Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) wird zum Jahreswechsel die Fahrpreise anheben. Im Durchschnitt steigen die Tarife um 1,6 Prozent, wie der VBN am Montag mitteilte. Damit setzt sich in der Region eine jahrzehntelange Entwicklung fort. Der Öffentliche Personenverkehr (ÖPNV) ist in dieser Zeit immer teurer geworden. Gleichzeitig wirbt insbesondere der Bremer Senat für eine Verkehrswende – den Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Straßenbahn.
Der VBN stuft die Tarifanpassung als moderat ein. Sie entspreche in etwa der Inflationsrate, die für Deutschland in diesem Jahr erwartet werde. In den vergangenen 20 Jahren gab es Erhöhungen, die bis in den Bereich von fünf Prozent vorgedrungen sind. Am geringsten fiel der Anstieg mit 0,7 Prozent zu Beginn dieses Jahres aus.
Das Einzelticket für Bus und Straßenbahn kostet in Bremen künftig 2,85 Euro. Das sind zwar nur fünf Cent mehr, die Erhöhung entspricht aber nicht den Zielen, die sich die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) gesetzt hat. Sie hält den Preis für ausgereizt und wollte ihn nicht mehr anfassen. "Das ist uns leider nur für dieses Jahr gelungen", erklärt BSAG-Chef Hajo Müller gegenüber dem WESER-KURIER. Mehr sei in den Verhandlungen mit den anderen Partnern im VBN nicht möglich gewesen. Vor zehn Jahren musste für das Einzelticket in Bremen noch 2,30 Euro gezahlt werden. In Bremerhaven liegt der Preis heute bei 2,50 Euro und bleibt unverändert. In Oldenburg steigt er auf 2,55 Euro, in Delmenhorst auf 2,20 Euro.
Bei den Vierer-Tickets, Monatstickets und anderen Abonnements gibt es in der Regel leichte Erhöhungen. Ausgenommen sind spezielle Angebote für Schüler und Jugendliche, sie bleiben auf altem Niveau. Gleiches gilt für das Kurzstreckenticket in Bremen. Es kostet weiterhin 1,45 Euro.
Bei zwei Tarifangeboten werde es Verbesserungen für die Kunden geben, kündigt der VBN an. In Bremen soll der Nachtlinienzuschlag entfallen. Dazu stehe allerdings noch die Entscheidung des Senats aus, der sich in Kürze mit dem Thema befassen werde. Verändert wird auch das Jobticket. Die Mindestabnahmemenge sinkt von 50 auf 20. "So können auch die Mitarbeiter kleinerer Unternehmen in den Genuss eines günstigen Angebots kommen", betont VBN-Geschäftsführer Rainer Counen. Gut sei außerdem, dass die Jobtickets nicht mehr als geldwerter Vorteil versteuert werden müssten.
Die Bremer Grünen finden die Erhöhung bei den meisten VBN-Tarifen unglücklich. "In den Koalitionsverhandlungen haben wir mit den Linken über ein Preismoratorium gesprochen, ich hätte das gut gefunden", sagt Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Doch dann sei wegen des langen Vorlaufs der Entscheidungen im VBN schon nichts mehr zu machen gewesen. Im Grunde, so Saxe, müssten die Fahrpreise sogar günstiger werden, wolle man mit der Verkehrswende ernst machen. Die Maxime müsse lauten, das Angebot zu erweitern und gleichzeitig die Tarife abzusenken.
Verbesserungen beim VBN
Nach Auffassung der Linken sollte Bremen sich bei der Finanzierung des ÖPNV am Bundesdurchschnitt orientieren. "Die öffentliche Hand übernimmt die eine Hälfte der Kosten, die Fahrgäste die andere", fordert Fraktionschef Nelson Janßen. Heute würden zwei Drittel der Einnahmen durch den Ticketverkauf erzielt. Mit dem zusätzlichen Geld aus Bremer Kassen – Janßen rechnet mit 20 Millionen Euro – dürfe allerdings nicht nach dem Gießkannenprinzip verfahren werden. "Das muss sozial gerecht geschehen." Als Beispiele nannte der Abgeordnete das Sozialticket und die Angebote für Schüler. Beides sei noch deutlich zu teuer.
Janßen hat aber auch Lob parat, so wie die SPD. Der VBN habe einige Verbesserungen beschlossen, die zu begrüßen seien. "Wir wollen, dass der ÖPNV attraktiver wird", sagt Anja Schiemann, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, "mit dem geplanten Wegfall des Nachtlinienzuschlags und dem Aussetzen der Preiserhöhung beim Stadtticket sind erste Schritte gelungen, die kurzfristig umsetzbar waren." Umfangreiche Anpassungen seien wegen der Vorlaufzeiten bis zum Jahreswechsel noch nicht möglich gewesen. Schiemann: "Darüber werden wir nun im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen sprechen."