Am Donnerstag endet die Anmeldephase für das Kindergartenjahr 2016/2017. Dass es ab Sommer eng wird mit den bestehenden und geplanten Plätzen in Krippen und Kitas, ist absehbar.
Der Grund: Viele Menschen ziehen nach Bremen, darunter von Flüchtlingsfamilien mit kleinen Kindern. Darauf hat jüngst der Sprecher des Zentralelternbeirats hingewiesen. Und nach Einschätzung von Carsten Schlepper (Landesverband evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder) dauert der Bau einer Einrichtung bis zu vier Jahre. Umso glücklicher sind Investor Thomas Stefes und Birgit Weber-Witt vom Familienbündnis, dass das gemeinsame Kita-Projekt nun am Domshof verwirklicht werden kann.
40 Plätze, davon 20 für unter Dreijährige, gibt es dort ab 1. August. Zehn Anmeldungen liegen vor, sagt die Leiterin der Betreuungsangebote vom Familienbündnis, Birgit Weber-Witt. Und das, obwohl auf der 1000 Quadratmeter großen Fläche im ersten Stock der Innenstadtimmobilie, den einst die Commerzbank belegte, noch nichts die künftige Nutzung erahnen lässt. 400 Quadratmeter sind auf jeden Fall für einen Indoor-Spielplatz vorgesehen. Ein Zugeständnis an das fehlende Außengelände der künftigen Kita. Und eine große Chance, „hier Dinge zu machen, die draußen nicht möglich sind“, so Thomas Stefes.
Einzelhandel neben Kita
Er erwarb den großen Gebäudekomplex Domshof 8-12 mit dem historischen Teil der ehemaligen Bremer Bank im Jahr 2013. Nach Sanierung und Umbau sind viele Flächen längst an Kanzleien und andere Unternehmen vermietet. In der Bremer Bank will ab Herbst das Einzelhandels- und Versandunternehmen Manufactum Kunden anlocken (wir berichteten). Und quasi Wand an Wand haben ab Sommer 40 Kinder, ihre Erzieherinnen und Erzieher Platz zum Spielen und Lernen. Wie genau ihr Quartier aussehen soll, werde derzeit von einem Architekten entworfen, sagen Stefes und Weber-Witt. Ein Farbkonzept für die Räume und ein Thema für den Innenspielplatz würden erarbeitet, die Innenausstattung sei geplant.
Von der Seemannstraße aus gelangen Eltern mit ihren Kindern über ein großes Treppenhaus direkt in den ersten Stock. Unten, so Stefes, gibt es Stellflächen für Kinderwagen. Barrierefreiheit ist über den Haupteingang vom Domshof her garantiert. Dort führen mehrere Aufzüge in sämtliche Etagen des Gebäudes.
Kosten im siebenstelligen Bereich
„Eine Kita in dieser Größe in der Innenstadt ist eine kleine Herausforderung“, sagt Stefes nicht ohne Stolz. Zunächst hatte die Behörde wegen des fehlenden Außengeländes mit der Zustimmung gezögert. Zwei Jahre seien seit der ersten Idee ins Land gegangen. Jetzt werde der Bauantrag gestellt, so Stefes. Kommt die Genehmigung zügig, können die eigentlichen Umbauten schnell vorangehen. Toilettenanlagen mit kleinen WCs, Fußböden, Brandschutz, Flucht- und Rettungswege werden eingebaut. „Eine nicht geringe Investition im siebenstelligen Bereich“, wie der Investor sagt. Die Möglichkeiten für die zusammenhängende Fläche auf einer Ebene sind vielfältig, „denn wir haben variable Grundrisse“, hebt Andreas Fuchs, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Stefes Pro, weitere Pluspunkte hervor.
„Der Ort ist einzigartig“, bestätigt Weber-Witt vom Familienbündnis. Mit diesem Verein, den die Sparkasse und die Bremer Heimstiftung gemeinsam gegründet haben, um stadtweit betriebsnahe und familienentlastende Angebote zu machen, hat Stefes einen erfahrenen Betreiber für die Kita Domshof gefunden. Weber-Witt geht davon aus, dass vor allem Eltern, die innenstadtnah arbeiten, an den Plätzen interessiert sind. Auch aus Horn, Schwachhausen und der Neustadt rechnet sie mit Anmeldungen. „Der Druck in diesen Stadtteilen ist groß. Es gibt dort und anderswo zu wenig Angebote“, sagt sie. „Die Plätze werden schnell weg sein.“
"Standort Domshof immer stimmiger"
Für Thomas Stefes, der schon mehrmals leer stehende Immobilien erworben und zu neuem Leben erweckt hat, ist es die fünfte Kindertagesstätte, die er als Gebäudeeigentümer auf den Weg bringt. Das Familienbündnis wird mit dem Domshof dann seinen achten Kita-Standort in Bremen betreiben. In Kattenesch, Osterholz, in Horn, Borgfeld und in Bremen-Nord sei man schon vertreten, berichtet Birgit Weber-Witt.
Aus Sicht des Investors „wird der Standort Domshof damit immer stimmiger“. Dafür sollen auch Manufactum und der gastronomische Betrieb „Brot und Butter“ in der Bremer Bank ab Herbst dieses Jahres sorgen. Im Erdgeschoss unterhalb der Kita sieht Thomas Stefes eine Ladenpassage (wir berichteten), die einmal eine neue Wegebeziehung zwischen Domshof und Altem Polizeihaus, also zwischen der Innenstadt und dem Ostertorviertel, schaffen soll. Und in dem Eckhaus Domshof/Bischofsnadel, das Stefes ebenfalls gekauft hat, wird nach seinen Angaben das bundesweit tätige Franchise-Unternehmen „Dean & David“ ein weiteres Bistro in Bremen eröffnen – das andere liegt in der Pieperstraße.
Behörde verschickt Zusagen ab 3. März
Die Anmeldephase für das nächste Kindergartenjahr geht an diesem Donnerstag, 28. Januar, zu Ende. Doch frei werdende Plätze in Krippen, Kitas und Horten werden das ganze Jahr über neu belegt, heißt es aus der Bildungsbehörde. Insgesamt würden Plätze für Unter-Dreijährige in 258 Bremer Tageseinrichtungen sowie rund 320 Kindertagespflegestellen, also bei Tagesmüttern und -vätern, angeboten. Die Bildungsbehörde hat nach eigenen Angaben knapp 4500 Kita-Pässe neu an Eltern verschickt, deren Kinder zwischen dem 1. August 2014 und dem 31. Juli 2015 geboren wurden und noch keinen Kita-Pass haben.
Für Kinder, die am 1. August 2016 ihr erstes Lebensjahr vollendet haben, besteht ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Ab 3. März, so teilt die Behörde mit, würden Zusagen für Plätze in Krippen, Kitas und bei Tagesmüttern verschickt. Bis 23. März sollen auch Eltern von Schulkindern Bescheid bekommen, ob diese einen Platz im Hort oder in anderen Betreuungsprojekten haben. „Diese Zusagen für Tageseinrichtungen müssen von Eltern innerhalb einer Frist bestätigt werden, wenn sie den Platz annehmen wollen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde zum Verfahren. Geschehe das nicht fristgerecht, werde der Platz anderweitig vergeben.