In der Pandemie können Bremer Studierende, die weniger als 861 Euro im Monat zur Verfügung haben, sich die Kosten des Semestertickets vom Senat erstatten lassen. Der Asta, die Studierendenvertretung der Uni, vermeldet: Bisher hätten 1034 Studierende die Finanzhilfe beantragt. Der Semesterbeitrag von derzeit 386 Euro setzt sich aus verschiedenen Posten zusammen, das Semesterticket ist mit 226 Euro der größte.
Der Senat finanziert seit Mitte November über einen Hilfsfonds das Semesterticket für Härtefälle – auch rückwirkend fürs Sommersemester 2020. Doch die bisherigen Mittel des Fonds reichen bei Weitem nicht: Pro Semester stehen 60.000 Euro bereit, finanziert von Wissenschafts- und Mobilitätsressort. Derzeit sind also 120.000 Euro im Topf.
Der Asta geht davon aus, dass doppelt soviel Geld benötigt wird, sagt Marlin Meier vom Uni-Asta, der zugleich Sprecher der Landes-Asten-Konferenz ist. „Jede Woche gingen bei uns zuletzt über 250 neue Anträge ein, wir müssen gucken, wie wir das stemmen können.“ Die Prüfung der Anträge aller Studierenden aus dem Land Bremen übernimmt der Asta und bekommt dafür Geld vom Senat. Derzeit bearbeiten drei Studierende und eine Verwaltungskraft die Antragsflut.
Der Asta ist zuversichtlich, dass die Mittel nun aufgestockt werden. Diese Hoffnung wird gestützt von der Wissenschaftsbehörde. Die Staatsräte von Wissenschafts- und Mobilitätsressort hätten mit dem Asta vereinbart, dass eine Aufstockung der Mittel „zeitnah in Gesprächen zwischen den Beteiligten erörtert werden kann“, wenn die Gelder nicht ausreichen sollten, sagt Sebastian Rösener, Sprecher der Wissenschaftsbehörde. „Voraussetzung hierfür ist selbstverständlich, dass die zusätzlichen Bedarfe nachvollziehbar und belegbar sind.“ An diesem Freitag will der Asta einen Bericht zur Zahl der Anträge an die Behörde schicken.
Studierende stürzen sich auf das Hilfsprogramm
Marlin Meier betont, die große Zahl der Anträge zeige vor allem, wie viele Studierende in der Pandemie in Finanznot geraten seien: „Wir haben uns die Statistiken angeguckt und wissen, dass schon vor Corona jeder zweite Student in Bremen weniger als den Bafög-Höchstsatz von 861 Euro im Monat hatte.“ Dennoch sei er erschrocken darüber, wie viele Studierende nun offenbar in einer prekären Situation seien. „Viele haben kein Geld mehr auf ihrem Konto, viele mussten zurück zu ihren Eltern ziehen.“ Vor Corona finanzierten sich zwei Drittel der Bremer Studierenden auch über Nebenjobs. Weil es vom Bund kaum Finanzhilfen für Studierende in der Pandemie gegeben habe, stürzten sich die Studierenden nun auf das Bremer Hilfsprogramm, sagt Meier.
Weitergehen dürfte auch die Debatte über das Semesterticket. Schon im vergangenen Jahr wären Studierendenvertreter beinahe aus dem Vertrag mit den Verkehrsverbünden ausgestiegen, weil ihnen das Ticket zu teuer war. Weil der Senat einen Härtefallfonds zusagte, unterschrieben sie schließlich doch. Die Asten fordern aber weiter dauerhafte Zuschüsse des Senats für das Ticket.