Radrouten in Bremen Kein Mut zur Fahrradbrücke

Bau- und Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) ist mit seinem Vorstoß zunächst gescheitert, eine Fahrradbrücke über die Weser bauen zu lassen. Aber er will mit dem Projekt nicht aufgeben.
25.03.2018, 20:44 Uhr
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Kein Mut zur Fahrradbrücke
Von Jürgen Hinrichs

Es geschah mehr nebenbei, eine Bemerkung von Bau- und Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) in einem Facebook-Live-Interview des WESER-KURIER: "Im Moment ist das Projekt angehalten", sagte Lohse. Er meinte die geplanten Fahrradbrücken über die Weser. Der Senator hatte viel Unverständnis und Unmut auf sich gezogen, als er das Projekt vor knapp einem Jahr publik machte. "Was für ein Irrsinn!", kritisierte zum Beispiel die FDP-Fraktion. Das Geld für die Brücken werde in Bremen für andere Zwecke benötigt. Eine Auffassung, die sich schließlich auch bei Rot-Grün durchsetzte. In den Haushaltsberatungen habe man andere Prioritäten gesetzt, gestand Lohse in dem Interview ein. Eine Schlappe für den Mann, der von seinen politischen Gegnern gerne als "Fahrradsenator" bespöttelt wird. Er verweist jetzt auf die Zeit nach der Bürgerschaftswahl im Mai kommenden Jahres.

Lohse scheitert

Beide Brücken – eine zwischen der Neustadt und Mitte, die andere zwischen Habenhausen und Hemelingen – wären mit bis zu 90 Prozent vom Bund gefördert worden. Außerdem sind sie im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) enthalten. Ziel sei, die trennende Wirkung der Weser als natürliche Barriere zu mildern, heißt es darin. Unterschrieben wurde der Plan auch von der CDU, dem ADAC und der Handelskammer, kein rein rot-grünes Projekt also. Unterstützung bekam Lohse trotzdem nicht, als er mit seinen Plänen konkret wurde.

Die Umweltschutzorganisation BUND hält dem Senator vor, in der Angelegenheit ungeschickt agiert zu haben. "Wir haben von seinem Vorstoß nichts gewusst, andere wahrscheinlich auch nicht. Lohse hätte die verschiedenen Akteure, die am VEP mitgewirkt haben, einbinden sollen", sagt BUND-Geschäftsführer Martin Rode. Die Kosten für die Brücken wären mit dem Zuschuss des Bundes im Rahmen geblieben. "Im gesamten Verkehrsetat hätten sie nur einen Bruchteil ausgemacht."

Am Beispiel der Brücken wie auch an den Premiumrouten macht Rode ein Mentalitätsproblem fest. "Die Ansprüche der Autofahrer werden immer noch absolut gesetzt. Die Ansprüche der Radfahrer dagegen oft diffamiert." Die Debatte sei sehr emotional. "Da sind Wutbürger unterwegs." Dass der Anteil der Radfahrer am Straßenverkehr in Bremen mit 25 Prozent vergleichsweise hoch ist, freut den BUND-Mann. Zu Buche schlage dies aber vor allem im Kernbereich der Stadt. Dort seien die geübten Radfahrer unterwegs. Um die Quote zu erhöhen, sollten die Verkehrsplaner ihr Konzept auf solche Radler ausrichten, die Vorsicht walten lassen und auf Sicherheit Wert legen.

Potenzial der Mutigen

Ins gleiche Horn bläst der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), eine Organisation, die vor 39 Jahren in Bremen gegründet wurde, ihre Lobby-Arbeit mittlerweile von Berlin aus macht und mehr als 160 000 Mitglieder hat. "Das Potenzial der Mutigen ist ausgeschöpft", erklärt Sven Eckert, Geschäftsführer des ADFC in Bremen. Hinzu kommen müssten nun diejenigen, die auf eine sichere Infrastruktur angewiesen sind. Sonntagsradfahrer könnten so zu Alltagsradfahrern werden. Die geplanten Premiumrouten wünscht er sich deshalb "selbsterklärend und fehlerverzeihend".

Eckert lebt in der Stadt und hat ein Auto zu Hause, das er nutzt. "Wir sind keine Autohasser, natürlich nicht", sagt er. Der ADFC suche nicht die Konfrontation, "das ist nicht zielführend". Es gehe vielmehr darum, die Menschen mitzunehmen, sie von den Vorteilen zu überzeugen, die alle Verkehrsteilnehmer hätten, wenn der Radverkehr in Bremen noch einmal zunimmt.

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