Am Nikolaustag kommt man noch mit Schokolade durch – doch Weihnachten muss dann schon etwas Substanzielleres verschenkt werden. Wer mag, kann sich hier ein paar Anregungen holen.
Weihnachten Bücher, Musik, Filme, Spiele, Genuss: Geschenke-Tipps der Redaktion
Weihnachten naht. Wer noch nach Inspirationen für Geschenke sucht, wird in unserer Fotogalerie fündig: Die Gaben-Tipps unserer Redaktion.
Buch: Bob Dylan
Das neue Buch von Literatur-Nobelpreisträger Bob Dylan liest sich kurzweiliger, als der Titel vermuten lässt. „Die Philosophie des modernen Songs“ ist allein schon deshalb ein grandioses Geschenk, weil man es häppchenweise zwischen anderen weihnachtlichen Verpflichtungen konsumieren kann - oder am Stück. In 66 Kapiteln erzählt Dylan von ebenso vielen Liedern, die für ihn die Welt veränderten. Die Mehrzahl stammt aus den frühen Tagen der populären Musik, aber auch The Clash oder Elvis Costello sind dabei. Meist spinnt der Autor die Szenarien der Stücke weiter, berichtet profund Hintergründiges und verzichtet auf das, was mit seinem eigenen Werk ständig passiert: übermäßiges Deuten. Überhaupt tritt der Musiker Dylan hinter dem überraschend humorigen Musikforscher zurück, um seine eigenen Stücke geht es hier nicht. Dass der Band zudem überragend bebildert ist, macht ihn noch ein wenig schenkenswerter.
- Bob Dylan: Die Philosophie des modernen Songs. C. H. Beck, München. 352 Seiten, 35 Euro.
von Lars Fischer, Redaktion Osterholz

Musik: Ezra Collective
Weihnachten bedeutet Wärme und Bequemlichkeit, selten sind große Reisen damit verbunden. Und wenn doch mal ein Trip an Heiligabend verschenkt wird, findet sich oft ein Datum im darauffolgenden Jahr auf den Gutscheinen und Tickets. Dabei gibt es eine Reise, die am 24. Dezember verschenkt und unmittelbar angetreten werden kann – ohne das Haus zu verlassen: das aktuelle Album „Where I’m Meant To Be“ der britischen Jazzband Ezra Collective, erschienen bei Partisan Records. Ein bisschen Lateinamerika im Salsa angehauchten „Victory Dance“, ein wenig Karibik im Dub getränkten „Ego Killah“, und viel Soul im Feature mit der schottischen Sängerin Emeline Sandé bei „Siesta“.
- Ezra Collective: Where I’m meant to be. Label: Partisan Records.
von Elias Fischer, Redaktion Wirtschaft

DVD: The Black Phone
Allen, bei denen es auch an den Feiertagen (oder danach) ein bisschen spannend und gruselig zugehen darf, sei „The Black Phone“ ans Herz gelegt. Der Horror-Thriller basiert auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill (dem Sohn von Stephen King). In der Geschichte geht es um einen Mann, der in den 1970er-Jahren in einer amerikanischen Kleinstadt mehrere Kinder entführt. Auch Finney Shaw findet sich irgendwann im Keller des Entführers (Ethan Hawk) wieder. Bei seinen Versuchen, zu entkommen, erhält er über ein kaputtes Telefon unerwartete Hilfe. Ein spannender Film, der geschickt Coming-of-Age-, Geister- und Thriller-Elemente verknüpft.
- The Black Phone. Laufzeit: 99 Minuten. Anbieter: Universal.
von Alexandra Knief, Redaktion Kultur

Spiel: Horizon Forbidden West
Die Halbwertzeit von neuen Videospielen ist meistens kurz – doch das hat auch sein Gutes: Musste man für das Adventure „Horizon Forbidden West“ zum Release im Februar noch um die 70 Euro berappen, gibt es die Fortsetzung der postapokalyptischen Geschichte um die rothaarige Maschinenjägerin Aloy, die im 31. Jahrhundert aufbricht, ihren Stamm und die Welt vor einer tödlichen Seuche und blutrünstigen Maschinen zu retten, jetzt gelegentlich schon für weniger als die Hälfte.
Zwar wurde in der Fortsetzung des vielfach preisgekrönten Game-Blockbusters „Horizon Zero Dawn“ manches recycelt, und die Story ist auch nicht mehr ganz so neu und packend – aber sie trägt immer noch über viele Spielstunden in einer grandios weiten, fantasievollen und offenen Welt für Entdecker und Abenteurer.
- Horizon Forbidden West. Für Playstation 4 und 5. Anbieter: Sony Interactive Entertainment/Guerilla Games.
von Antje Borstelmann, Redaktion Stadtteilkurier

