In der einen Wohnung hängen Plakate von „Rock gegen rechts“-Konzerten, in der anderen bellt ein junger Mann „Tod den Volksverrätern“ und erntet dafür ein Lächeln seiner Freundin. Zwei Paare aus politisch konträren Lagern stellt der „Tatort“ mit dem Titel „Hetzjagd“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) zu Beginn vor. Ein paar Minuten später liegt der links-alternative Konzertveranstalter Tillmann Meinecke tot am Rheinufer, der Neonazi Ludger Reents (Daniel Noel Fleischmann) flieht, erschießt eine Polizistin, wird gefasst. Seine Freundin Hedwig Jörges (Anne-Marie Lux) entkommt.
Ziellos durch die Gegend irren
Was nach diesem spektakulären Auftakt wie ein leicht zu klärender Fall für die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) aussieht, erweist sich dann doch als verzwickter. Reents behauptet vehement, Meinecke nicht getötet zu haben. Zum Dreh- und Angelpunkt werden schließlich Meineckes Freundin Maria (Anna Herrmann), die aus reichem Hause stammt, und deren Mutter (Valerie Niehaus), die kein gutes Haar am toten Ex-Freund lässt. Maria irrt daraufhin ziellos durch die Gegend – und trifft ausgerechnet auf Neonazi-Braut Hedwig; zwei junge Frauen, denen plötzlich ihre Bezugspersonen abhandengekommen sind und die sich fast anfreunden.
Drehbuchautor und Regisseur Thomas Bohn liefert solide, wenn auch nicht wirklich originelle Sonntagabendunterhaltung ab. Die Neonazi-Spur führt sehr schnell ins Leere, Sänger Clueso darf aber bei einem Gastauftritt „auf-dem-rechten-Auge-blind“-Parolen in Richtung von Lena Odenthal aufsagen. Überhaupt sind die Dialoge im Ludwigshafener „Tatort“ mal wieder beklagenswert schlicht. Die Lösung übrigens auch. Die intensivsten Szenen gehören Maria und Hedwig, davon hätte man sich mehr gewünscht.