Die taiwanesische Künstlerin I-Chieh Tsai ist mit dem 45. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet worden. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) übergab ihr am Donnerstag den mit 6.000 Euro dotierten Preis für ihr Werk "Iris". Außerdem kann I-Chieh Tsai in der Städtischen Galerie am Buntentorsteinweg eine Einzelausstellung ausrichten; 3000 Euro stehen zudem für die Produktion eines Katalogs zu Verfügung.
I-Chieh Tsai hat an der Hochschule für Künste Bremen Freie Kunst bei Julika Rodelius studiert. Die von einer Fachjury einstimmig ausgezeichnete Arbeit ist eine Videoinstallation, die sich mit den Inszenierungen und den Zeichensystemen käuflicher Sexualität befasse, heißt es in einer Pressemitteilung.
Sie setze sich mit den sogenannten "Voice Companions" in Taiwan auseinander – so wird das Geschäft mit erotischen Telefonaten zwischen männlichen Kunden und jungen Frauen bezeichnet, die von Männern aus einer Foto-Datenbank ausgewählt werden. Die Männer bestimmen dabei die Gesprächsthemen; auch zu Treffen und sexuellen Handlungen könne es kommen. I-Chieh Tsai hat selbst neun Monate lang als "Voice Companion" gearbeitet und verwendet in ihrer Videoinstallation Zitate aus realen Gesprächen.
Noch bis zum 17. April zu sehen
Die Jury lobt: "Jenseits einer Zurschaustellung der männlichen Bedürfnisbefriedigung gelingt es Tsai, die bloße Einrichtung eines solchen Service' zu entlarven als Ausformung eines kapitalistischen "Dating Market" (Anbahnung für Treffen), in dem sowohl die Frau als auch der Mann die Verlierer sind." Die Gewinnerinnen-Arbeit ist innerhalb einer Ausstellung mit allen für den Preis nominierten Werken noch bis zum 17. April in der Städtischen Galerie zu sehen.
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