Also schrieb Rainer Maria Rilke: „Ich wollte eigentlich noch von Cézanne sagen: dass es niemals noch so aufgezeigt worden ist, wie sehr das Malen unter den Farben vor sich geht, wie man sie ganz allein lassen muss, damit sie sich gegenseitig auseinandersetzen. Ihr Verkehr untereinander: das ist die ganze Malerei.“
Die schwülen Zeilen des Dichters zeigen ein Begehren an, das weit mehr als eine Schwärmerei ist. Rilke, dem dieser Tage eine Tagung in Bremen gilt, verehrte den französischen Maler Paul Cézanne so sehr, dass er sich 1907 in Paris eine Ausstellung zu Ehren des im Jahr zuvor in Aix-en-Provence verstorbenen Künstlers gleich mehrfach besuchte.
Rilke, damals 32 Jahre alt und als Privatsekretär in Diensten des exzentrischen Bildhauers Auguste Rodin, konnte sich kaum zügeln bezüglich der Ästhetik Cézannes. Noch gegen Ende seines Lebens wurde der Dichter nicht müde, den Vorbildcharakter des Malers zu rühmen, was die Darstellung äußerer wie innerer Natur anbelangt.
An Clara Westhoff, die Rilke am 28. April 1901 geheiratet und mit der er ein Haus in Westerwede (bei Worpswede) bezogen hatte, schrieb er vor Kunstleidenschaft und Sympathie überbordende Briefe. Cézanne sei auf traurige Weise ein Sonderling gewesen, heißt es in einem Schreiben, das auf den 8. Oktober 1907 datiert. „Ich weiß einiges aus seinen letzten Jahren, da er alt war und schäbig und täglich auf seinem Weg zu seinem Atelier Kinder hinter sich hatte, die ihm nachwarfen wie einem schlechten Hund. Aber innen, ganz innen war er wunderschön, und ab und zu schrie er einem der seltenen Besucher wütend etwas Herrliches zu.“
Weitere Informationen
Lothar Schirmer (Hg.): Paul Cézanne. Ausstellung Paris 1907. Rainer Maria Rilke. Schirmer/Mosel, München. 200 Seiten, 39,80 €.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!