Wenn an diesem Donnerstag die Sommerferien enden, werden einige Kinder nicht in die Klassenräume ihrer Schulen zurückkehren, sondern auf Container ausweichen müssen. Was sich vor einigen Wochen bereits angedeutet hatte, ist in den Ferien nun umgesetzt worden: An insgesamt 18 Schulstandorten in der Stadt sind sogenannte Mobilbauten aufgestellt worden, in denen die Schüler unterrichtet werden sollen. In einen Großteil davon werden Grundschüler und ihre Klassenlehrer einziehen.
Die Umsetzung der Hauruck-Aktion, die zu Beginn des Jahres beschlossen wurde und Bremen nach jetzigem Stand etwa zehn Millionen Euro kosten wird, wird allerdings noch etwas länger dauern als gedacht. Das bestätigt die städtische Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB), die den Aufbau der Container betreut. An zwei Standorten wird sich die Aufstellung der Container verzögern. Davon betroffen sind die Grundschulen Tami-Oelfken-Schulein in Bremen-Nord und Am Weidedamm in Findorff, wo es beim Bau Probleme gab. Zwei weitere Bauten sollen erst im Herbst fertiggestellt werden (Oberschulen Schaumburger Straße und Oberschule Findorff).
Die Unterrichtsversorgung ist nach Angaben der Bildungsbehörde dadurch nicht gefährdet. "Für die Standorte, die noch nicht fertig sind, wurden gemeinsam mit den Schulleitungen vor Ort Übergangslösungen geschaffen", sagt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde. Unter anderem sollen Schüler zeitweise in Differenzierungsräume ausweichen, bis die übrigen Arbeiten erledigt sind.
Grund für die knappen Fertigstellungen ist nach Angaben von Immobilien Bremen die schwierige Situation im Baugewerbe. Dadurch würden die verantwortlichen Firmen nicht an ausreichend Handwerker kommen. Die Kosten für die bisher aufgestellten Container variieren laut IB je nach Größe zwischen 300 000 Euro und einer Millionen Euro je Standort. Abhängig von der geplanten Nutzungsdauer werden die Standorte entweder gemietet oder gekauft. In zwei Fällen (Schule Burgdamm, Oberschule im Park) habe sich ein Kauf von Mobilbauten als wirtschaftlicher erwiesen.
Im kommenden Schuljahr werden im Vergleich zum vorherigen zwar weniger Kinder eingeschult und es wechseln weniger Kinder in die fünften Klassen, dennoch steigt die absolute Zahl der Schülerinnen und Schüler. Hintergründe dafür seien die stetige Zuwanderung und die Tatsache, dass die Jahrgänge, die die Schulen verlassen weniger Schüler zählen als die, die nachfolgen.
Bedarf an Schulplätzer deutlich höher
Die exakte Zahl der Schüler hatte die Politik in den vergangenen Monaten auf die Probe gestellt. Die Landesregierung hatte sich bei ihren Ausbauplanungen bis Ende vergangenen Jahres auf überholtes Zahlenmaterial gestützt, nämlich auf die Prognosen des Statistischen Landesamtes zur Bevölkerungsentwicklung von August 2016. Sie waren Grundlage des Doppelhaushaltes 2018/19, den die Bürgerschaft am 6. Dezember 2017 beschloss. Zwei Wochen später hatte der Senat eine aktualisierte „kleinräumige Bevölkerungsprognose“ auf dem Tisch. Der daraus abgeleitete Bedarf an Schulplätzen war deutlich höher als das, was davor zur Debatte stand. Die verfehlte Planung hatte damals vor allem bei der Opposition massive Kritik hervorgerufen.
An zehn Standorten werden Container aufgebaut, die im Besitz der Stadt sind und die vorher zur Unterbringung Geflüchteter genutzt wurden. Einige der angemieteten und gekauften Container wurden aus anderen EU-Ländern nach Bremen transportiert.
Die Grundschule an der Stader Straße gehört zu jenen Standorten, die kurz vor Schluss fertig geworden sind. In die Mobilbauten soll nach der Einschulung am Wochenende eine erste Klasse einziehen. Ende Juni haben die entsprechenden Bauarbeiten dafür begonnen. Neben einem Fundament wurden elf einzelne Container aus Sachsen-Anhalt geliefert, die die Handwerker miteinander verschweißt haben. Innen drin findet sich alles, was auch in dem Schulgebäude nebenan zu finden ist: Neben ihrem eigentlichen Unterrichtsraum, wird es einen Differenzierungsraum, Garderoben und Toiletten in den Containern geben.
Besonders empfindlich für die unterschiedlichen Jahreszeiten seien die neuen Container nicht. "Sie sind ausreichend gedämmt worden", sagt der zuständige Architekt Uwe Lamping. Einige Lehrer hätten bei den Vorbereitungen in der Schule bereits ihre Vorurteile gegenüber den Bauten abgebaut und freuen sich auf den Unterricht in dem neuen Trakt. Im kommenden Jahr soll noch einmal ein Stockwerk auf den ersten Bau aufgesetzt werden.
Die Container an allen Schulen sind insgesamt auf zwei bis fünf Jahre ausgelegt. Wie groß das Ausmaß an Sanierungs-und Umbaumaßen ist, ließ Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) am Dienstag während einer Pressekonferenz zum neuen Schuljahr durchblicken. In Bezug auf die Schulstandortplanung sagte sie: "Wir werden voraussichtlich drei von vier Schulen in irgendeiner Weise aus- oder umbauen müssen, um den zusätzlichen Platzbedarf zu decken."