Im Familien- und Quartierszentrum (FQZ) an der August-Bebel-Allee ist auch in den Sommerferien viel los. Neben Frühstück und Mittagstisch im Café sind die regelmäßigen Treffpunkte und laufenden Angebote für alle Altersgruppen auch jetzt gut besucht. In den letzten beiden Wochen, bevor die Schule wieder beginnt, gibt es in diesem Jahr erstmals ein neues Sprachprojekt, in dem Mütter und Kinder gemeinsam lernen.
Stadtteilbeirat und Quartiersmanagement vom Amt für Soziale Dienste haben im Frühjahr gemeinsam mit den Grundschulen in der Vahr und dem Team vom Mehrgenerationenhaus ein Konzept entwickelt, um für zugewanderte Migranten-Familien im Quartier zusätzliche Sprachförderung kostenfrei zu ermöglichen. Sie sollen rechtzeitig vor der Einschulung bessere Chancen bekommen, wie Beiratssprecher Bernd Siegel betont. Aus Globalmitteln und dem Win-Programm (Wohnen in Nachbarschaften) wurden dafür rund 3500 Euro zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit den Müttern kann eine Gruppe mit Vorschulkindern vormittags Deutsch lernen. An fünf Tagen hintereinander lernen sie in lockerer Runde viele deutsche Wörter kennen und üben die richtige Aussprache.
So lernen sie zum Beispiel, wie die Bezeichnungen von Haustieren, verschiedenen Pflanzen, Haushaltsgegenständen und Verkehrsmitteln auf Deutsch gesprochen und geschrieben werden. Und dann probieren die Kita-Kinder Maja, Nurtasa und Noyan auch noch geduldig, welche Artikel zu diesen Wörtern gehören: „Der, die oder das?“
Dorit Andrea Lamprecht leitet das Projekt gemeinsam mit drei jungen Pädagoginnen in den oberen Räumen des Familien- und Quartierszentrums. „Es geht um spielerische Sprachübungen für angehende Schulkinder. Wir zeichnen und malen, singen Lieder und vermitteln Begriffe aus der alltäglichen Umgebung“, erklärt die Koordinatorin vom Mehrgenerationenhaus im FQZ.
Mütter und Kinder lernen teilweise getrennt voneinander, um dann wieder gemeinsam das Erlernte zu wiederholen. Für Pausen mit Entspannung und für Verpflegung im Kursus wird gesorgt, und die Betreuung der jüngeren Geschwister wird ebenfalls organisiert. Schließlich gehört noch ein Ausflug in die Natur dazu.
Beim Deutschlernen hilft auch Lehrerin Kateryna Ostroverich. Sie leitet an der Grundschule Witzlebenstraße die Vorkurse für Schülerinnen und Schüler aus Familien ohne Deutschkenntnisse. Sie weiß, was für die kleinen Sprachanfänger und ihre Mütter wichtig ist.
In dem Sprachprojekt sind zwei Kurse eingeplant und dazu haben sich jeweils rund zehn Familien angemeldet, die unter anderem aus Somalia, der Türkei, Afghanistan und Polen kommen. Die drei Grundschulen, alle Kindergärten, die Volkshochschule und das Bürgerzentrum Neue Vahr haben in den vergangenen Monaten über dieses Ferien-Sprachprojekt informiert und für die Teilnahme geworben. „Uns liegt vor allem daran, die Mütter anzusprechen, denn sie sind die Schlüsselpersonen in den Familien“, sagt Dorit Andrea Lamprecht. Der Kursus sorge nicht nur für bessere Sprachkenntnisse, sondern auch für soziale Kontakte und eine gute Vernetzung. Die Frauen können sich gegenseitig kennenlernen, austauschen. Sie erfahren mehr über die vielfältigen Angebote oder Beratungen im Familien- und Quartierszentrum und im Stadtteil.
Lamprecht kümmert sich in den Kursen zudem darum, dass der kindliche Spracherwerb auch mit der jeweiligen Muttersprache begleitet wird. Alle Wörter werden stets in beiden Sprachen korrekt aufgeschrieben, um sich diese richtig einzuprägen. „Es soll kein Kauderwelsch gesprochen werden“, sagt Lamprecht.
Am letzten Kursustag fahren alle Teilnehmer zusammen mit dem Bus zum grünen Naturgelände des Nabu am Vahrer Feldweg in Sebaldsbrück. Dort nehmen sie an einem kleinen Ferienprogramm teil, inklusive Mittagessen am Lagerfeuer. Ein tolles Erlebnis für die Kinder, es gibt Tiere zu sehen wie Esel, Schafe und Hühner und Enten auf dem Teich. So können alle dabei auch gleich ihre Deutschkenntnisse ausprobieren.
„Dieses Sprachprojekt bietet gute Vorbereitung für eine gelungene soziale und sprachliche Integration der Familien in unserem Stadtteil“, meint Dirk Stöver, Quartiersmanager in der Vahr. Er versichert, dass auch im kommenden Jahr wieder Feriensprachkurse für Familien möglich sein werden.
Weitere Informationen
Kontakt: Dorit Andrea Lamprecht, Koordinatorin Mehrgenerationenhaus im Familien- und Quartiers-Zentrum Neue Vahr Nord, August-Bebel-Allee 284, Telefon 67 32 84 31 oder unter www.fqz-bremen.de.