Der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) wird einen eigenen Springerpool aufbauen, um künftig flexibler auf Personalengpässe reagieren zu können. „Damit soll die teure Leiharbeit reduziert werden. Ab Ende Februar soll ganz gezielt für diesen Pool Personal geworben werden“, bestätigte Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) dem WESER-KURIER am Montagabend nach einer Sitzung des Sanierungsausschusses.
Die Sitzung, die von 16.30 bis etwa 19 Uhr dauerte, war angesichts der aktuellen Schieflage des Klinikverbunds für die Aufsichtsratsmitglieder geöffnet worden – und damit eine Art Krisensitzung nach den Entwicklungen in den vergangenen Wochen. Nach Informationen dieser Zeitung soll zunächst mit dem Aufbau eines Springerpools für Pflegekräfte begonnen werden. Zielgruppe sind danach etwa ausgebildete Pflegekräfte, die in Vollzeit, aber auch in Teilzeit arbeiten wollen; zum Beispiel auch Frauen und Männer, die in Elternzeit sind und für bestimmte Zeitkorridore ihre Arbeitskraft anbieten. Den Pool danach auch auf Ärzte auszuweiten, ist den Informationen zufolge nicht ausgeschlossen. Leiharbeit ist ein Kostentreiber, den der Klinikverbund nach wie vor nicht in den Griff bekommt.
Vor allem im ärztlichen Bereich kosten Beschäftigte, die nicht zur Stammbelegschaft gehören oder auf Honorarbasis arbeiten, teils deutlich mehr als eigene Mitarbeiter. Das gilt – zwar in abgeschwächter Form – auch für den Pflegebereich. Insgesamt gab die Geno im vergangenen Jahr rund 9,2 Millionen Euro für die Bezahlung von Leiharbeit aus.
Weniger Leiharbeit und moderne Bettensteuerung
Die Geschäftsführung der Geno soll außerdem ein Konzept zur sogenannten Bettensteuerung entwickeln, wie Quante-Brandt betonte. „Wenn man beispielsweise weiß, dass zum Wochenende viele Patienten auf bestimmten Stationen entlassen werden, könnte die Personalstärke in gewissem Umfang heruntergefahren werden. Das sind aber Prozesse, die man planen muss.“ Dies gehöre wie der Aufbau des Springerpools zu konkreten Absprachen, die in der Sitzung getroffen wurden, betonte die Senatorin. „Die Geno wurde nicht nur aufgefordert, Maßnahmen zu entwickeln, sondern klare Umsetzungsschritte und realistische Pläne zu benennen.“
Wie berichtet, war in der vergangenen Woche bekannt geworden, dass die Geno weit hinter ihrem wirtschaftlichen Plan zurückliegt – das Minus stieg von knapp 12,6 Millionen Euro auf rund 18 Millionen Euro an. SPD und Grüne hatten im Koalitionsausschuss außerdem eine Finanzspritze in Höhe von 185 Millionen Euro für den angeschlagenen Klinikverbund beschlossen. Am Mittwoch schied schließlich der für die Finanzen zuständige Geno-Geschäftsführer Tomislav Gmajnic wegen unterschiedlicher Auffassungen mit dem Gesundheitsressort über die Zukunft des Klinikverbunds vorzeitig aus.
Damit ist die ursprünglich vierköpfige Geschäftsführung nun halbiert: Zum 31. Mai 2017 war bereits der für Personal zuständige Geschäftsführer Albert Schuster vorzeitig ausgeschieden. Wie Quante-Brandt dem WESER-KURIER auf Nachfrage bestätigte, soll dieser Geschäftsführer-Posten zum 1. Juni 2018 neu besetzt werden. Bis ein Nachfolger für Gmajnic gefunden sei, sei eine Interimslösung denkbar.