Das Rockstar-Gen trage er nicht in sich, hat der TV- und Radio-Entertainer, Geschichtenerzähler und Musiker Olli Schulz einmal von sich gesagt.
Also belehrt der Hamburger Junge mit Wohnsitz in Berlin erstmal das Publikum beim Konzert mit seiner vierköpfigen Band im ausverkauften Modernes darüber, was es alles nicht kriegt an diesem Abend: Keine Mitklatschnummern, kein "Seid Ihr gut drauf?!"-Gebölke, keine zotigen Dampfplauderer-Gags wie in seinen Fernsehshows zum Beispiel als Sidekick bei Circus HalliGalli mit Joko und Klaas, die seine Popularität in den vergangenen Jahren doch immens gesteigert haben. Stattdessen verspricht der 41-Jährige Kindergeburtstagsatmosphäre und lässt Konfetti, Luftballons und Luftschlangen in den Saal schießen.
"Feelings aus der Asche" heißt das aktuelle Album des Liedermachers, der 2003 mit seiner Band Olli Schulz und der Hund Marie debütierte und dabei erstmals charmante Chansons mit tendenziell humorvollem Diskursrock kreuzte. Die Mischung aus Geblödel, nachdenklich-melanscholischer und selbstironischer Weltbetrachtung hat er auch heute noch drauf, wobei man trotzdem manchmal das Gefühl hat, dass die Songs in seine Ansagen und Anekdoten eingebettet sind (und nicht umgekehrt). Was aber durchaus unterhaltsam ist. Vor dem Hip Hop-Song "Passt schon" veralbert er die verzweifelt verkrampfte Coolness junger Rapper und verordnet dem Publikum eine "Rückenschule" in Form übertrieben steifen Mitwippens. Mit Dramatik und Witz intoniert der nicht brillante, aber grundsolide Sänger den souligen "Boogieman" über die Einsamkeit, aber auch die Entspanntheit alternder Männer. Ein Thema, das ihn auch in der Ballade "Mann im Regen" umtreibt.
Spielend gelingt Olli Schulz der Spagat zwischen Spontaneität und Standardprogramm. Das Publikum weiß nie so recht, was einstudiert ist oder ob er gerade aus der Hüfte schießt. Mit typisch Hamburger Kodderschnauze echhauffiert er sich köstlich über die Selbstverliebtheit von Gitarrenverkäufern und über aufgusssüchtige Rentner in einer Berliner Sauna. Verstörend lustig auch die filmisch untermalte Anekdote über seine grandios gescheiterten Auftritte als Musiker auf einem Kreuzfahrtschiff. Bei manch tumbem Zwischenruf aus dem Publikum sollte er allerdings etwas souveräner reagieren. Wer auf Pro Sieben bei Ulk-Shows mitmacht, darf dann nicht nur reflektierte Menschen als Fans erwarten.
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