DVD: Vigil
Ein Trawler wird in der schottischen Hochsee in die Tiefe gerissen. Die Besatzung kommt ums Leben. Wenig später stirbt auf dem Atom-U-Boot „Vigil“ ein Besatzungsmitglied. Kommissarin Amy Silva wird an Bord gebracht. Aus Gründen der nationalen Sicherheit darf das U-Boot der Royal Navy nicht stoppen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Ein Nuklear-Krieg droht. Wer eine nahezu perfekte, überschaubar lange Thriller-Serie sucht, sollte die BBC-Produktion „Vigil“ schauen. Sechs Folgen, jede nicht länger als 60 Minuten, interessante Charaktere, eine hoch spannende Handlung.
- Vigil. Sechs Folgen à 60 Minuten. Label: ITV-Studios.
von Marc Hagedorn, Reporterteam

Kochbuch: Nigel Slater
Nigel Slater gehört zu den bekanntesten Köchen Englands, dessen Leben bereits verfilmt wurde („Toast“, mit Helena Bonham-Carter). In dem neuen dicken Kochbuch „A Cook’s Book“ versammelt er 200 seiner Lieblingsrezepte, oft überarbeitet und entschlackt, und er schreibt äußerst unterhaltsam über die Geschichten hinter den Rezepten. So ist schon das Lesen der Texte ein Vergnügen. Aber natürlich kommt es auf die Rezepte an, und die sind lecker: Der „Coq au Riesling“ zum Beispiel schmeckt wunderbar oder „Das kleine Familiengelage“ – Salsiccia und Rotweinsoße – ist ein Wohlfühlessen.
- Nigel Slater: A Cook’s Book. Dumont, Köln. 512 Seiten, 42 Euro.
von Franz Berding, Art Director.

Buch: Torsten Sträter
Haben Sie die Stimme im Ohr? Den sonoren Ton von Torsten Sträter, mit dem er so philosophisch gelassen den Tücken des Alltags begegnet? Dann sollten sie sofort los lesen. In der aktuellen Textsammlung „Du kannst alles lassen, du musst nur wollen“ lässt der Humorist mit der Mütze und dem Ruhrpott-Sprachwitz einmal mehr seine ungeheuerliche Fantasie bockspringen. Egal, ob er in den von Corona zerrütteten Betrachtungen die Gesprächstechnik von Olaf Scholz, ob er die Cancel Culture, das Nibelungenlied oder sich selbst im Fitnessstudio aufs Korn nimmt: Humortechnisch ist das Weihnachtsfest in jedem Fall gerettet.
- Torsten Sträter: Du kannst alles lassen, Du musst es nur wollen. Ullstein, Berlin. 286 Seiten, 19,99 Euro.
von Sebastian Loskant, Redaktion Kultur

Buch: Sterne glitzern auch im Schnee
Ein kleines Altbremer Haus im Viertel, acht Tage vor Weihnachten. Die Stadt ist eingeschneit, Thies hat plötzlich eine Mitlife-Crises, Anni muss unbedingt eine Deadline halten, und dann stehen auch noch ein pubertierender Teenager und ein hilfloses Katzenbaby vor der Tür. Wie soll da Stimmung aufkommen? Auf herzerwärmende Weise bringt Bestsellerautorin Meike Werkmeister ihre Protagonisten durch ein vorweihnachtliches Chaos, das Fragen aufwirft, Gefühle auf den Kopf stellt und sie am Ende alle ein Stück näher zusammenbringt. Ein wunderbares Buch mit liebevollen Illustrationen und einem kleinen Adventskalender.
- Meike Werkmeister: Sterne glitzern auch im Schnee. Goldmann, München. 208 Seiten, 11 Euro.
von Kerstin Boelsen, Redaktion Sonderthemen.

