Seit 2013 besteht auf dem Lucie-Flechtmann-Platz das Gemeinschaftsprojekt „Ab geht die Lucie“, das als städtischer Garten den Anwohnern das Gärtnern näher bringen soll. Neben regelmäßigen Pflanz- und Beetpflegetagen gibt es auch immer wieder Veranstaltungen wie die „Saatguttauschbörse“ – gerade rechtzeitig zum Frühlingsanfang.
Idee der Tauschbörse ist es, Hobbygärtnern eine größere Vielfalt an Saatgut zu ermöglichen. „In den Supermärkten gibt es immer dieselben Produkte von denselben Herstellern“ erklären die Initiatoren. Viel spannender sei es doch, statt „normalen“ Tomaten einmal karminrote oder Rosabäckchen-Tomaten heranzuziehen. Manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen auch eine Chance, etwas loszuwerden. Deswegen ist Natalia aus der Neustadt hier: „Ich habe nur einen kleinen Balkon und dafür viel zu viele Pflanzen – da muss ich einige abgeben und am besten in gute Hände“, sagt sie.
Neben dem Samentauschstand gibt es heute auf „der Lucie“ aber noch mehr zu entdecken. Themenbezogen werden beispielsweise Workshops im Pikieren angeboten – der Kunst des Anziehens und Umtopfens von Pflanzen. Außerdem haben viele andere Bremer Gartenprojekte die Chance ergriffen, sich vorzustellen. Neben „Ab geht die Lucie“ sind das beispielsweise das Transitionsbündnis „Bremen im Wandel“, die „Gärtner mit Hut“, der „Geheime Garten“ in Hemelingen, die Gemüsewerft, der Internationale Garten Walle, der Gärtnerhof Oldenhof und der Selbsthilfegarten.
Außerdem ist ein ganz alter Hase des städtischen Gärtnerns zu Gast. Christian Conrad, oder der „Pflanz-Pirat“ – wie er sich selbst nennt, bastelt seit etwa zehn Jahren sogenannte Seedbombs. Das sind walnussgroße Kugeln aus Tonerde und Pflanzensamen, die dort, wo sie ausgelegt werden, Buntes sprießen lassen. Sie stehen seit langem als Aushängeschild für „Urban Gardening“, da sie nicht aufwendig eingepflanzt, sondern einfach fallen gelassen werden müssen. Schon beim nächsten Regenguss beginnen sie dann zu keimen. Heute erklärt und zeigt der Pflanz-Pirat, wie Seedbombs selbst hergestellt werden können, um die grauen Innenstadtflächen zu begrünen, und warum man beim Auslegen aber immer die behördlichen Grünflächenregeln beachten sollte.
Das jüngste Gartenprojekt, das sich an diesem Tag vorstellt, ist der Selbsthilfegarten der Öko-Stadt Bremen. Auf einem Kleingartengrundstück auf dem Werder legt Projektleiterin Jennifer Petry seit Anfang März zusammen mit Menschen, die unter Angststörungen und Depressionen leiden, Beete an. