wir keine Ordnungsmacht sind. Wir verstehen unseren Job als Angebot für die Jugendlichen. Wir leisten Hilfestellung, wenn die erwünscht ist“. Die Nachtwanderer könnten auch nur momentane Hilfe anbieten, denn „wir sind keine Sozialarbeiter“. Allerdings könne man Hilfe suchenden Jugendlichen Kontakte vermitteln zu Institutionen, die bei Problemen längerfristig weiterhelfen.
„Wir treten ohne Zeigefinger auf, ohne Moralpredigt. Wir helfen zum Beispiel, wenn es Probleme mit Alkohol gibt. Aber sollten wir den Jugendlichen wirklich erklären, dass Alkohol schädlich ist? Das wissen die schließlich selbst.“
Die Nordbremer Nachtwanderer treffen sich jeden dritten Montag im Monat im Bewohnertreff „Dünenwind“, Bydolekstraße 5. Kontakt über Lasse Berger, der unter LM@web.de beziehungsweise info@nachtwanderer.info erreichbar ist.