Ich bin Autorin, ich lebe in Bremen schon fast die Hälfte meines Lebens. Nach Tübingen, München, Stuttgart, Wien und Köln bin ich in Bremen geblieben – und warum? Es ist die Literaturszene mit ihren vielfältigen Vernetzungen auf überschaubarem Raum. Von außen oder aus süddeutschem Blickwinkel mag die Bremer Literaturlandschaft so flach erscheinen, wie die norddeutsche Landschaft, so grau wie die Regendecke, die über Bremen hängt. Wer aber hier lebt und als Autorin oder Autor arbeitet, entdeckt die Lebendigkeit und Vielgestaltigkeit einer Literaturszene auf vielen Ebenen.
In Bremen werden nicht nur Bücher geschrieben, sie werden auch herausgebracht von den kleinen Verlagen, die alle ihr eigenes, unverkennbares Profil entwickelt haben. So unter anderen der Sujet Verlag, der den Mut hat, Lyrik zu veröffentlichen, oft in bibliophilen Ausgaben in Zusammenarbeit mit Bremer Künstlern, der darüber hinaus Übersetzungen aus Frankreich, Indonesien, Syrien oder dem Iran veröffentlicht, Weltliteratur, die die Bremer Literaturszene öffnet.
Ebenso wie die Literaturfestivals in Bremen, der Bremer Literaturpreis, Poetry on the Road oder die Globale, begleitet von Radio Bremen, zu denen Autorinnen und Autoren aus aller Welt anreisen, wo Literatur der Gegenwart in der Farbe vieler Sprachen zu hören ist. Nicht zu vergessen die Bremer Buchhandlungen, in denen das ganze Jahr über, oft zwei Mal wöchentlich, Lesungen und Buchpremieren stattfinden vor einem treuen Lesepublikum – zum Beispiel in der Buch- und Kunsthandlung Franz Leuwer oder in der kleinsten Buchhandlung Bremens von Gretel Sattler.
In dieser Stadt wird im öffentlichen und privaten Raum geschrieben, gelesen und vorgelesen. So im Literarischen Quartier, kurz LitQ genannt, wo jeden Monat – jenseits des literarischen Mainstreams – ein literarisches Thema oder ein Autor öffentlich vorgestellt wird von einem Kreis literarisch Interessierter, nicht kommerziell, sondern aus Lust und Liebe zur Literatur.
Darüber hinaus gibt es in Bremen zahlreiche private Lesekreise in der Tradition des literarischen Salons, wo Neuerscheinungen und Klassiker gelesen und diskutiert werden. Und in freundschaftlich gesellschaftlichem Ambiente treffen sich Autorinnen und Autoren, um ihre unveröffentlichten Texte gegenseitig zu kritisieren.

Inge Buck lebt und schreibt Lyrik und Kurzprosa in Bremen und Süddeutschland.
Das literarische Bremen ist keine graue Maus, seine vielfarbigen Facetten und Spielarten werden begleitet, koordiniert und öffentlich präsentiert von zwei unverzichtbaren literarischen Institutionen, dem Bremer Literaturkontor und dem virtuellen Literaturhaus Bremen.
Unsere Gastautorin:
Inge Buck lebt und schreibt in Bremen und Süddeutschland. Sie war Redakteurin der Hörspielredaktion des Deutschlandfunks in Köln und Kulturwissenschaftlerin an der Hochschule Bremen. Sie schreibt Lyrik und Kurzprosa.