Bremen. Die Deutsche Kammerphilharmonie und die Gesamtschule Bremen-Ost begeben sich erneut auf eine musikalische Reise: Nach den großen Erfolgen von „Faust II“ und „Afrika kommt!“ studieren sie derzeit ein weiteres Musik-Theaterstück ein. Ihr Thema: das Nachbarland Polen.
„Polski Blues“ heißt das Stück, das sich an den gleichnamigen Roman des weltweit bekannten Autors und Vater der legendären Tigerente Janosch anlehnt. Die Geschichte: Der gefeierte, polnische Starregisseur Staszek Wandrosch spürt im polnischen Niemandsland das Idol seiner Jugend auf, weil er wissen will, was am Ende eines für ihn so fantastischen Lebens steht. Doch bald stellt sich heraus: Der erfolgreiche Jazztrompeter Zdenek Koziol isteigentlich ganz anders, als er nach außen hin wirkt. Seine Lieblingsbeschäftigung: Mit einem einzylindrigen Jawa-Motorrad über die Felder rund um das Dorf Kuznice rasen. Dort lebt auch sein Musiker-Freund Zbigniew Kowalski, der sich als falscher Priester um die Bewohner kümmert. Sie glauben, dass mit ihm das Glück in das Dorf gekommen sei. „Es geht um Freundschaft und Heimat, um Idole und die Suche nach der eigenen Identität“, fasst Regisseur Alexander Hauer die Leitmotive des Stücks zusammen.
Seit Anfang des Schuljahres laufen in der Gesamtschule Bremen-Ost bereits die ersten Vorbereitungen für die dritte „Stadtteil-Oper“, wie Kammerphilharmonie-Geschäftsführer Albert Schmitt das neue Projekt des preisgekrönten Zukunftslabors nennt. Die heiße Phase beginnt aber erst jetzt: Mehr als 300 Schüler der Gesamtschule Bremen-Ost (GSO) bereiten unabhängig voneinander in diversen Workshops die Aufführung vor. Sie basteln Kulissen und entwerfen Kostüme, studieren Tanz- und Theaterszenen ein und schreiben sogar erstmals eigene Stücke, die sie dann am 5. und 6. Mai mit den Musikern der Kammerphilharmonie in einem riesigen Zirkuszelt auf dem „Grünen Hügel“ an der Neuwieder Straße präsentieren. „Es ist ein großes Puzzle, das am Ende in der Projektwoche zusammengebastelt wird“, sagt Alexander Hauer.
Die Leitmotive für die Melodien, die der polnische Komponist Tomasz Praszszalek und der Leistungskursus Musik gerade neu schreiben und arrangieren, liefert die „Tragische Ouvertüre“ von Andrzej Panufnik. „Die Musik spielt in diesem Stück eine große Rolle“, sagt der musikalische Leiter Alexander Shelley, der bei aller Begeisterung für das Projekt nicht vergisst, dessen Bedeutung hervorzuheben: „Es ist nicht nur ein musikalisches Ereignis, das am Ende schön klingt, sondern auch ein intellektuelles Erlebnis.“
Tatkräftige Unterstützung bekommen die Akteure dabei von den Paten aus dem Quartier: So nähen die Mitarbeiterinnen des Mütterzentrums Osterholz-Tenever und des Vereins Frauengesundheit in Tenever einmal mehr die Kostüme und bieten Tanz- und Kochworkshops an. „Solche Dinge helfen Tenever enorm, sein Image zu verbessern“, ist Quartiersmanager Joachim Barloschky überzeugt. Ähnlich denkt auch die stellvertretende Schulleiterin Annette Rüggeberg. Sie bezeichnet die Kooperation als eine „Wahnsinnschance“ für die Schüler, die „bundesweit einzigartig ist“ und um die die GSO beneidet wird. Aber auch Albert Schmitt sieht in den gemeinsamen Projekten ein Gewinn für die Deutsche Kammerphilharmonie: „Wir lernen viel in der Auseinandersetzung und durch die Offenheit des Stadtteils und der Schule.“
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