Bremen. Im Lagerhaus in der Schildstraße fand das Finale der Deutschland-Tournee von Rhonda statt, und entsprechend hatte die Band das Programm mit zwei Vorbands aufgehübscht. Passend zu diesem opulenten Rahmen war der Saal ausverkauft.
Zur offiziellen Anfangszeit spielt die erste Band schon: Goldilocks and the Nigthingale sind ein Folk-Duo mit zwei Gitarren und zwei ganz gut zusammenpassenden Stimmen. Die Songs klingen wie ein Versprechen, das (noch) nicht eingelöst wird, da der entsprechende Druck fehlt. Der ist anschließend bei Flatbilly DeVille schon stärker. Das Bremer Quartett (Banjo, Mandoline, Gitarre, Kontrabass) orientiert sich an Countrymusik mit Blick auf die Grand Ole Opry und gewissem Blues-Feeling. Mit dem verstorbenen Altmeister Willy DeVille hat die Band, trotz der gewissen Namensanalogie, aber nichts gemein.
Dann kommt Rhonda, und der Druck nimmt noch einmal kräftig zu: „Not my Goal“, hart und ruppig zum insistierenden Puckern des Metrums, scharfen Orgelzutaten und der sofort in die Vollen gehenden Stimme Milo Milones vorgetragen und zwischen den Genres Soul, Sixties-Beat und Punk angesiedelt, ist ein idealer Einstieg. Rhonda wird in den Medien inzwischen als Hamburger Band geführt, weil Hamburg stärker für musikalischen Erfolg steht, besteht aber zum erheblichen Teil aus Musikern der Bremer Szene. Offer Stock (Orgel) und Gunnar Riedel (Schlagzeug) gehörten zuvor zu den wüsten Trashmonkeys, Sängerin Milo Milone hat früher unter dem Namen Rosie Tie im Cowboy-Outfit mit Countrysongs auf sich aufmerksam gemacht. Ben Schadow (Gitarre) und Jan Fabricius (Bass) machen den Rest des Quintetts aus. Bei einigen Songs, wie dem Opener, leistet sich Rhonda zusätzlich noch eine Sängerin und zwei Sänger als Backgroundchor, wodurch die Soul-Note noch um eine gewisse Gospelnähe bereichert wird.
Überzeugend und lupenrein
Seit dem Auftritt bei der Breminale 2014 – noch vor Erscheinen des Debütalbums „Raw Love“ – hat das Quintett stark an sich und seinen Songs gearbeitet. Milo Milone, die sich überzeugend und lupenrein die Seele aus dem Leib singt, ist jetzt viel besser in den Sound eingebettet, was vor allem an Stocks fetten Orgeleien und den feinen Gitarrenfetzen Schadows liegt. So finden sich großformatige, neue Songs ihrer aktuellen CD „Wire“ wie „Offer“ im Repertoire, bei anderen fehlt aber das letzte Tüpfelchen Power. Unbedingt hörenswert aber ist nach wie vor die faszinierende Stimme von Milo Milone.