Dieses Haus ist ein Hingucker. Ganz und gar ungewöhnlich für Bremer Verhältnisse. Und es wird an einer Stelle entstehen, die sehr exponiert ist, an der Straße Auf den Häfen im Ostertor. Das Eckhaus markiert den Eingang zur Gertrudenstraße. Der Bau hat begonnen, bereits im Frühjahr soll alles fertig sein – ein Beispiel für Schnelligkeit und den Mut, Architektur zu wagen.
Schon das Grundstück – schmal und lang wie drei Badehandtücher hintereinander. Es sind vier Meter in der Breite und knapp 25 Meter in der Tiefe. Im alten Haus, das jetzt abgerissen wurde, war vorne im Laden ein Reiterfachgeschäft. Im neuen Haus wird im Erdgeschoss wieder Handel betrieben, welcher Art steht noch nicht fest.
Dann die Fassade, die vor allem. Sie ist aus dunklem Metall und wird gefaltet sein, nicht regelmäßig, sondern in unterschiedlichen Abständen, damit durch Licht und Schatten Lebendigkeit entsteht. Kleine und große Fenster durchbrechen die Fassade. Eines, das Eckfenster im oberen Stockwerk, ist bodentief, ein überdimensionaler Ausguck zur Straße hinunter und über die Dächer der angrenzenden Gebäude hinweg.
Das Haus ist 17,5 Meter hoch und hat vier Etagen. Die Bruttogeschossfläche beträgt knapp 600 Quadratmeter. Geplant sind neben dem 62 Quadratmeter großen Ladengeschäft Büronutzungen. Ganz oben entsteht eine Wohnung mit Dachterrasse.

Kein sicherer Stand
Die Informationen kommen vom privaten Bauherrn, einem Unternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er hatte das alte Haus gekauft und wollte es eigentlich erhalten, wie der Mann erzählt. Doch dann habe sich nach Untersuchungen des Statikers gezeigt, dass es keinen sicheren Stand mehr hat. Umbau und Sanierung hätten am Ende mehr gekostet als der Neubau.
Entworfen hat das Haus die Gruppe GME Architekten mit Sitz in Achim und Bremen. Ein Büro, das sich zuletzt zusammen mit den Planern Delugan Meissl Associated Architects aus Wien beim Neubau der Bremer Sparkassenzentrale am Technologiepark der Universität hervorgetan hat und in Oldenburg den Entwurf für das neue Stadtmuseum verantwortet, der sich bei einem Architekturwettbewerb durchsetzen konnte.
„Klar, dass ein solches Gebäude polarisiert“, erklärt GME in einem Thesenpapier zum Projekt im Ostertor. Doch das eben sei Veränderung – keine Anbiederung, kein klägliches Klonen historischer Gebäude. Stadtbilder seien seit jeher geprägt von unterschiedlichen Fassadensprachen, Höhen und vielfältiger Materialität. Metropolen wie Paris, Mailand und London würden Zeugnis davon ablegen. „Wir brauchen eine neue erlebbare Kultur der Architektur, und wir müssen uns trauen, sie durchzusetzen“, fordert GME.
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