Der Weihnachtsbaum hat mit dem christlichen Ursprung des Weihnachtsfests nur sehr wenig zu tun. Bestimmte Pflanzen besaßen schon in vorchristlicher Zeit Symbolkraft und dienten als dekorative Elemente – zum Beispiel schmückten die Römer am Neujahrstag ihre Häuser mit Lorbeerkränzen. Vergleichbares mit dem heutigen Weihnachtsbaum taucht in der Geschichte allerdings erst deutlich später auf. Unbestätigte Erzählungen deuten darauf hin, dass es im Süden Deutschlands zu Beginn des 15. Jahrhunderts erste geschmückte Bäume gegeben haben könnte. Schriftlich überliefert sind allerdings nur Geschichten über dekorative Tannenzweige oder ungeschmückte Bäume.
Der älteste überlieferte Nachweis eines geschmückten Tannenbaums führt nach Bremen, schreibt die Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann in einem Standardwerk zum Weihnachtsfest. Von einer Zunftchronik aus dem späten 16. Jahrhundert ist dort die Rede. Als Zünfte bezeichnete man Vereinigungen von Handwerkern eines bestimmten Berufs. Jede Zunft besaß in der Regel ein Zunfthaus – eine Art Gemeinschaftshaus für Veranstaltungen und Festlichkeiten.
Geschmückte Tanne im Zunfthaus
Der Chronik zufolge sollen im Jahr 1570 Bremer Handwerker in einem dieser Zunfthäuser einen Tannenbaum mit Äpfeln, Nüssen, Datteln, Brezeln und Papierblumen geschmückt und aufgestellt haben. Auch die Tradition der Geschenke findet sich hier wieder: Am Weihnachtstag durften die Kinder der Zunftleute die Leckereien abnehmen und essen.
Über die Zunfthäuser verbreiteten sich die Weihnachtsbäume nach und nach in vielen Städten. Beamte und Bürger machten im 17. und 18. Jahrhundert eine Art Wettstreit daraus, indem sie sich gegenseitig dabei überboten, die Bäume möglichst kunstvoll zu schmücken. Durch den Adel und dessen grenzüberschreitende Heiratspolitik gelangte der Weihnachtsbaum schließlich nach ganz Europa.
Zum allgemeinen deutschen Brauch wurde der Weihnachtsbaum allerdings erst im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert brachte die zunehmende Kommerzialisierung dann immer mehr Farbe und Dekoration an den Baum. Lange gegen den Weihnachtsbaum gewehrt hat sich übrigens die katholische Kirche. Er galt als unreligiöses, bürgerliches Symbol. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind Christbäume in katholischen Kirchen erlaubt.
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