Kollateralschäden des verstreichenden Lebens hat der Liedermacher Konstantin Wecker (71) auf pointierte Weise beschrieben: „Jeden Morgen kämm' ich mein Haar / Dorthin, wo es früher mal war.“ Dem Tübinger Philosophen Otfried Höffe (75) hingegen geht es nicht darum, natürlichen Schwund und Verfall zu bemänteln oder gar zu verdrängen, sondern sich konstruktiv mit ihm auseinanderzusetzen. In seinem klugen Brevier gibt er (literarische) Hinweise, um das Altern tunlichst würdig und glücklich zu gestalten.
Als Mutmacher seiner Anleitung für ein befriedetes Älterwerden konsultiert der auf ethische und sozialphilosophische Fragen spezialisierte Denker zahlreiche Kenner einer guten Lebensführung, darunter Cicero („Cato der Ältere über das Alter“) und Shakespeare („Wie es euch gefällt“), Goethe („Maximen und Reflexionen“) und Schopenhauer („Aphorismen zur Lebensweisheit“). Jacob Grimms „Rede über das Alter“ lauscht Höffe den Vorzug einer „gewachsenen und gefestigten freien Gesinnung“ ab. Jammern sei in diesem Lebensstadium ebenso unnötig wie unnütz. Vielmehr sei es alten Menschen vergönnt, „mit stiller Wehmut hinter sich zu blicken“. Entsprechend lautet das zuversichtliche Fazit, das Höffe zieht: „In diesem Lob heiterer Gelassenheit überstrahlt also der Alterstrost alle Altersklage.“ Ähnlichen Optimismus bezieht Höffes Handreichung erwartungsgemäß von einschlägigen Abschnitten in Ernst Blochs Erbauungsklassiker „Das Prinzip Hoffnung“.
Auch praktische Ratschläge hält Höffe bereit, darunter die „vier L“ – Laufen, Lernen, Lieben und Lachen – sowie ökonomische, juristische und soziale Tipps.
Weitere Informationen
Otfried Höffe: Die hohe Kunst des Alterns. Kleine Philosophie des guten Lebens. C.H. Beck, München. 187 Seiten, 18 €.
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