Die Poetry-Slam-Reihe „Slammer-Filet“ lädt zum zweiten Mal zum Weihnachtsspecial in den Schlachthof. Mit dabei sind Poeten aus ganz Deutschland und die aktuellen Landesmeisterin von Bremen und Niedersachsen, Rita Apel.
„Ich denke zu viel nach, ich warte zu viel ab, ich nehme mir zu viel vor, und ich mach’ davon zu wenig.“ Worte, die das Gefühl einer ganzen Generation getroffen haben. Die Bremer Poetry-Slammerin Julia Engelmann wurde im vergangen Jahr mit ihrem Text „One Day/Reckoning Text“ deutschlandweit bekannt.
Ihr Auftritt an der Universität Bielefeld wurde auf YouTube bis jetzt mehr als sieben Millionen Mal angesehen. Sie ist der prominenteste Beleg dafür, dass es in Bremen eine hochwertige und aktive Poetry-Slam-Szene gibt. Eine Szene, die in der Hansestadt und in ganz Deutschland wächst.
Poetry-Slam, das ist ein bisschen Comedy, ein bisschen Satire, ein bisschen Lyrik und Theater. Oft alles zusammen gemischt und manchmal auch einfach in Reinform. Die Teilnehmer am „Slam“ treten gegeneinander an und versuchen das Publikum von sich zu überzeugen. Witzig, nachdenklich oder einfach absurd setzen sie sich auf der Bühne in Szene und erzählen ihre Geschichten. Heute Abend lädt die Bremer Poetry-Slam-Reihe „Slammer-Filet“ zu ihrem Weihnachtsspecial ins Kulturzentrum Schlachthof ein.
Das „Slammer-Filet“ gibt es bereits seit März 2008. „Die Resonanz ist ständig gewachsen“, sagt Sebastian Butte, der die Veranstaltungen moderiert. Normalerweise finden die im Tower-Musikclub statt. Dort wollen regelmäßig 200 bis 250 Zuschauer das Duell der Wortakrobaten sehen. Bereits im vergangenen Jahr ließen die Veranstalter zu Weihnachten die Poeten in der Kesselhalle des Schlachthofs gegeneinander antreten.
Mit großem Erfolg: „Letztes Jahr waren es rund 700 Zuschauer“, sagt Sebastian Butte. Auch für das heutige Weihnachtsspecial sind die Veranstalter sehr optimistisch. Sie erwarten, dass in etwa die gleiche Anzahl Besucher den Kampf um die goldene Fischdose sehen will. Die goldene Fischdose ist der ironisch-maritime Pokal der Slammer-Filet-Reihe. Während im Tower vor allem Studierende das Sprachfest sehen wollten, habe das Weihnachtsspecial ein gemischtes Publikum angezogen, sagt Sebastian Butte. Auch ein Beleg dafür, dass die Kunstform immer populärer wird.
Julia Engelmann nahm 2013 am Weihnachtsspecial teil. Dieses Jahr ist sie zwar nicht dabei, aber das Teilnehmerfeld ist auch ohne sie hochwertig besetzt. Als „Featured Artist“ außer Konkurrenz tritt „Sebastian 23“ auf – Künstlernamen gehören zum Poetry-Slam. Er hat schon die deutschsprachiger Meisterschaften im Einzel und im Team gewonnen. Bei den Slam–Weltmeisterschaften 2008 in Paris wurde er Zweiter. Dieses Jahr ist im Carlsen-Verlag sein Buch „Theorie und Taxi. Auswege aus der Philosophie“ erschienen.
Die Sprachkünstler reisen aus Hamburg, Hannover, Köln, Dortmund und sogar München an. Bei der Auswahl der Gäste hätten die Veranstalter auf eine gute Mischung geachtet, sagt Sebastian Butte: „Wir haben humoristisches Storytelling, ernstere Sachen und auch einen Lyriker.“ Auch unter den Teilnehmern sind zahlreiche Preisträger, die bereits Bücher und CD veröffentlicht haben.
Zu den Teilnehmern gehört unter anderem der deutsch-afghanische Poetry-Slammer und Musiker Sulaiman Masomi aus Krefeld, dessen schon ältere Nummer „Ein Kanake sieht rot“ wieder sehr aktuell ist. Sven Kamin ist der erste plattdeutsche Poetry-Slam-Meister des NDR und hat etliche andere Titel gesammelt. Aus Göttingen kommt die überragende Ninia LaGrande, die in ihrem aktuellen Programm ihren Hass auf Sport sowie ihre Erfahrungen beim Frauenarzt verarbeitet.
Die aktuelle Landesmeisterin von Bremen und Niedersachen, Rita Apel, nimmt ebenfalls teil. Sie hat die Meisterschaft im Oktober in Göttingen mit dem Gedicht „Mir doch egal“ gewonnen: „Du sagst: Ist mir Wurst, oder ist mir egal, doch diese Wörter find ich banal, die sind einfach nicht mehr aktuell, weshalb ich euch neue Begriffe vorstell“, hat sie gedichtet. „Wenn seit Jahren jemand unqualifiziert unser Land ganz ungeniert mitregiert, und nun gehen muss, dann tut das nicht weh! Ich sag einfach: Mir ist das FDP.“
Kulturzentrum Schlachthof, Kesselhalle, 18 Uhr.