Auf dem Lucie-Flechtmann-Platz ging es einmal nicht um Pflanzaktionen, sondern der Platz entpuppte sich zu einem kleinen Treffpunkt für Piraten. Ob mit Holzbein, Augenklappe oder einem Papagei auf der Schulter, kleine und große Piraten haben sich auf dem Platz getroffen. Der Tag sollte ursprünglich mit einem Brunch beginnen, zu dem jeder etwas mitbringen konnte. Doch schon zu Beginn waren die freiwilligen Organisatoren noch ausgiebig mit dem Aufbau beschäftigt. Und dann kamen auch schon vereinzelt kleine Piraten zum Spielen vorbei. Der Nachmittag sollte ein nettes und ungezwungenes Beisammensein sein, bei dem jeder seine Ideen mit einbringen konnte.
Der sechsjährige Simon und der dreijährige Milos aus der Neustadt hatten sich mit Augenklappe und Kopftuch in Schale geworfen. Die beiden Geschwister waren auf einem kleinen Holzboot unterwegs und reckten dabei ihre Holzsäbel in die Luft.
Über den Lucie-Flechtmann-Platz verteilt, waren mehrere kleine Stationen aufgebaut. An einer Slackline trainierten Kinder und Erwachsene ihre Balance, andere spielten mit ihren Holzwaffen oder tingelten einfach über das Gelände. Andere wiederum waren nur auf der Durchreise zu La Strada stehen geblieben. Nina aus Huchting war ganz fasziniert von der magischen Möwenschiete, die zugleich flüssig als auch fest war. Wenn man mit den Fingern schnell genug war, dann konnte man einen kleinen Ball daraus formen, bevor die magische Möwenkacke wieder zu einer zähen Suppe wurde. Durch einen Trick konnte Nina sogar die Schüssel leicht anheben, indem sie ihre Hände nur in die zähe Flüssigkeit getaucht hatte. Bei der weißen Substanz handelte es sich um Wasser mit Stärke. Die Kinder konnten auch an einem kleinen Piratenquiz teilnehmen und etwas über Regeln und Leben auf dem Meer erfahren.
Laura Goltz aus der Neustadt und Jannis Wichmann aus dem Viertel wollten mit den kleinen Piraten Instrumente wie Regenmacher und Rasseln bauen. „Hier sind Freiräume, von denen wir auch profitieren, daher wollten wir was zurückgeben“, sagt Jannis Wichmann, der Musikpädagogik mit dem Schwerpunkt Konzertgitarre studiert. Bevor es an den Bau der Instrumente gehen konnte, stimmten Jannis Wichmann und Laura Goltz ein typisches Piratenlied an. „Yo ho, yo ho, müssen Piraten Kinder sein?“, sang Laura Goltz und spielte dabei das Akkordeon. Die Kinder hatten offenbar zum Singen nicht besonders viel Lust. Als es allerdings darum ging, Segel zu hissen und die Masten in der Fantasie hoch zu klettern, haben sie alle mitgemacht. „Wonach müsst ihr Ausschau halten?“, fragte Laura Goltz. „Nach einem Angriff“, rief ein kleiner Pirat in die Runde. Also mussten sie die Kanonen laden und sich auf den Kampf vorbereiten.
Und wie kann es eigentlich sein, dass viele Piraten verdurstet sind, obwohl sie doch von so viel Wasser umgeben sind? „Na klar, das liegt am salzhaltigen Wasser“, wusste ein anderes Kind. Außerdem staunten die Kids nicht schlecht, als sie erfuhren, dass die Piraten immer viel Rum getrunken haben, da ihr eigenes Wasser schnell faulig wurde.
Selbstverständlich konnten sich die Kinder auch schminken lassen oder an einer Station ihrer künstlerischen Fantasie rund um die Piraterie freien Lauf lassen. Diese kleine Piratenwelt sollte neben dem Spaß auch einen kleinen ernsten Anstoß haben. Martin Mauritz aus Findorff erklärte, welche Gemeinsamkeiten einige Piraten des 17. Jahrhunderts mit den heutigen Flüchtlingen haben. Passend dazu war für den Nachmittag ein Auftritt des World-Hip-Hop-Stylz featuring Effect geplant, einem Musikprojekt der Flüchtlings- und Jugendhilfe des Bundes Deutsches Pfadfinderinnen-Haus. Wegen des Ramadans hatte die Truppe ihren Auftritt allerdings abgesagt. Stattdessen ist „Clöse, der Liedermacher“ (Gesang und Gitarre) und Anna vom Kabinett der Spatzen mit Reifenartistik aufgetreten. Darüber hinaus waren Protesttango, ein Avantgarde-Tango-Rap-Theater aus Buenos Aires und Braindead aus Hamburg im Rahmen des Breaking Boarders Festivals für den Nachmittag angekündigt.