Von Christian Pfeiff
Vegesack. "Vegesack ist niedlich, vor allem aber auch sehr charakteristisch für die norddeutsche Landschaft und Mentalität. Wer als Auswärtiger einen lebhaften Eindruck von Norddeutschland gewinnen will, sollte Vegesack besuchen." Thomas Wiedau muss es wissen: Bereits zum wiederholten Male führte der Geschäftsführer der in Berlin beheimateten "Weinkulturreisen" Gäste in Bremens Norden.
In Empfang genommen wurde der über 80 Teilnehmer zählende Reisetrupp von Heike Bode, ihres Zeichens Direktorin des hiesigen Atlantic Hotels, gemeinsam mit Kapitän a.D. Dieter Meyer-Richartz vom Maritimen Traditionsverein Nautilus. Erstes Ziel des Vegesack-Aufenthalts war das Schaufenster Bootsbau, wo sich die Gäste aus der Hauptstadt für das Vegesacker Kapitänspatent des MTV Nautilus qualifizierten.
Begleitet von folkloristischen Klängen der Osterholzer Akkordeonistin Martina de Wolff und einem kräftigenden Matjesschluck konnten die Reisenden bei Krabbenpulen, Stiefelweitwurf und Fangnetzknüpfen ihre Qualitäten in Sachen norddeutscher Lebensart unter Beweis stellen.
"Die Sache mit dem Kapitänspatent ist natürlich eher ein Gag, den wir als ?maritimes Spaßprogramm' bezeichnen", erklärt Meyer-Richartz, der bis zum Beginn der Sechziger Jahre selbst als Kapitän die Weltmeere befuhr. Jedoch ein Gag, der sich im touristischen Gesamtkonzept Vegesacks langjährig bewährt hat.
"Insgesamt bieten wir seit neunzehn Jahren über zwanzig verschiedene Lokalpatente für auswärtige Besucher an. Neben dem Kapitänspatent zählt zu diesen beispielsweise auch ein Feuerwehrpatent", erklärt Heike Bode. Das erklärte Ziel der kooperierenden Touristikunternehmer lautet zwar, Vegesack in den Mittelpunkt ihrer Angebote zu rücken, abgerundet werden diese jedoch auch durch zusätzliche Stadtführungen durch weitere attraktive Reiseziele des Umlands, beispielsweise Worpswede. "Bei uns erhalten Reiseveranstalter alles aus einer Hand", wirbt Bode.
Vegesack im Kombi-Angebot
Auch die Gäste aus der Hauptstadt besuchten zunächst Neuwerk. Nach dem Besuch des Schaufenster Bootsbau und einem herzhaften Abendessen in der Strandlust setzte der Reisetross am nächsten Tag seine Route nach Bremerhaven fort. Diese Art Kombinationsangebote hat sich aus Sicht Bodes bewährt, zumal man mit seinen Angeboten auch auf allen relevanten Reisemessen Deutschlands vertreten ist. "Pro Jahr beherbergt Vegesack etwa 25.000 Besucher, von denen jeweils zwischen 3000 und 5000 die Patentangebote wahrnehmen."
Wie viele Besucher über die vergangenen Jahrzehnte also bereits das Vegesacker Kapitänspatent erwarben, vermag auch Meyer-Richartz nicht genau zu benennen, zumal das Angebot in unregelmäßigen Zeitabständen durchgeführt wird. Auch die Beteiligung lokaler Kunsthandwerker und Geschäftsleute variiert zwischen den Veranstaltungen: "Das hängt neben der jeweiligen Wetterlage auch von der Nachfrage des jeweiligen Reiseveranstalters sowie von der Verfügbarkeit der Mitwirkenden ab", erklärt Meyer-Richartz.
Neben Akkordeonistin de Wolff konnte Meyer-Richartz mit Heino Köster einen Kunsthandwerker gewinnen, der den hauptstädtischen Gästen einen detaillierten Einblick in die Kunst des Fangnetzknüpfens gewährte. Für zusätzliche Schauwerte sorgte auch Marcus Nielebock, Geschäftsführer des Restaurants "Fisch und Mee(h)r"der die Gäste mit einem frisch gefangenen Schwertfisch beeindruckte.