Serie: Instrumentenbau in Bremen (3) Mit den Jahrhunderten steigt der Wert

Bremen. Seit Jahrhunderten werden Musikinstrumente in traditioneller Handarbeit gefertigt. In einer Serie stellen wir Instrumentenbauer in Bremen vor. Teil 3: Die Geigenbauwerkstatt Suga und van Kollenburg.
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Von Carolin Küter

Bremen. Die Geigenbauer Osamu Suga und Adrianus van Kollenburg arbeiten in ihrer Werkstatt am Ostertorsteinweg täglich daran, ein Ideal zu erreichen, das vor rund 400 Jahren geschaffen wurde. So alt sind die Instrumente von Geigenbauern wie Antonio Stradivari. „Wir stellen uns in den Dienst der alten Meister und versuchen, die Instrumente so wieder herzurichten, dass sie in dem alten Glanz klingen können“, sagt van Kollenburg.

In der Geigenbauwerkstatt des Holländers und seines japanischen Kollegen hängen Geigen, Bratschen und Celli, die teilweise hunderte Jahre alt sind. Aktuell arbeitet van Kollenburg an einer Geige aus dem 17. Jahrhundert. Sie war in über 30 Teile zersplittert, weil ihr Spieler auf der Bühne ausgerutscht und auf sie gefallen war. Seit anderthalb Jahren fügt er die Einzelteile wieder zusammen, leimt sie, lässt sie trocknen und macht das Instrument so wieder spielbar. 40.000 Euro wird diese Reparatur kosten. „Das lohnt sich nur, wenn das Instrument auch einen entsprechenden Wert hat“, sagt van Kollenburg. Wie groß dieser ist, möchte er nicht sagen. „Ich glaube nicht, dass der Kunde möchte, dass diese Zahl herausposaunt wird“, meint er.

Van Kollenburg und Suga reparieren hauptsächlich Streichinstrumente, auf denen Profis spielen. Eigene Fabrikate stellen sie nicht her. Auch Anfängermodelle führen sie nicht. Geige lerne man meist auf Produktionsinstrumenten, die spieltechnisch einwandfrei seien, so die Handwerker. Auch die Konstruktion sei dieselbe wie bei den 20 bis 40 mal so teuren Profi-Instrumenten. So koste eine Anfängergeige rund 4000 Euro, während ältere, handgefertigte Instrumente meistens mehrere 100.000 Euro kosten. „Eine Stradivari von 1712 hat schon einmal einen Preis von elf Millionen Euro erzielt“, so Suga.

Feine Unterschiede sind wichtig

Der Unterschied zu einem Anfängermodell stecke in den Details, erklärt van Kollenburg: Im Material, in der Verarbeitung oder im Lack. Einfluss habe zum Beispiel, wie flach oder steil die Deckenwölbung ist. Auch die Beschaffenheit des Holzes sei bei jedem Instrument unterschiedlich: Ist das Holz schnell gewachsen, ist der Abstand zwischen den Jahresringen größer und das Holz weicher. Ist es langsam gewachsen, verringert sich der Abstand und das Holz wird härter. Worin genau der klangliche Unterschied zwischen einer handgefertigten, jahrhundertealten Profigeige und einer neuen, maschinell produzierten Anfängergeige liegt, sei allerdings nur schwer zu erklären, meinen beiden Geigenbauer. „Das ist wie mit Gemälden“, so van Kollenburg. „Da stellt sich die gleiche Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Rembrandt und einem anderen Maler?“

Viele der jahrhundertealten Geigen, auf denen professionelle Musikerinnen und Musiker spielen, gehören nicht ihnen selbst, sondern Stiftungen oder Banken. „Die Instrumente werden immer unbezahlbarer“, meint van Kollenburg. „Welcher Musiker hat schon ein paar Hunderttausend?“ Vor allem in den letzten 20 bis 30 Jahren sei der Preis für Geigen angestiegen, so Suga. Denn in asiatischen Ländern wie China sei mit dem wachsenden Wohlstand auch das Interesse an westlicher Musik gestiegen. „Die Zahl der Instrumente alter Meister sind jedoch begrenzt“, sagt Suga. Dementsprechend sei eine Geige auch eine gute Geldanlage. Neben der Reparatur und dem Verkauf von Instrumenten bieten er und sein Kollege ihre „Expertise“: Sie beurteilen zum Beispiel für Versicherungen die Herkunft, das Alter und den Wert von Geigen, Celli und Bratschen. Es komme häufig vor, dass Privatkunden mit großen Erwartungen kommen, die eine alte Geige bei sich gefunden haben, so van Kollenburg. „Deren Hoffnungen müssen wir dann meist enttäuschen.“ Für die Handwerker lohnt sich die genaue Analyse der Instrumente trotzdem. Suga: „Ein Geigenbauer liebt Geigen. Ich betrachte mir Instrumente so, wie sich andere Leute Gemälde anschauen.“

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