Bremen. Ein neues Orchester feiert Premiere in Bremen: Es handelt sich um die Deutsch-Syrischen Philharmoniker, zur Hälfte besetzt mit deutschen Musikern, zur anderen Hälfte mit syrischen Musikern, die überall in Deutschland leben. Ein Dirigent aus Deutschland, Robert Eilers, gemeinsam mit einem Dirigenten aus Syrien, Ghassan Alaboud. Am kommenden Dienstag werden sie gemeinsam auf der Bühne stehen in der Glocke. „Es ist wichtig, zusammenzuarbeiten“, sagt Raed Jazbeh. Er lebt in Bremen, hat das Projekt ins Leben gerufen. „Wir leben zusammen in einer Gesellschaft und müssen gemeinsam dafür arbeiten.“
Jazbeh lebt seit 2013 hier. Nach einer Konzertreise nach Berlin beantragte er hier Asyl, um dem Krieg in seiner Heimat zu entkommen. Er ist ein bekannter Musiker, bereits vor dem Krieg spielte er viele Konzerte in Europa. In Syrien leitete er zahlreiche Projekte für Nachwuchsmusiker, etwa das „Euro-Mediterranean Youth Orchestra“. Für Bremen entscheidet er sich 2013 ganz bewusst. „Nicht zu groß und nicht zu klein“, sagt er über die Stadt. Ihm gefällt es hier sehr. Er bringt viel Energie mit in die Hansestadt und gründet das ‚‘Camellia Syrian Ensemble’’, gemeinsam mit seiner sehr musikalischen Familie. Sein nächstes Projekt wird das „Syrian Expat Philharmonic Orchestra“. Über 100 syrische Musiker aus Europa, der USA und Kanada spielen gemeinsam Konzerte in ganz Europa.
Nun also die Deutsch-Syrischen Philharmoniker. Es ist das neueste Projekt von Jazbeh. Ein Musiker, der vor lauter Arbeit vielleicht gar nicht dazu kommen wird, mit seinem neuesten Orchesterprojekt gemeinsam auf der Bühne zu stehen. „Ich organisiere und spiele“, sagt er und lacht. „Aber wenn zu viel zu tun ist, werde ich in der Glocke nicht mitspielen.“ Auf dem Programm stehen Werke von Beethoven, Bruch und Schumann, aber auch Kompositionen arabischer Musiker. Zu hören sein werden beispielsweise die Stücke „My Beautiful Homeland“ für Violine und Orchester von Jehad Jazbeh, „Gates of Aleppo“ von Maher Mahmoud für Oud und Orchester und zwei arabische Volkslieder, für Chor und Orchester neu arrangiert.
Das Konzert eröffnet ein weiteres Projekt, ebenfalls von Jazbeh mitorganisiert: Die erste „Syrianale“ in Bremen. Auf den Namen ist Jazbeh gekommen, weil er sich gewundert habe über diese Endung, erzählt er. Die Berlinale in Berlin, in Bremen die Breminale. Seine Freunde haben ihm verraten, was es damit auf sich hat, er fand das schön. Also nennt er sein Festival Syrianale. Am Wochenende nach dem Eröffnungskonzert in der Glocke werden in den Räumen der „Hulsberg Crowd“ gleich mehrere Veranstaltungen stattfinden. Ein Theater-Workshop, eine Kunstaustellung syrischer Künstler, und die „erste arabische Bibliothek in Bremen“ wird eröffnet. „Integration funktioniert nicht, ohne sich dafür einzusetzen“, sagt Jazbeh über seine vielen Projekte. „Aber es kann ein Schritt nach vorne sein.“
Weitere Informationen
Deutsch-Syrische Philharmoniker, Dienstag,
18. Juni, 20 Uhr, Die Glocke.
Eröffnung von „Die erste Arabische Bibliothek in Bremen“, 22. Juni, 17 Uhr, Hulsberg Crowd (Gebäude 44-46 auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte, Eingang durch das Tor im Drahtzaun „Am Schwarzen Meer“ zwischen Pathologie und „Eislabor“).