Der Rohbau steht: Am Donnerstag wurde an der Bismarckstraße Richtfest für den Neubau am Klinikum Mitte gefeiert. Lange musste Bremen auf das Haus warten. Inzwischen ist das Klinkergebäude hoch aus dem Boden geschossen, das fertige Krankenhaus ist deutlich erkennbar. Ende 2014 sollen die ersten Abteilungen in den 265Millionen Euro teuren Neubau einziehen.
Es ist ein Meilenstein für ein Mammutprojekt: Langsam senkt der Kran den Richtkranz über dem künftigen Krankenhaus ab. In Spitzenzeiten haben in den vergangenen Monaten 400 Menschen auf dieser Großbaustelle an der Bismarckstraße gearbeitet. Hier wächst seit Mai 2011 der Neubau für das Klinikum Mitte in die Höhe. Jetzt stehen tatsächlich die wesentlichen Teile des Zentralgebäudes, des künftigen Hauses drei. Der fertige Klinkerbau ist unter den Gerüsten schon gut zu sehen.
An die Stelle der alten, weitläufigen Pavillon-Struktur des Krankenhauses tritt ein kompakter Neubau mit vier Flügeln. Der Grundriss des neuen Gebäudes erinnert an eine große Gabel, die sich zur Bismarckstraße hin öffnet. Statt der etwa 20 Hektar, auf denen sich die alten Klinik-Pavillons ausdehnten, nimmt der fünfstöckige Neubau nur eine Fläche von etwa sechs Hektar ein. Auf den frei werdenden 14 Hektar entsteht das neue Hulsberg-Viertel.
Mit dem Umzug in den Neubau ergeben sich kürzere Wege für Patienten und Klinikpersonal. Geplant sind auch logistische Verbesserungen, wenn zum Beispiel medizinische Geräte oder Medikamente innerhalb des Krankenhauses transportiert werden. Im Zuge des Neubaus wird auch die technische Innenausstattung modernisiert.
Gesundheitssenator Hermann Schulte-Sasse (parteilos), der selbst bis 1991 als Oberarzt am Klinikum Mitte tätig war, erinnerte daran, dass schon damals die Notwendigkeit eines Neubaus absehbar war: „Es war uns schon lange klar, dass die Krankenhausgebäude den Anforderungen der modernen Medizin nicht mehr gerecht werden“, sagte er und bezeichnete einen Neubau als „alternativlos“. Er betonte die Bedeutung des Klinikums Mitte nicht nur für Bremen, sondern auch für das Umland. 36 Prozent aller Patienten des Krankenhauses kommen aus Niedersachsen.

Zehn Jahre hat das Klinikum Mitte auf diesen Neubau gewartet: Architekt und Generalplaner Michael Ludes sprach gestern bei der Feier für das neue Haus drei.
Der Umzug geht auch mit einem Bettenabbau einher: Während es derzeit im Altbau 966 Betten gibt, sind im Neubau nur noch 750 Betten vorgesehen.
Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) erinnerte beim Richtfest an den langen Vorlauf des Projekts und an die unzähligen Senatssitzungen zum Klinik-Neubau. „Es ist eine finanzielle Herausforderung für Bremen“, sagte Böhrnsen, „aber wir haben uns dieser Herausforderung gestellt, weil wir weiter Verantwortung für eine leistungsstarke medizinische Versorgung in Bremen übernehmen wollen.“ Er betonte, das Klinikum Mitte sei ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit dem Rang einer Uniklinik. Beides solle auch künftig so bleiben.
Nach derzeitigem Stand soll offenbar sowohl der letzte Kostenplan als auch der Zeitplan für die Bauarbeiten eingehalten werden. Bei Baubeginn im Mai 2011 hatte man mit Kosten von 230 Millionen Euro geplant, inzwischen geht die Gesundheit Nord (Geno) von 265 Millionen Euro aus.
Während im Vorfeld der Neubau als Public-Private-Partnership geplant war, also als gemeinsam von privater und öffentlicher Hand finanziertes Projekt, wurde es später zu einem Projekt, für das die Geno selbst die Finanzmittel erwirtschaften musste – mit einer Bürgschaft der Stadt.
Der Neubau ist eines der derzeit größten Krankenhaus-Bauprojekte bundesweit. „Hier entsteht ein hochmodernes Krankenhaus, auf das Bremen, die Region und ganz Deutschland schauen“, sagte Baugeschäftsführer Robert Pfeiffer gestern.
Das künftige Haus drei bekommt einen Zentral-OP mit 16 verschiedenen Operationssälen. Es hat eine Nutzfläche von 49000 Quadratmetern, was fünf Fußballfeldern entspricht und ruht auf 1000 Pfählen.
Ein organisatorischer Kraftakt steht den Krankenhausmitarbeitern noch bevor, wenn die ersten Abteilungen umziehen. Als Zeitpunkt dafür ist momentan das Ende des kommenden Jahres anvisiert. Ende 2016 soll das neue Klinikgebäude nach derzeitiger Planung abgeschlossen sein.