Ein Plus von 2,8 Millionen Kunden – das klingt rekordverdächtig. Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) und der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) haben am Dienstag ihren Bericht für das Jahr 2018 vorgestellt und präsentieren darin erneut einen enormen Zuwachs an Fahrgästen im Nordwesten. Außerdem wurden künftige Schwerpunkte wie der Ausbau weiterer Landesbuslinien und die Erweiterung digitaler Angebote vorgestellt.
Busse und Bahnen, erläuterte VBN-Geschäftsführer Rainer Counen, hätten im vergangenen Jahr 176,6 Millionen Fahrgäste befördert, 2,8 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Damit seien auch die VBN-Einnahmen um 6,9 Millionen Euro auf 226 Millionen Euro gestiegen. Im bundesweiten Durchschnitt betrage der Fahrgastzuwachs plus 0,6 Prozent, im VBN-Land hingegen 1,6 Prozent. Das bundesweite Einnahmenergebnis im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt der VBN mit 1,3 Prozent an und kann selbst auf 3,1 Prozent verweisen.
Der positive Trend habe sich auch im ersten Quartal 2019 fortgesetzt, so Counen: Verglichen mit dem ersten Quartal 2018 stieg die Zahl der Fahrgäste von 38,4 auf 38,6 Millionen, die Einnahmen wuchsen von 51,2 auf 52,6 Millionen Euro. Damit seien 2018 sowohl bei den Fahrgästen als auch bei den Einnahmen neue Höchstwerte seit der Gründung des VBN im Jahr 1997 erzielt worden. Ein weiteres Mal, denn auch 2017 konnte der Verbund ein Fahrgastplus verzeichnen.
Hohe Zufriedenheit
Die ansteigenden Nutzerzahlen führen Rainer Counen und der ZVBN-Geschäftsführer Christof Herr unter anderem auf die laut Kundenbarometer hohe Zufriedenheit mit dem ÖPNV-Angebot zurück. Kundenumfragen hätten dem VBN eine Gesamtnote von 2,69 (Branchendurchschnitt 2,88) beschert.
Im VBN-Land, das sich ungefähr von Nordholz im Norden bis Lemförde im Süden und von Augustfehn im Westen bis Visselhövede im Osten erstreckt, wurden 2018 insgesamt 2696 Fahrgäste befragt. 74 Prozent von ihnen würden den VBN demnach „bestimmt“ oder „wahrscheinlich“ weiterempfehlen, 93 Prozent selbst wieder mit Bussen und Bahnen fahren. „Aber wir müssen auch dranbleiben“, kündigte Counen den weiteren Ausbau digitaler Produkte an.
VBN-Handytickets sollen im Laufe des Jahres auch über Apps anderer Anbieter wie der Deutschen Bahn zugänglich gemacht werden. Die Bob-App soll ab Anfang 2020 die Nutzung per Smartphone ermöglichen, unabhängig von der bisherigen Bob-Karte, mit der in Bremen, Bremerhaven und Oldenburg bargeldlos in Bussen und Bahnen und an Automaten bezahlt werden kann.
Online buchbare „Anschlussmobilität“ im Niedersachsentarif und der Ausbau digitaler Vertriebskanäle für Handy-Tickets, die laut Verbund mittlerweile von 90 000 Kunden genutzt werden, stehen ebenso auf dem Plan wie die Prüfung, ob das Weyher Einwohnerticket regional ausbaubar ist. Dort gibt die Kommune die Ersparnis weiter. Aktuell ist für 613 Fahrgäste die Monatsfahrkarte 15 Prozent billiger.
Auch die Kurzstreckentickets, die im Landkreis Osterholz erfolgreich erprobt wurden, könnte es bald in anderen Regionen des VBN-Gebiets geben. Ab dem Sommer sollen auch Zeitkarten des Niedersachsentarifs in der Fahrplaner-App buchbar sein.
Immer mehr Verkehrsteilnehmer stiegen in der Stadt auch deshalb auf Busse und Bahnen um, „weil sich die Mobilität in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, wie Rainer Counen sagt. „Wenn man von der Überseestadt mit dem Auto eine Stunde bis nach Schwachhausen braucht“, sei der Nahverkehr „ein Stück der Lösung“ des Problems. Allerdings böten sich verkehrstechnisch im urbanen Umfeld natürlich „mehr Alternativen als im ländlichen Raum“.
Aus dem ÖPNV-Förderfonds des ZVBN wurden im vergangenen Jahr rund 7,65 Millionen Euro für bessere Buslinien, Haltestellen und Bahnhöfe, aber auch für die Optimierung der Fahrgastinformation (1,19 Millionen Euro) sowie die Verkehrserhebung und Marktforschung (1,08 Millionen Euro) bewilligt. Für das laufende Jahr, sagte ZVBN-Geschäftsführer Christof Herr, seien rund neun Millionen Euro eingeplant. „Die Masse“ davon wiederum für „Leistungsverbesserungen“ bei den Regionalbussen und den Haltestellen. „Unser Ziel ist es, auch im ländlichen Raum Qualität zu bringen.“
Gerade dort bleibt einiges zu tun. Zwar lobten Rainer Counen und Christof Herr ausdrücklich das Engagement der ehrenamtlichen Bürgerbusfahrer, die in 22 Vereinen auf dem Land und in Mittelzentren wie Achim, Syke, Wildeshausen und Rastede aktiv sind. Sie hatten 2018 mit rund 286 000 zehn Prozent weniger Fahrgäste als im Vorjahr. „Unsere Klientel dort ist in der Regel hochbetagt“, erläuterte Christof Herr den Einbruch. „Und der vergangene Sommer war so heiß, dass viele Senioren einfach zu Hause geblieben sind.“
+++Dieser Text wurde um 20.35 Uhr aktualisiert+++
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