Buch: Scholomance
Was wäre, wenn es Hexen und Zauberer tatsächlich gäbe? Für El, die Hauptfigur in Naomi Noviks Fantasy-Roman „Scholomance“, stellt sich diese Frage nicht. Durch ihre Adern fließt nicht nur das Blut von Zauberern, sie besitzt selbst große Kraft. Bis sie diese beherrscht, ist sie jedoch leichte Beute für Malefizer. Um ihre Kinder vor denen zu schützen und aufs Leben als Magier vorzubereiten, schicken Magier ihre Kinder auf die Scholomance: eine Schule, deren Unterricht nicht alle überleben. Nach einem Jahr des Wartens erlöst Novik ihre Leser nun und schickt sie mit „Die Goldenen Enklaven“ in den letzten Teil der Trilogie. Harry Potter-Fans werden Els Geschichte verschlingen. Dabei beneide ich jeden, der den Anfang - „Tödliche Lektion“ und „Der letzte Absolvent“ - noch nicht gelesen hat.
- Naomi Novik: Scholomance. CBJ-Verlag. 528 Seiten, 20 Euro.
von Brigitte Lange, Redaktion Osterholz.

Buch: Der verbotene Bericht
Die menschliche Erinnerung hat Tücken. Erst recht, wenn sie Weltgeschichte dokumentieren soll. Deshalb schreibt der Marokkaner Estebianco seine Version der Narvaez-Expedition im Jahr 1527 auf: Der verbotene Bericht. So lautet der Titel des neuen Romans der Schriftstellerin Laila Lalami. Sie nimmt uns mit in die sogenannte Neue Welt, gut 500 Jahre zurück, als die europäischen Eroberungszüge die Welt neu sortierten. Durch Estebianco, den schwarzen Sklaven und damit ewig Außenstehenden, erleben wir, wie sich die Machtverhältnisse zwischen Eroberern und Eroberten langsam wandeln können, bis nur noch die menschliche Existenz vor uns liegt. Ein raffiniert erzähltes Geschichtsepos, das man zu keiner Zeit aus der Hand legen möchte.
- Leila Lalami: Der verbotene Bericht. Kein & Aber, Zürich. 496 Seiten, 24 Euro.
von Hannah Krug, Redaktion Kultur

Musik: Puls-Ensemble
Minimalistische Musik setzt auf Mehrstimmigkeit. Und das kann eine so ungewöhnliche Mischung sein wie beim Debütalbum „Puls“ des gleichnamigen, 2021 gegründeten Bremer Ensembles. Marijke Tjoelker (Violine), Felix Ernst (Marimba) und Jonathan Jehle (Klarinette, Alt- und Baritonsaxofon) sind seit HfK-Zeiten befreundet und ergänzen sich ebenso souverän wie harmonisch. Zu hören sind auf der im Sendesaal aufgenommenen CD Stücke zweier US-Komponisten: „Tapas“ von Marc Mellits (Jahrgang 1966) und „And Legions Will Rise“ von Kevin Puts (Jahrgang 1972), ein Werk über die inneren Kräfte, auf die Menschen in schweren Zeiten vertrauen können.
- Puls-Ensemble: Puls. Zu beziehen unter: info@puls-ensemble.
von Monika Felsing, Redaktion Leserfeedback

Genuss-Tipp: Käse-Abo
Wer Käse mag und abseits der industriell hergestellten Ware experimentierfreudig ist, für den mag das Käse-Abo von Feiner Käse Hemmen interessant sein. Spezialisiert hat sich der emsländische Familienbetrieb auf Rohmilchkäse und auf langgereiften Käse, der traditionell in bäuerlichen Betrieben hergestellt wird. Jedes Stück Käse wird in eigener Affinage weiterverarbeitet. Lecker. Das Abo enthält variierende Käsesorten, die teilweise zur besseren Lagerung vakuumiert sind. Ein Beschreibung der jeweiligen Auswahl liegt der Sendung bei.
- Feiner Käse Hemmen. Infos: www.feiner-kaese.de. Ab 23,90 Euro pro Monat.
von Björn Josten, Redaktion Die Norddeutsche

