Nach 20 Jahren ist Schluss. Die Videothek Video-Maxx im Bremer Viertel hat die Türen geschlossen. Die Ausleih-Filiale an der Straße Vor dem Steintor 39, Ecke Schmidtstraße, ist seit ein paar Tagen zu. An der Tür hängt ein Zettel, auf dem sich der Betreiber von seinen Kunden verabschiedet. „Liebe Kunden! Wir schließen! 20 Jahre lang haben wir gerne und mit viel Spaß das Viertel und umzu mit Filmen versorgt, aber nun ist Schluss“, schreibt das Video-Maxx-Team darauf.
Die Schließung des Ladens mit blau-gelb-weißem Logo habe natürlich mehrere Gründe, sagt Hajo Lütt, der als Betreiber fast durchgehend hinter dem Tresen im Laden stand. Eine der Hauptursachen: „Hauptsächlich natürlich die vermehrte Nutzung von Streamingdiensten (legal und illegal) gerade auch durch jüngere Kunden“, sagt Lütt. Seit 1998 gab es bei Video-Maxx die aktuellen Blockbuster, Filmklassiker, Serien, Raritäten und fast alles an aktuellem Filmstoff.
Wirtschaftliche Entscheidung
Klar ist: Immer neue technische Möglichkeiten, immer mehr Internet-Angebote machen das Geschäft mit dem Verleih von Filmen schwer. Es bringt heutzutage kaum noch Geld. „Die Entwicklung deutete ja schon einige Zeit in diese Richtung, und irgendwann ist es dann besser, selbstbestimmt und mit einem noch positiven Gefühl die Entscheidung zu treffen“, sagt Hajo Lütt. Für ihn stand irgendwann fest, dass sich der immense Aufwand nicht mehr lohnt und er lieber aus eigenem Willen geht. „Irgendwann ist es halt eine wirtschaftliche Entscheidung, die man treffen muss“, sagt der Videothek-Betreiber. Eine Zeit lang könne man das alles durch eigene Mehrarbeit auffangen, also „wenn man Spaß an der Sache hat, macht es einem ja nicht so viel aus“. Aber irgendwann sei auch mit noch so viel Liebe zum Film der Rückgang der Verleihzahlen vernünftigerweise nicht mehr auszublenden.
Die noch vorhandenen DVDs will der Video-Maxx-Chef erst einmal mit zu sich nehmen. Die eine oder andere werde er vielleicht im Laufe der Zeit verkaufen können. Unter anderem habe er bereits Verbindung mit einer Grundschule aufgenommen, um dieser eine Auswahl von Kinderfilmen zu spenden, damit dort bei Bedarf ein ausreichender Bestand vorhanden sei. Was mit dem Ladengeschäft in Zukunft passieren werde, kann Lütt nicht sagen.
Die letzten Zeilen, die seine Kunden an der Tür nun noch lesen, sind folgende: „Wir bedanken uns von Herzen bei allen Kunden für die Treue über all die Jahre und wünschen ein letztes Mal eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein tolles 2019! Macht's gut.“
2015 hatte bereits die Kult-Videothek „Video Stern“ direkt gegenüber an der Straße Vor dem Steintor geschlossen. Videothekar Konrad Bothe musste aufgeben.
Videotheken haben es in ganz Deutschland schwer gegen die Konkurrenz von Online-Diensten wie Amazon Prime, Netflix oder iTunes. Gesamtzahlen zur Branche gibt es vom Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD). Der Abwärtstrend ist rasant: Die Kundenzahl sank den Angaben zufolge von 2015 bis 2017 von 4,8 auf 2,6 Millionen, die Vermietvorgänge für Spielfilme brachen um mehr als die Hälfte von 68 auf 31 Millionen jährlich ein.
Die Preise stiegen zwar leicht, der Einbruch der Erlöse konnte damit aber nicht gestoppt werden: Fuhren die Videotheken hierzulande 2015 mit dem Spielfilm-Verleih noch einen Umsatz von 165 Millionen Euro ein, lag er 2017 nur noch bei 84 Millionen Euro. Die Zahl der Videotheken wiederum sank von 2016 bis 2017 von rund 900 auf 600. Heißt: In einem Jahr hat jede dritte Verleihstation dichtgemacht. Vor zehn Jahren waren es noch rund 3000.