Initiative „Ab geht die Lucie“ Lerngarten mit internationaler Hilfe

Neustadt. Pflanzungen in ausgedienten Autoreifen, in alten Holzkisten und auf alten Europaletten – die Begrünung des Lucie-Flechtmann-Platzes in der Neustadt entspricht nicht den gängigen Kleingärtnerträumen.
31.08.2015, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Christian Hasemann

Dafür ist es aber ein Gemeinschaftsprojekt, an dem sich alle Anwohner beteiligen können und das von jedem genutzt werden kann. Und der in Eigenregie bepflanzte Platz bekommt nun auch noch internationale Unterstützung: Eine Gruppe Jugendlicher aus unterschiedlichen Nationen hilft dabei, die ersten Grundsteine für einen Lerngarten für Kinder zu legen.

Möglich macht diese Aktion ein internationales Austauschprogramm, das vom Verein Ökostadt Bremen organisiert wird und 30 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern Europas nach Bremen gebracht hat. Unter dem Motto „Urban Gardening for immigrants and others“ verbringen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zeit in unterschiedlichen Projekten im Bremer Stadtgebiet, wie zum Beispiel in der Neustadt auf dem Lucie-Flechtmann-Platz.

Bäckerkisten werden vorbereitet

Zwischen bepflanzten Badewannen und im Wind wippenden Sonnenblumen – das Wetter hätte besser sein können – eilen ein paar Jugendliche hin und her. Ihr Ziel: Samen sammeln für das nächste Gartenjahr auf dem Platz. Etwas weiter hinten am Container, in dem das Gartenwerkzeug lagert, werden die ersten Bäckerkisten vorbereitet, denn sie sind das Wichtigste des neuen Lerngartens. Dort erklären Eva Kirschenmann und Armin Schmid von der Initiative „Ab geht die Lucie“ einem jungen Mann auf Englisch, wie diese Kisten vorbereitet werden müssen. Der junge Mann heißt Robert und stammt ursprünglich aus Malta, studiert aber zurzeit Gartenbau in München. Warum er sich für die Teilnahme an diesem Projekt entschieden hat? „Ich habe Ferien und wollte etwas Passendes machen und etwas, was gut für die Gesellschaft ist“, sagt Robert, der kurz zuvor angereist und schon voller Tatendrang ist. Auf das Projekt sei er zufällig im Internet gestoßen und ist von dem Nutzen überzeugt. „In Malta ist Urban Gardening nicht so populär, aber ich denke, es ist eine gute Sache, die die Menschen zusammenbringt, und auch gut für die Psyche ist.“ Außerdem sei das Stadtgärtnern auch eine Möglichkeit, Flüchtlinge und Anwohner in Kontakt zu bringen. „Die Leute, die kommen, haben sehr viel Wissen, das sie teilen können, und so ein gemeinsamer Garten kann helfen, die Menschen in Kontakt miteinander zu bringen.“

Die Kisten, die er und die anderen Helfer zunächst mit schwarzer Folie auskleiden, lassen sich stapeln und können so in der Höhe variabel aufgestellt werden. „Mit den Kisten können wir in der Höhe variable Hochbeete bauen, und das ist für Kinder perfekt, da sie für jede Körpergröße passend sind“, sagt Armin Schmid. Und noch einen weiteren Effekt erhoffen sich die Initiatoren: „Die Kisten kommen in den Farben gelb, grün und blau. Damit bringen wir gerade im Herbst und Winter etwas mehr Farbe auf den Platz“, sagt Eva Kirschenmann.

Je eine Pflanze pro Kiste, die vom Förderfonds Spielräume finanziert wurden, mit einem Infotäfelchen sollen den Kindern Informationen zu den Pflanzen und zur nötigen Pflege geben. „Wir planen mit Gemüsepflanzen und Kräutern, und unser Ziel ist es, den Kindern wieder einen Bezug zu Lebensmitteln zu geben, damit die Kinder sehen, wo das Essen eigentlich herkommt“, sagt Eva Kirschenmann. Da nun allerdings schon der Herbst vor der Tür stehe, werde die große Aussaat erst im Frühling beginnen. „Aber für den Winter werden wir noch Wintergemüse, Kohlsorten und Christrosen pflanzen können“, so Kirschenmann.

Überhaupt soll in den nächsten Monaten noch viel auf dem Lucie-Flechtmann-Platz geschehen. Ein Werkstattverfahren mit Anwohnern und Beteiligten wurde gerade angeboten, um über die weitere Gestaltung des Platzes zu beratschlagen. „Wir werden in zwei Monaten umräumen und einige Sachen leeren“, so Eva Kirschenmann.

Generell wünschten sich die Anwohner mehr Grünflächen, also eine Entsiegelung des Bodens. „Die Stadt Bremen braucht Versickerungsflächen für Regenwasser, allerdings ist offen, wie so etwas finanziert werden kann.“ Im Übrigen sei jeder Interessierte eingeladen, sich zu beteiligen, sich einzubringen und eigene Veranstaltungen auf dem Platz zu organisieren und ihn mit Leben zu füllen.

Die Initiative „Ab geht die Lucie“ wird am 26. September ein Open-Air-Kino veranstalten und am 4. Oktober ein großes Erntefest feiern, und vielleicht sind dann auch schon die ersten aufgestellten Lernkästen zu besichtigen.

Weitere Informationen auf ab-geht-die-lucie.blogspot.de.

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