Während die einen aus dem Staunen gar nicht heraus kamen, musste so manch anderer Kürbisfreund sich an diesem Nachmittag schon mächtig anstrengen, um sein gigantisches Zuchtergebnis auf die Waage zu hieven. Doch nicht nur auf Größe und Gewicht kam es bei der 17. Oberneulander Kürbiswette an, die traditionell zahlreiche Besucher auf den Platz vor dem Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Oberneuland gelockt hatte. Denn wie gewohnt stand der Spaß an der Sache im Vordergrund, und zudem duften sich einige der insgesamt 80 Teilnehmer über Sonderpreise freuen. Ebenso großen Zuspruch bekam die zusätzliche Sonnenblumenwette.
Spannung war beim großen Kürbis-Finale bis zur letzten Minute garantiert. Mit prüfendem Blick auf die riesige Waage verkündete Moderator Alexander Falz im raschen Wechsel die neuesten Ergebnisse – und das oftmals im dreistelligen Kilobereich. Allein die Präsentation einiger Teilnehmer, die ihre Zuchtergebnisse auf unterschiedlichen Fahrzeugen heranrollten, war beeindruckend. So hielt Familie Blendermann aus Grasberg zu epischer Musik ihren Einzug. Dichte grüne Nebelschwaden umhüllten den mit Zweigen geschmückten Transporter, auf dem zwei riesige Kürbisse thronten. Dazu ragte ein Schild mit der Beschriftung „Jetzt kommen die Früchtchen“ in die Höhe.
Kürbiswette als Familienprojekt
Nachdem das erste Prachtstück, das Dietmar Blendermann mitgebracht hatte, auf der Waage gelandet war, bat der Moderator um volle Aufmerksamkeit. „Wenn so ein Monster daher kommt, müssen wir mal eben still werden“, sagte er und ließ einige Sekunden vergehen, bevor er das Gewicht von 231 Kilogramm verkündete. „Das ist der dreckigste, aber auch schwerste Kürbis, den ich heute gesehen habe. Macht ihr noch etwas anderes als Kürbisse züchten?“, scherzte Falz und erntete dafür lautstarkes Gelächter vom Publikum. Ein Zuchtergebnis von immerhin 175,4 Kilogramm hatte Tanja Blendermann vorzuweisen, die damit den zweiten Platz der Kürbiswette belegte und gemeinsam mit ihrem gekrönten Kürbiskönig doppelten Grund zum Feiern hatte.
„Am Anfang haben wir gedacht, dass die Kürbisse nicht sehr groß werden, obwohl wir sie täglich gegossen haben“, erzählte die 45-Jährige. Im Wechsel hätten sich beide um ihre Zöglinge gekümmert. Regen sei immer ein Grund zur Freude gewesen, weil man dann auf den Einsatz des Gartenschlauchs verzichten konnte. „Wir haben einfach alles wachsen lassen. Eben Natur pur, ohne Extradünger“, fügte Dietmar Blendermann hinzu. Wie er verriet, seien Brieftauben sein eigentliches Hobby. Seiner Meinung nach habe sich die gründliche Vorbereitung des Bodens, den er im vergangenen Jahr mit Rinder- und Pferdemist aufgefüllt hatte, aber wohl gelohnt. „Da waren viele Regenwürmer drin. Das zeigte uns, dass der Boden gut ist.“ Bereits 2017 hatte er mit einem 203,9 Kilogramm schweren Kürbis bewiesen, dass er das Zeug zum Kürbiskönig hat.
Der sprichwörtliche grüne Daumen scheint in der Familie Blendermann die Runde zu machen. Denn auch sein Bruder Volker Blendermann ist vom Kürbisfieber infiziert. Zweimal hat er den zweiten Platz bei der Oberneulander Kürbiswette belegt. In diesem Jahr reichte es mit 139,3 Kilogramm für den fünften Platz. Vor ihm beanspruchte Sharina Blendermann mit 145,7 Kilogramm Platz vier, Jessica Flathmann landete mit 154,6 Kilogramm auf dem dritten Platz.
Laut der Initiatoren der Oberneulander Kürbiswette haben die Teilnehmer in diesem Jahr 42 Kürbisse präsentiert, die zusammen 3006,7 Kilogramm auf die Waage brachten. Einen nur leichtgewichtigen Beitrag dazu konnte diesmal Engelbert Bornhöft leisten. „Porree und Rote Beete sind besser gewachsen“, sagte er. Wie Bornhöft anmerkte, seien 6,5 Kilogramm gar nicht mal so schlecht. Geschmacklich könne das schon ganz toll sein. Seine bessere Hälfte freute sich hingegen, dass sie ihn mit ihrem 45,5 Kilogramm schweren Kürbis im Wettkampf übertrumpfte.
Als Familienprojekt betrachtet Ralf Egert die Kürbiswette. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bianca und Sohn Ethan konnte er Kürbisse mit einem Gewicht von 95,8 und 119 Kilogramm vorweisen. „Wir haben einen Koi-Teich, mit dem Fischwasser haben wir die Pflanzen gegossen. Deshalb sind die wohl auch so gut gewachsen.“ Bisher hätten sie dreimal an der Wette teilgenommen, konnten aber erst jetzt gereifte Kürbisse mitbringen.
Mit 117,7 Kilogramm ist es auch Ronald und Birgit Grund gelungen, mit ihrem Kürbis den dreistelligen Bereich zu knacken und sich damit den neunten Platz zu sichern. Für sie lautet das Motto „Alle Jahre wieder“, denn sie sind bereits von Anfang an dabei. „Schaf- und Pferdemist – und alles wird gut“, sagte Birgit Grund, die mit ihrem Ehemann und der Nachbarschaft jeweils am Abend vor der offiziellen Wette ein internes Kürbisfest feiert.
Während Alexander Falz sich lieber voll und ganz auf die Moderation der Veranstaltung konzentrierte, hatten seine Ehefrau Andrea und Sohn Fabian es in diesem Jahr mit ihrer herbstlichen Kreation zum Titel „Schönster Kürbis“ geschafft. „Kürbis for future“ lautete das Motto einer Kürbispräsentation, die sich Antonia Natrup ausgedacht hatte. „Ich finde gut, was Greta Thunberg macht. Es gefällt mir, dass sie die Natur beschützen möchte“, betonte die Siebenjährige. Ebenso gab es Sonderpreise für Tim Blumentrath, der den kleinsten Kürbis vorzeigen konnte; und für Dirk Müller, der den Titel „Hässlichster Kürbis“ erhielt. Als bester Neueinsteiger wurde Friedhof Gramke prämiert. Die Auszeichnung „Schönste Sonnenblume“ ging an Steffi Wannmacher. Stefan Howald konnte sich über den Titel „Größte Sonnenblume“ freuen, Anika Lindemann über die „Längste Sonnenblume“.
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