Etwa jeder zehnte Jugendliche verlässt in Bremen die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss. Die FDP hat das am Mittwoch mit einer Aktuellen Stunde in der Bürgerschaft zum Thema gemacht. Jeder Dritte, der die Oberschule ohne Abschluss verlässt, holt später an einer Berufsschule einen Abschluss nach. Dennoch ist die Abbrecher-Quote in Bremen viel höher als im Bundesschnitt.
Hauke Hilz (FDP): Jeder Zehnte ohne Abschluss – "das darf nicht so bleiben, das ist ein Armutszeugnis für den Senat", stellte FDP-Fraktionsvizechef Hilz klar. Zwar würden die Berufsschulen einiges auffangen. Doch viel zu wenige erreichten an allgemeinbildenden Schulen einen Abschluss, so Hilz: „Sie haben hier als rot-rot-grüner Senat eindeutig versagt.“ Er forderte besseres digitales Lernen, stärkere Autonomie für Schulen und mehr Ganztagsschulen. „In Hamburg ist der Ganztagsausbau stark vorangetrieben worden, dort zeigen sich deutliche Leistungsverbesserungen.“
Gönül Bredehorst (SPD): "Keine Frage, die Abbrecherquote ist zu hoch", betonte Bildungspolitikerin Bredehorst. Man könne Bremens hohe Quote "aber nicht stumpf mit anderen Bundesländern vergleichen", so Bredehorst. Denn in Bremen sei jedes zweite Kind von einer der drei Risikolagen für Bildungsarmut betroffen. Forscher unterscheiden drei Risikolagen: die Eltern sind arbeitslos, sie haben ein geringes Einkommen oder eine geringe Ausbildung.
Yvonne Averwerser (CDU): Handlungsbedarf sieht die CDU-Bildungspolitikerin bei der Sprachförderung: „Wir müssen die Kinder sehr früh sprachlich fördern.“ Zudem müsse man bei Schulmeidern schneller reagieren: Wenn es sechs bis acht Wochen dauere, bis es eine Fallkonferenz zu einem Kind gebe, das nicht zur Schule gehe, sei das zu spät. Averwerser ist sich sicher, dass die Zahl der Schulmeider in den kommenden Jahren in Folge der Pandemie deutlich steigen wird.
Christopher Hupe (Grüne): Konkret gehe es um etwa 600 Jugendliche, die zuletzt ohne Abschluss Bremens Schulen verließen, so Hupe. Viele von ihnen wüchsen in Armut auf, hätten Migrationshintergrund oder sonderpädagogischen Förderbedarf. „Aber wir können uns nicht zurücklehnen und sagen: Hier ist die Lage schwieriger, deshalb ist das nicht so schlimm.“ Gebraucht würden mehr Lehrkräfte, die selbst Migrationshintergrund hätten. Zudem dauere es zu lange, bis der Senat die Sprachförderung real verbessere.
Sofia Leonidakis (Linke) forderte, Jugendliche müssten auch mit über 18 weiter das Recht auf einen Schulbesuch haben. Zudem kämen viele Erwachsenenschulen, an denen man Abschlüsse nachholen kann, derzeit an ihre Kapazitätsgrenzen.
Sascha Aulepp (SPD): "Vielen reicht die Zeit an einer allgemeinbildenden Schule nicht, um einen Abschluss zu machen", sagte die Bildungssenatorin. Es sei richtig, dass Jugendliche später einen Abschluss nachholen könnten. Unter denen, die zunächst keinen Abschluss erreichten, seien viele, die allein nach Deutschland geflüchtet seien und deren Bildungsbiografie riesige Brüche habe. "Diese Gruppe stellt uns vor größere Herausforderungen, und es braucht mehr Ressourcen, sie zu einem Abschluss zu führen."