Sinnlichen Porzellanfiguren gilt der jüngste Coup des findigen Gentleman-Diebs Johann Friedrich von Allmen, der eigenen Aussagen zufolge nur zu gern auf das „von“ verzichtet, „um diesem mehr Gewicht zu geben“. Dabei profitiert der eloquente Ersinner dieser Schelmenfigur von der nämlichen Personengruppe, die in „Business Class“, seinen sardonischen „Geschichten aus der Welt des Managements“, die Hauptrolle spielt: jenen höheren Kreisen, mit denen Martin Suter seit seiner zugunsten des Schreibens abgebrochenen Karriere als Werbetexter distinguierten Umgang pflegt.
Der Zürcher, Jahrgang 1948, kennt sich mit großbürgerlichen Milieus aus wie kaum ein anderer Romancier im deutschsprachigen Raum. Seine dicht gewobenen und doch leicht anmutenden Beschreibungen der gleichermaßen nach Geld und Geltung gierenden Hautevolee in Werken wie „Der letzte Weynfeldt“ (2008) und „Der Koch“ (2010) sind zugleich satirisch und liebevoll geraten.
In diese Reihe fügt sich die Figur, mit der Suter seit 2011 in Serie geht: der Bonvivant, Pleitier und Hochstapler von Allmen, der seine schnöden Vornamen Hans Fritz in Johann Friedrich veredelt, weil Schein mancherorts wichtiger ist als Sein. Etwa in der literarischen Gesellschaft Sternwald. Die ist so wohlhabend, dass sie ein Fabergé-Ei weniger sichert, als die Polizei erlauben sollte. Als Allmen zugreift, hat er einen Mitwisser – und dieser ihn in der Hand. Darum hat Allmen kaum Spaß, als er an erotische Figürchen gerät. Die Leser dürfen sich dafür umso mehr mit diesem Schelmenroman voller Esprit und Spannung amüsieren. Einerseits. Andererseits würden Fans auch mal wieder einen Roman jenseits der Serie goutieren.
Weitere Informationen
Martin Suter : Allmen und die Erotik .
Diogenes, Zürich.
266 Seiten, 16,99 €.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!