Tiny Houses, Retrocamper und Schäferhütten: Das sind nur einige der elf ungewöhnlichen Unterkünfte, in denen Touristen ab dem 1. März in der Bremer Überseestadt nächtigen können. Im neuen „Hafentraum“ erwartet sie kein mehrstöckiger Hotelbunker, kein Boxspringbett, kein Hostel mit Hochbett Typ Buche rustikal. Stattdessen: Übernachtung in Zeltplatzatmosphäre, aber ohne Angst vor Krabbeltierchen, Wind und Wetter. Sozusagen Campen für Softies.
Jede Schlafeinheit hat ein Dach über dem Dach – nämlich das einer ehemaligen Lagerhalle gegenüber des Hafenmuseums. In der Cuxhavener Straße haben die Geschäftsführer Claudia Geerken und Ulrich Möllmann das nach eigenen Angaben erste Indoor-Hostel-Camp Norddeutschlands gebaut. Ganz neu ist die Idee des sogenannten Indoor-Campings nicht. Vergleichbare Ableger gibt es schon in Bonn und Berlin, dort können Gäste im „Basecamp“ und im „Hüttenpalast“ jeweils überdacht in ausgefallenen Kojen übernachten.
"Fühlt sich direkt wie Urlaub an"
„Genau davon haben wir uns inspirieren lassen. Wir waren in Berlin und haben gedacht: Das brauchen wir in Bremen auch“, sagt Geerken am Donnerstag bei einer „Baustellenparty“ mit Würstchen im Schlafrock, Sekt zu musikalischer Einlage und einer anschließenden Führung mit „Chefdesigner“ Matthew Schmidt durch die Schlafeinheiten. Wenn alles fertig ist, sollen dort bis zu 33 Gäste, pro Koje zwischen einer und sechs Personen, übernachten können.
Eigentlich ist Mathew Schmidt kein klassischer Chefdesigner, sondern eher der Typ Seemann. Als Mitarbeiter einer Werft habe er die ganze Welt bereist, sagt der 49-Jährige. Er habe unter anderem in Finnland, Griechenland und Peru gearbeitet, sei in Italien, Mexiko und Vietnam unterwegs gewesen. Das neue Hostel-Camp sei deshalb auch ein Stück weit sein eigener „Hafentraum“. Denn was er in den Ländern gesehen und erlebt hat, sagt er, habe er nun mit nach Bremen, seinen Heimathafen gebracht.
Jede Hütte und jeder Wagen trägt deshalb den Namen eines der Länder und ist entsprechend dekoriert, sagt Schmidt und nimmt auf einem Bett in Griechenland Platz – seinem persönlicher Favoriten. Er habe dort viele Freunde gefunden, möge das entspannte Naturell der Menschen, ihre Trinkfestigkeit. „Fühlt sich direkt wie Urlaub an.“ Damit sich die Gäste fortan ähnlich wohl fühlen, hängen Bilder vom Parthenon-Tempel und von hellenistischen Vasen an der Wand.
Bis die ersten Softcamper – den Inhabern zufolge „eventfreudige Gruppen und Familien“ – im März in den griechischen Hafen einlaufen können, will das Team um Geerken und Möllmann noch einiges tun. Türen fehlen noch, es muss gestrichen werden, auf dem Boden der ehemaligen Lagerhalle soll ein Steg aufgemalt werden, der die Tiny Houses, Holzhütten und Retrocamper wie in einem großen Hafen miteinander verbindet. Denn, so die Idee der Geschäftsführer: „Jede Unterkunft stellt ein Schiff dar, das im Hafen vor Anker liegt.“ Wenn es nach ihnen geht, dann sollen „die Gäste im Herzen der Überseestadt genauso zuhause sein wie in den Häfen der Welt.“
Übernachtung auf engem Raum
Das planen sie eigentlich schon seit 2017, sagt Geerken, doch erst kürzlich habe die Stadt den Umbau der Lagerhalle genehmigt. Die Zwischenzeit konnten sie nutzen, um an die alten Campingwagen und Holzhütten zu kommen, sagt Geerken. „Das war gar nicht so leicht.“ Viele der Wagen habe sie auf einem Onlineportal gefunden. „Richtige Raritäten.“ Um die nach Bremen zu holen, seien sie bis nach Berlin, nach Hof in Bayern und nach Gladbeck gefahren. „Wir wollten ältere, ausgefallene Modelle haben.“ Die durften außerdem nicht allzu groß sein. In der ehemaligen Lagerhalle in der Überseestadt ist (ziemlich) wenig Platz – eine Übernachtung auf so engem Raum ist nichts für jedermann.
Dass das bei den Touristen trotzdem ankomme, sind sich die Geschäftsführer sicher. Die Preise für eine Übernachtung variieren zwischen 27 und 65 Euro pro Person und pro Nacht. Schon jetzt seien einige der Unterkünfte ausgebucht, sagt Geerken. „Wir wünschen uns natürlich einen mordsmäßigen Andrang.“