„Das ist die älteste Selbsthilfegruppe der Welt“, sagt Urs Beckmann und meint damit die „North Sea Armed Forces Lodge“, eine Freimaurerloge mit Sitz in Bremen. Die Loge mit dem martialisch klingenden Namen gehört der Großloge „American Canadian Grand Lodge“ an und hat derzeit 35 Mitglieder. Insgesamt 380 „Brüder“ gehörten bislang der Loge an, die im Dezember 1955 in Bremerhaven von amerikanischen Militärangehörigen gegründet wurde. 2014 zog die Loge nach Bremen um, wo sie regelmäßig im Concordenhaus im Schnoor residiert.
Schwarzer Anzug, weißes Hemd und rote, blaue und schwarze Krawatten mit Symbolen wie Winkelmaß und Zirkel – feierlich sieht das aus und feierlich soll es an diesem Tag werden, wenn die Loge ihre neuen Beamten für die Logenämter verpflichtet: Der Meister vom Stuhl, der erste Aufseher, der zweite Aufseher und der Schatzmeister erfahren ihre Amtseinsetzung. Diese Amtseinsetzung ist öffentlich, jeder Interessierte kann daran teilnehmen – aber ist die Freimaurerei nicht ein Geheimbund? „Früher war das geheim, heute nicht mehr“, antwortet Urs Beckmann. „Geheim ist die Diskretion: Was in der Loge besprochen wird, bleibt in der Loge. Es gibt eine gegenseitige Diskretion, das ist das Geheimnis“, sagt Beckmann.
Früher, das war die Zeit zwischen 1933 bis 1945, wo die Freimaurerei erst verunglimpft und 1935 verboten wurde. Freimaurer wurden daraufhin verfolgt und sahen sich in Lebensgefahr. Nach dem Krieg änderte sich das Bild der Freimaurer in Deutschland nicht wesentlich: Noch immer umgab sie der Anschein des Geheimnisvollen. Und auch der nie verstummende Verdacht, sie würden nach der Weltherrschaft greifen, zieht sich bis heute durch die Geschichte. „Die Freimaurerei hat nie gesagt, dass sie die Welt beherrschen will“, sagt Adam An-tAthair-Síoraí. „Mit Politik und Religion haben wir nichts am Hut.“ Und Jonny Henke ergänzt: „Religion, Beruf, Rasse – alles unwichtig. Bei uns zählt nur der Mensch und ob er zu uns passt.“ Freimaurer sein sei eine Lebensaufgabe: „Wir versuchen, jeden Tag ein Stück weit besser zu werden.“
Jonny Henke ist der sogenannte „Meister vom Stuhl“ und wird an diesem Tag für ein weiteres Jahr eingesetzt. Er führt die Loge und trägt dafür Sorge, dass die anfallenden Arbeiten durchgeführt werden. „Damit das Ritual logengerecht durchgeführt wird. Das Ritual ist die Erinnerung an die Pflichten innerhalb der Loge und als Mensch, ethisch zu handeln.“ Humanität ist solch eine Pflicht, anderen Menschen so gegenüberzutreten, wie man es selbst auch möchte: „Nicht verachtend, sondern anerkennend. Wenn ich dem nachkomme, zeige ich Toleranz.“
Im Concordenhaus ist inzwischen alles für das Ritual aufgebaut worden. Jeder Gegenstand hat dabei seinen Platz und auch das Ritual selbst folgt einer genau festgelegten Abfolge. Es gibt zudem schriftliche Instruktionen für die Amtseinsetzung. Der Meister vom Stuhl etwa bekräftigt die fünfzehn verlesenen Aufträge, die er jeweils mit einem „I do“ bestätigt. Die Aufträge, das sind weitreichende Verpflichtungen wie etwa friedvoll zu sein, das Recht zu befolgen und freimaurerische Grundprinzipien zu achten. Es liegen Zirkel und Winkelmaß auf dem Tisch, ebenso die Bibel, der Koran und der Talmud. Geheim ist das alles nicht: Besucher sind bei der Amtseinsetzung der North Sea Armed Forces Lodge ausdrücklich erlaubt.
Weitere Informationen
Wer mehr über die Loge erfahren möchte, kann sich unter http://north-sea-armed-forces.de/ informieren.