Als Königsdisziplin bezeichnet der deutsche Verlag von David Foster Wallace dessen Essays und Reportagen – und widmet dem US-Schriftsteller aus Anlass seines zehnten Todestages im September eine anregende Anthologie. Der gewichtige wie gewitzte Band speist sich aus drei Bänden, die zwischen 1997 und 2012 erschienen sind. Herausgeber Ulrich Blumenbach, der dieser Sammlung einen klugen Aufsatz zur Einordnung der Texte in die Werkgeschichte des Exzentrikers voranstellt, gliedert das Konvolut, indem er ihm sechs sinnige Themengruppen von „Tennis“ bis hin zu „Ästhetik, Sprache und Literatur“ zuordnet.
Tennis? Tennis! Foster Wallace, als Teen einer der begabtesten Nachwuchsspieler im Mittleren Westen, ist ein Kenner dieser Ballsportart, die nach seinem Dafürhalten auf Mathematik, genauer: auf Geometrie basiert. Dies deshalb, weil der sogenannte weiße Sport den Spielern die komplexe Fertigkeit abverlange, „nicht nur die Winkel der eigenen Schläge zu berechnen, sondern sogleich auch die Winkel der Rückschläge“. Wer zudem ein Gespür für den schwer kalkulierbaren Wind besitzt, kann sein sportliches Talent laut Foster Wallace signifikant überbieten.
So wie Roger Federer, dem der Autor großes Tennis attestiert. Er beschreibt Momente, „in denen man dem jungen Schweizer mit offenem Mund und weitaufgerissenen Augen zusieht und dabei Laute ausstößt, dass die Frau aus dem Nachbarzimmer kommt, um zu schauen, ob sie den Notarzt rufen soll“. Ähnlich launig ist einer der bekanntesten Texte des Kritikers der Spaßgesellschaft: In „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ beschreibt er lakonisch und brillant die Reise auf einem Kreuzfahrtschiff – Bingo und Polonaise inbegriffen.
Weitere Informationen
David Foster Wallace: Der Spaß an der Sache. Alle Essays. Kiepenheuer & Witsch, Köln.
1086 Seiten, 36 €.
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