„Die Presse sollte den Regierten dienen, nicht der Regierung.“ Das ist einer der zentralen Sätze im neuen Film von US-Regisseur Steven Spielberg, „Die Verlegerin”. 200 WESER-KURIER-Leser sahen den Film am Dienstagabend vorab in der Schauburg. Über die Leidenschaft des Zeitungsmachens und die Macht der heutigen Medien diskutierten danach WESER-KURIER-Chefredakteur Moritz Döbler und sein Stellvertreter Marcel Auermann mit dem Publikum. Für den Chefredakteur ist der Film „etwas Besonderes, weil er von einem Handwerk handelt, das mich mit Leidenschaft erfüllt. Es geht um die Dinge, die uns in der Redaktion auch beschäftigen.”
Dazu gehört auch die Frage, inwieweit sich journalistische und finanzielle Interessen in einem Verlag gegenüberstehen. Zu Beginn des Films stockt Graham bei dem Satz, dass journalistische Qualität den Wert des Unternehmens steigert. Döbler: „Am Ende des Films wird dieser Satz wahr. Erst recht durch den Watergate-Skandal einige Zeit später. Wir kennen die ‚Washington Post’ wegen des Watergate-Skandals, wir kennen sie nicht als die Lokalzeitung von Washington, die sie auch ist.”

Michael Rudolph, Kommunikationschef von Werder Bremen, diskutiert mit.
Auermann: „Der beeindruckendste Moment des Films für mich war der, in dem die Druckmaschinen loslegen und in zehntausendfacher Ausführung die Zeitung entsteht. Da kumuliert ganz viel, der Sieg der Pressefreiheit über das Wegducken. Es siegt die Geschichte.“ Ähnlich äußerte sich auch AOK-Vorstand Olaf Woggan. „Der Film zeigt für jeden verständlich, wie hoch das Gut der Pressefreiheit ist, und was man bewirken kann, wenn man das ernst meint“, sagte er. „Das war für mich der Kern der Geschichte. In dem Moment, in dem deutlich wurde, wie amoralisch sich die Politiker verhalten haben, ist die öffentliche Stimmung zum Vietnam-Krieg in den USA gekippt.”
Nach wie vor spielten Medien eine wichtige Rolle als Kontroll-Instanz der Politik, sagte Döbler. Ein Beispiel aus jüngster Zeit sei die Veröffentlichung von Steuerschlupflöchern von Prominenten und Politikern durch die „Panama Papers”, die in vielen Ländern zu Ermittlungen führten. „Technologie und Geschwindigkeit unserer Arbeit haben sich im Vergleich zu früher geändert”, sagte Döbler, „aber journalistische Arbeit bestimmt immer noch den politischen Diskurs. Die ‚New York Times’ in Amerika, die ‚Süddeutsche Zeitung’ in Deutschland, aber auch der WESER-KURIER in Bremen und umzu setzen Akzente und decken Themen auf.“
Beispiel Bremer Landesbank

200 WESER-KURIER-Leser sahen "Die Verlegerin" als Vorpremiere in der Schauburg.
Als Beispiel für Bremen nannte Döbler die Berichterstattung über die finanziellen Schwierigkeiten der Bremer Landesbank durch faule Schiffskredite. „Da bin ich zum Vorstand gegangen und habe gesagt, dass wir Gegenwind bekommen werden. Aber wir waren uns einig, dass wir das aushalten.“ Werder Bremens Medienchef Michael Rudolph brachte das Stichwort „Glaubwürdigkeit der Medien“ angesichts der Vielzahl von verfügbaren Informationen in die Diskussion. Für Marcel Auermann ist die wichtigste Grundlage die verlässliche Information. „Die finde ich eventuell nicht in einem Post im Internet“, sagte er.
Der Film zeigt auch, wie sich Graham von einer Frau, die nur durch den Tod ihres Mannes in die Entscheider-Rolle kam, zu einer selbstbewussten Verlegerin wandelt. Eine Leserin: „Der Film zeigt, wie sie entdeckt, dass sie etwas bewegen kann. Ohne Frauen wie Kay Graham gäbe es heute keine Frauen in Führungspositionen.“
++ Dieser Artikel wurde zuletzt am 14. Februar 2018 um 20.58 Uhr aktualisiert. ++