Augsburg. Es ist ein einmaliges Exponat, das das Augsburger Brechthaus die kommenden zehn Wochen lang präsentieren kann. Dann muss die Totenmaske eines Weltstars der Literatur und des Theaters wieder im sicheren Depot verschwinden. Doch bis zum 23. April wird die Maske, die der Künstler Gerhard Thieme dem am 14. August 1956 in Ost-Berlin verstorbenen Bertolt Brecht abnahm, in einer kleinen Sonderausstellung zunächst im Geburtshaus Brechts zu sehen sein.
Die Stadt hatte die Totenmaske und die weiteren Exponate der Ausstellung mit Hilfe einer Stiftung aus dem Besitz der 2015 gestorbenen Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall gekauft. Der komplette Ankauf
umfasst auch drei Lebendmasken Brechts, die der Bildhauer Paul Hamann geschaffen hatte.
Zudem enthält die Sammlung mehrere Entwürfe des ebenfalls in Augsburg geborenen Bühnenbildners Caspar Neher, mit dem Brecht lange eng zusammengearbeitet hat. Das Problem ist, dass drei der vier Plastiken und die Aquarell-Arbeiten Nehers eigentlich zu empfindlich sind für das kleine Haus, in dem Brecht am 10. Februar 1898 auf die Welt kam. Denn die Totenmaske und zwei der Lebendmasken sind aus Gips, und das Geburtshaus liegt zwischen zwei Kanälen des Lechs im historischen Handwerkerviertel Augsburgs.
„Wir haben deswegen hohe Feuchtigkeitswerte im Haus, das ist immer ein Problem“, sagte Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel. Er schätzt, dass der Brecht-Nachlass nur für einzelne Ausstellungen jeweils einige Wochen lang gezeigt werden könne. Nur das Bronze-Porträt Brechts aus dem Nachlass werde problemlos dauerhaft im Brechthaus seinen Platz finden können. Weitzel freut sich darüber, dass die Stücke aus dem Erbe zuerst der Stadt Augsburg angeboten worden seien. Von der Totenmaske wurden auch mehrere Abgüsse hergestellt. Doch die Original-Maske ist nun in Augsburg gelandet. Bei den Kopien seien immer mehr Details aus dem Gesicht des 58-jährigen Brecht verloren gegangen.
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