Die Landwirte im Bremer Umland befürchten, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) in nächster Zukunft auch diese Region erreicht. Bislang liegen die von ASP betroffenen Regionen vor allem in Polen, Rumänien und Tschechien. Die dichtesten bestätigten Funde von infizierten Wildschweinen liegen noch rund 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Von Vorteil ist, dass sich die Afrikanische Schweinepest nur langsam ausbreitet. Eine Übertragung durch die Luft ist ausgeschlossen. Meist infizieren sich andere Wildschweine erst nach dem Tod eines befallenen Tieres, wenn sie an den Kadavern schnüffeln oder fressen.
Neben Wildschweinen, die die Seuche nach Deutschland bringen könnten, gilt vor allem der Mensch als Überträger, gerade weil das Virus für ihn völlig ungefährlich ist. Durch den Kontakt mit kontaminiertem Fleisch und vor allem Blut kann er das Virus beispielsweise über seine Kleidung, Schuhe oder auch mit Fahrzeugen einschleppen. Ein weiterer Übertragungsweg sind roh verarbeitete Lebensmittel wie Salami oder Schinken, wenn sie von einem betroffenen Wildschwein stammen. Das Virus hält sich in diesen Lebensmitteln fast ein halbes Jahr. Achtlos weggeworfene Speisereste in Papierkörben könnten von Tieren gefressen werden, die den Erreger dann ebenfalls weiter verbreiten.
Sobald ein Wildschwein mit Befund auftaucht, gelten als umgehende Vorsichtsmaßnahme Transportverbote für lebende Tiere im Umkreis von 40 Kilometern. „Und das kann zahlreiche Betriebe betreffen“, sagt Christoph Klomburg, Vorsitzender des Landvolk-Verbandes Mittelweser. Allein in seinem Zuständigkeitsbereich im Landkreis Diepholz halten rund 1000 Landwirte zusammen mehr als 750 000 Schweine. Sie könnten dann auf unbestimmte Zeit ihre Schlachthöfe im Westen Niedersachsens nicht mehr anfahren. Ausreichend eigene Schlacht-kapazitäten gebe es in Diepholz und Umgebung aber nicht.
Klomburg: Risiko in Ställen gering
Außerdem könnten andere Länder den Import von Schweinefleisch aus den betroffenen Regionen oder sogar aus ganz Deutschland aussetzen. Früher oder später käme es bei diesem Szenario zu einem erheblichen Preisverfall für das Fleisch. „Das Risiko von erkrankten Hausschweinen in den Ställen ist jedoch denkbar gering“, sagt Klomburg. Die gemeinhin übliche Hygiene in der Schweinezucht verhindere, dass das Virus in die Ställe eindringe. „Wichtig ist natürlich, die Vorschriften auch zu beachten.“
Das Land Bremen sieht sich für einem möglichen Ausbruch von ASP gut gerüstet. Wie bei anderen Tierseuchen auch, gibt es für den Ernstfall einen ganzen Katalog vorgesehener Bekämpfungsmaßnahmen. Er wurde erst im Oktober 2017 durch den Bremer Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienst (LMTVet) als zuständige Behörde entsprechend aktualisiert. Parallel dazu haben im Herbst vorigen Jahres die LMTVet und ihr niedersächsisches Pendant gemeinsam die Bekämpfung einer Tierseuche geübt. Eine solche gemeinsame Tierseuchenübung findet regelmäßig einmal pro Jahr unter Federführung Niedersachsens statt. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine umfangreiche Anfrage der CDU-Fraktion zum Thema hervor.
Allerdings wird in dem Senatsbericht auch deutlich, dass Bremen bei diesem Thema als eigenständiger Akteur eine untergeordnete Rolle spielt. Gerade mal rund 300 Hausschweine leben im Land Bremen. Bei 28 Haltern, davon fünf in Bremerhaven, sind das vor allem Hobbyhaltungen und Liebhaberprojekte mit Hängebauschweinen und Minipigs. Die bunten Bentheimer im Bürgerpark mit ihrem erst jüngst geborenen Nachwuchs zählen ebenfalls dazu. Nur ein einziger Halter mit rund 200 Schweinen kann als gewerblich betrachtet werden. Auch Wildschweine sind in Bremen kaum anzutreffen. Gerade mal sechs erlegte Tiere zeigt die Bilanz der Jagdsaison 2016/2017.
Bremens Vorbereitungen auf eine mögliche ASP-Seuche dienen daher vor allem dazu, in enger Abstimmung mit Niedersachsen einen weißen Fleck auf der Präventions-Landkarte zu verhindern. Das LMTVet verteilt etwa in Logistikbetrieben regelmäßig Handzettel mit mehrsprachigen Warnhinweisen, die Lkw-Fahrer aus dem Ostblock darauf hinweisen, Speiseabfälle nur in geschlossenen Tonnen zu entsorgen. Der Bremer Zoll kontrolliert in Stichproben außerdem am Flughafen sowie am Cruise-Terminal in Bremerhaven, ob Lebensmittel tierischer Herkunft illegal im Gepäck eingeführt werden.