Die wachsende Stadt, Teil 3 Innenstadtentwicklung als große Herausforderung

Was wäre die Innenstadt ohne Hochstraße am Breitenweg und ohne Parkhaus Mitte? Nicht nur aus Sicht der CDU, die mit ihrem 2012 verabschiedeten Innenstadtkonzept jetzt eine neue Debatte befeuert
29.11.2015, 13:00 Uhr
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Innenstadtentwicklung als große Herausforderung
Von Frauke Fischer

Was wäre die Innenstadt ohne Hochstraße am Breitenweg und ohne Parkhaus Mitte? Eine Menge Menschen – Bewohner und Besucher, Architekten, Vertreter der Bauwirtschaft, des Einzelhandels und der Politik – kommt bei dieser Frage regelmäßig ins Grübeln und malt sich aus, was wäre, wenn...

Nicht nur aus Sicht der CDU, die mit ihrem 2012 verabschiedeten Innenstadtkonzept jetzt eine neue Debatte befeuert, kann Bremens City mehr. Sie brauche Rundläufe nach dem Vorbild Oldenburgs statt des sogenannten Konsum-L’s von Sögestraße und Obernstraße, heißt es. Mehr Aufenthaltsqualität und bessere – gerade auch fußläufige – Verbindungen zwischen den einzelnen Adressen seien nötig.

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Viele Jahre galt das Augenmerk der Politik einem City Center, das Bremens Mitte mit mehr Einzelhandelsfläche attraktiver machen sollte. Als der Investor vor wenigen Monaten definitiv absagte, wurde es still, die Frage „was nun?“ schien vertagt. Stadtentwickler und Politik haben sich Runden der Neuorientierung verordnet. Quasi am anderen Ende der Innenstadt, am Domshof, ist hingegen am Freitag ein Stück Stadtentwicklung auf den Weg gebracht worden.

Es geht um den Gebäudekomplex Domshof 8-12, zu dem die historische Bremer Bank gehört. Der Investor Thomas Stefes und das Einzelhandels- und Versandunternehmen Manufactum haben gemeinsam angekündigt, dass Manufactum in die gut 1000 Quadratmeter große historische Kassenhalle ziehen wird. Dort sollen ab Herbst 2016 Waren aus dem großen, hochwertigen Sortiment des nordrhein-westfälischen Unternehmens angeboten werden, das inzwischen zur Otto-Gruppe gehört. „Bremen ist eine der letzten Städte, die wir auf unserer A-Prioritätenliste haben“, sagte Christopher Heinemann, Geschäftsführer von Manufactum. Außerdem wolle man unter dem Label „Brot und Butter“ ausgesuchte Lebensmittel in Bremen präsentieren, die in der Halle und in der Außengastronomie auch verzehrt werden können.

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80, vielleicht 100 Sitzplätze sollen entstehen, mit Blick auf den Domshof, vormittags auf das Treiben des Wochenmarkts, am Spätnachmittag in der letzten Sonne des Tages hinüber zum Dom, zum Marktplatz, zum Rathaus und auf die Bankgebäude vis à vis. Viele Menschen soll dieses Ambiente anlocken, entweder kommen sie durch den historischen Eckeingang hinein oder durch die beiden Türen von der Sandstraße, die es früher an dieser Stelle schon einmal gab. Damit nicht genug: Ein weiterer Eingang führt, so stellen es sich Stefes und sein Architekt Frank Tappermann vor, von einer Ladenpassage im neuen Gebäudetrakt in die Manufactum-Räume. Die Passage gibt es bislang nur in Plänen und im dreidimensionalen Modell. Doch die Zeile mit ihren kleinen Geschäften soll bis zum Parkhaus Violenstraße hindurchführen und zu neuen Wegeverbindungen beitragen. Eine Kindertagesstätte mit Indoor-Spielplatz ist ebenfalls vorgesehen. „Wir machen Außenräume zu Innenräumen und umgekehrt. Was hier passiert, ist auch ein kleines Stück Stadtentwicklung“, ist Architekt Tappermann sicher.

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„Das wird auch für touristische Perspektiven interessant“, sagt Karin Take, bei der Wirtschaftsförderung Bremen für Innenstadt und Einzelhandel zuständig. Take und Marianne Grewe-Wacker aus dem Haus des Wirtschaftssenators ordnen die schon begonnene Umnutzung des großen Gebäudes als „Trittstein“ in Sachen Innenstadtentwicklung ein.

Beide sehen die neuen Impulse auf dieser Seite des Domshofs in Verbindung mit dem Neubau der Bremer Landesbank auf der anderen Seite. „Das ist eine Tendenz zum Trading Up“, sagt Grewe-Wacker. Was die Wirtschaftsexpertin meint: Das gesamte Angebot verbessert sich an dieser Stelle.

„Es ist eine wunderschöne Ergänzung für den Wochenmarkt auf dem Domshof“, betont Uwe Kluge, Geschäftsführer des Großmarkts, nach der Projektpräsentation. Er verspricht sich davon „noch mehr Frequenz“ für den Wochenmarkt und sieht ebenfalls das touristische Potenzial. „Ich bin gespannt, wie sich die Laufbeziehungen verändern“, sagt Kluge. Bremen-Besucher würden durch die Belebung der Gebäude rund um den Domshof animiert, die Stadt über die üblichen Plätze und Wege hinaus zu erkunden.

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Auch dem Wall, den Geschäften und Lokalen dort, könne das zugute kommen, glauben Take und Grewe-Wacker. Sie haben dabei auch die Bischofsnadel als Brücke im Blick.

Michael Frenz, Präsident der Architektenkammer, sieht die Belebung des Gebäudekomplexes in Zusammenhang mit der weiteren Innenstadtentwicklung. Aus seiner Sicht wäre auch der Abriss des Parkhauses Mitte, den die CDU jetzt erneut in die Debatte gebracht hat, sinnvoll für die Attraktivitätssteigerung. „Wir haben immer gesagt, die Parkhäuser sollten raus der City“, betont der Architekt. Die Knochenhauerstraße und die Carl-Ronning-Straße ließen sich ganz anders entwickeln, wenn die Zu- und Abfahrten des Parkhauses weg wären. „Sie blockieren Verbindungen.“

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