Nordwest. Gymnastik am Küchenstuhl, Zähneputzen auf einem Bein – das Leibniz-Institut setzt bei der Studie „Fit im Nordwesten“ auf alltagstaugliche Trainingsmethoden. Ziel ist es, Menschen ab 60 Jahren zu regelmäßiger Bewegung zu motivieren – und das langfristig. Ein eigens dafür konzipiertes Trainings-Programm, das die Probanden über ein Internetportal abrufen können, soll dabei helfen, Bewegung ganz einfach im Alltag zu integrieren. „Ein Computer mit Internetzugang ist deshalb Voraussetzung, um an der Studie teilzunehmen“, sagt Manuela Peters, Mitarbeiterin der Abteilung Prävention und Evaluation beim Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS). Eine weitere Bedingung für die Teilnahme sei, dass die künftigen Probanden bislang nicht regelmäßig Sport getrieben haben, sondern sich aus Mangel an Motivation nur wenig bis gar nicht fit halten. Denn genau darum geht es den Initiatoren der Studie. „Wir wollen herausfinden, wodurch sich Menschen über 60 am besten motivieren lassen, sich fit zu halten“, sagt Peters.
Für die zweite Phase der Studie suchen die Initiatoren ab sofort Teilnehmer aus dem Bremer Osten. Die erste Phase lief nach dem gleichen Prinzip bereits unter anderem in Obervieland, der Neustadt, Bremen Nord und in Osterholz-Scharmbeck. „Die Rückmeldungen der Teilnehmer aus der ersten Phase haben wir aufgenommen und das Programm entsprechend angepasst“, erklärt Peters. Außerdem habe die erste Phase ergeben, dass es Menschen, die bereits regelmäßig aktiv sind, leicht falle, auch langfristig aktiv zu bleiben. Schwieriger sei es für diejenigen, die durch verschiedene Verpflichtungen stark eingebunden seien, sodass ihnen oft wenig Zeit bleibe, sich regelmäßig zu bewegen. Ziel der neuen Projektphase sei es daher, die besten und einfachsten Möglichkeiten zu finden, Menschen zu unterstützen, denen es bisher schwer fiel, aktiv zu werden.
„Wir möchten untersuchen, wie genau gesundes Altern und Wohlbefinden bei Erwachsenen ab 60 Jahren gefördert werden kann - deshalb haben wir das Bewegungsprogramm Fit im Nordwesten entwickelt“, sagt Claudia Pischke, Professorin für Public Health und eine der beiden Studienleiterinnen. An der Entwicklung des Programms seien Erwachsene im Alter ab 60 Jahren, Seniorenvertreter sowie Experten aus Verwaltung und Praxis beteiligt gewesen. „Aus der Forschung mit Älteren wissen wir, dass Einsamkeit ein zunehmendes Thema ist“, hebt Studienleiterin Sonia Lippke, Professorin für Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin an der Jacobs University, hervor. „Bewegung allgemein und Programme wie Fit im Nordwesten können helfen, die Einsamkeit zu überwinden oder gar nicht erst einsam zu werden.“
Wer sich für die Studie anmeldet und die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, wird zunächst zu einer Einführungsveranstaltung eingeladen. Hier werden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt, die sich zehn Wochen lang regelmäßig treffen. Bei den wöchentlichen Zusammenkünften wird sowohl unter Anleitung Sport getrieben, als auch thematisch gearbeitet. „Die Gruppen widmen sich etwa eine Stunde lang Kraft-, Ausdauer- oder Gleichgewichtsübungen“, erzählt Peters. In der verbleibenden halben Stunde werde auf Themen wie Ernährung oder Entspannungstechniken eingegangen.
Sind die zehn Wochen vorüber, trainieren die Teilnehmer selbstständig weiter – ob alleine zu Hause oder in der Gemeinschaft, bleibt ihnen selbst überlassen. Mancher fühle sich wohler, wenn er bei den Übungen nicht beobachtet werde, andere schätzten hingegen den Gemeinschaftsfaktor, erklärt Peters. „Gemeinsame Treffen mit Raum für Rückmeldungen gibt es aber weiterhin“, betont sie. Zum einen, um die Motivation der Teilnehmer aufrecht zu erhalten, und zum anderen, um Hinweise aufzunehmen, an welchen Stellen das Bewegungsprogramm noch optimiert werden könnte.
Die Studie Fit im Nordwesten ist ein Gemeinschaftsprojekt des Leibniz-Instituts, der Jacobs University Bremen, dem Oldenburger Institut für Informatik und der Technischen Universität Chemnitz. Schirmherrin ist die Senatorin für Soziales und Sport Anja Stahmann (Grüne). Das Programm ist für Menschen ab 60 Jahren mit Wohnsitz in Bremen gedacht, die selbstständig ohne Pflege leben. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig und völlig anonym. „Die Probanden können jederzeit und ohne Angabe von Gründen ihre Teilnahme abbrechen“, betont Peters. „Die erhobenen Daten werden ausschließlich für Studienzwecke verwendet und streng vertraulich behandelt.“
Fit im Nordwesten ist ebenso wie Buten aktiv ein Teilprojekt des regionalen Präventionsforschungsnetzwerks Aequipa. Wie berichtet steht bei Buten aktiv, das derzeit in Lehe und Lehesterdeich läuft, weniger die Motivation der Teilnehmer im Fokus. Im Vordergrund stehen vielmehr die Bedingungen, die in den jeweiligen Stadtteilen geboten werden, um sich im Alter an der frischen Luft fit zu halten.
Weitere Informationen
Interessierte können sich ab sofort für das Bewegungsprogramm Fit im Nordwesten unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800/2477245 (montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr) oder per E-Mail an fit-im-nordwesten@leibniz-bips.de anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.