Buch: Der Zorn des Oktopus
Im November auf La Gomera. Es ist heiß. Nicht auszuhalten auf der Terrasse mit Meerblick. Also die Flucht aufs Sofa. Und da liegt nun dieser dicke Wälzer, den ein Vormieter da gelassen hat. „Der Zorn des Oktopus“ von Ralf Hoppe und Dirk Rossmann. Bestimmt so ein Klima-Thriller, bei dem der moralische Zeigefinger aus den Seiten lugt. Und überhaupt: Ein Unternehmer kann doch keine Romane schreiben. Nach zwei Tagen und über 800 Seiten später kommt die Erkenntnis: Kein moralischer Zeigefinger, beste Unterhaltung. Und: Ein Unternehmer kann doch schreiben. Unwillkürlich stellt sich dem Kanaren-Urlauber nach der Lektüre die Frage: Muss es nächstes Jahr tatsächlich wieder La Gomera sein? Oder vielleicht doch – wegen des ökologischen Fußabdrucks – lieber Cuxhaven-Duhnen?
- Dirk Rossmann/Ralf Hoppe: Der Zorn des Oktopus. Lübbe, Berlin. 608 Seiten, 11 Euro.
von Peter Voith, Pressedienst Nord

Buch: Höhenrausch
Der Erste Weltkrieg ist passé, alles soll neu werden in den 1920er-Jahren. Die Frauen schneiden sich die Haare ab; sie arbeiten und nehmen sich die Freiheiten, die auch Männer genießen. Die Geschlechterrollen werden infrage gestellt. Berlin erfindet sich als hypermoderne Hauptstadt mit Warenhäusern als Kaufpalästen, Varieté, Kino, als Künstlermetropole und mit breiten Straßen für das Automobil. Es wird anders übers Bauen, Wohnen und Mobilität nachgedacht. Doch nicht alle sind beeindruckt, viele haben Angst vor dem Umbruch, halten fest an alten Werten. Das alles beschreibt Harald Jähner kenntnisreich und brillant formuliert in „Höhenrausch“, seinem Porträt dieser vibrierenden Zeit. Viele Debatten von damals wirken erstaunlich und manchmal erschreckend aktuell.
- Harald Jähner: Höhenrausch – das kurze Leben zwischen den Kriegen. Rowohlt Berlin. 560 Seiten 28 Euro.
von Iris Hetscher, Redaktion Kultur

Musik: Michael Rother / Klaus Dinger – Neu!
Die Vinyl-Box umfasst die ersten drei Veröffentlichungen des Duos Michael Rother/Klaus Dinger, das ab 1972 ab unter dem Bandnamen Neu! aktiv war. Zusätzlich ist ein schlicht „Tribute“ betiteltes Doppelalbum mit Coverversionen der enorm einflussreichen und leider auch streitbaren Musiker enthalten. Wer den typischen Krautrock-Sound der damaligen Zeit erwartet, wird von den innovativen Songs mit ihrem Motorik-Beat überrascht sein – und kann mit „Flammende Herzen“ von Rother sowie den ersten beiden La Düsseldorf-Alben (unter anderem mit Dinger) verfolgen, wie es nach dem schnellen Split ab 1975 weiterging.
Michael Rother/Klaus Dinger: Neu. Vinyl-Box. Label: Grönland/Rough Trade.
von Willy Pfaff, Crossmedialer Desk

Buch: Zlatan Ibrahimovic
Er zählt zweifelsohne zu den schillerndsten Figuren im Profifußball: Zlatan Ibrahimovic. In seiner zweiten Autobiografie gibt der mittlerweile 41-Jährige tiefe und persönliche Einblicke, wie er über die Jahre gereift ist, wie er die Balance in seinem Leben zwischen dem Profisportler und dem Familienmenschen gefunden hat und was ihn immer weiter antreibt. Offen wie nie spricht der Stürmerstar dabei über Rückschläge und Verluste. Dazu gehört auch die Erkenntnis, Angst vor der Zukunft zu haben. Das Buch kann in gewisser Weise auch als eine Bewältigungsmethode einer aufkommenden Midlife-Crisis verstanden werden. Insgesamt absolut lesenswert.
- Zlatan Ibrahimovic: Adrenalin – was ich noch nicht erzählt habe. Malik, München. 288 Seiten, 22 Euro.
von Michael Baltes, Crossmedialer Desk