Unlängst waren zwei der Herausgeberinnen in der Bremer Schwankhalle zu Gast, um ihr spannendes Buchprojekt im Rahmen einer Lesung vorzustellen. Gemeinsam mit zwei weiteren Frauen haben Lea Sauer und Özlem Özgül Dündar nämlich eine geschlechterpolitisch korrekte Anthologie namens „Flexen. Flâneusen* schreiben Städte“ herausgegeben. Darin weisen die feministisch bewegten Autorinnen darauf hin, dass das Konzept des Flanierens von einem weißen, heterosexuellen Mitteleuropäer stamme – gemeint ist Walter Benjamin – und dass es Zeit sei, beim urbanen Wandeln weibliche, farbige und queere Perspektiven einzunehmen.
30 Texte, die 30 diverse Blickweisen auf das Zeichendickicht der Städte entwickeln (und die menschlichen Verortungsversuche und Bewegungsarten darin), umfasst das bemerkenswerte Buch. Vorangeschickt wird ihm in programmatisch grundlegender Absicht ein dynamisches Manifest, das zugleich als Selbstverständigungs- und Selbstermächtigungstext der Beiträgerinnen gelesen werden kann: „Die Flâneuse existiert überall auf der Welt, und sie war schon immer da. Sie flext. Und schreibt. Sie möchte gesehen werden. Sie lädt ein, sie auf ihren Streifzügen zu begleiten, die Städte mit ihren Augen zu sehen und selbst auf die Straße zu gehen.“
Unterwegs sind die Flâneusen unter anderem in Berlin und Paris, in Istanbul und Mumbai. Das Theater der Blicke, dem sie sich aussetzen und an dem sie zugleich teilhaben, zeitigt luzide Beobachtungen und Erkenntnisse. Das beschädigt weder den Flaneur Walter Benjamin noch andere Müßiggänger, ist aber eine wichtige Ergänzung.
Weitere Informationen
Lea Sauer, Özlem Özgül Dündar et al. (Hg.):
Flexen. Flâneusen* schreiben Städte.
Verbrecher, Berlin. 266 Seiten, 18 €.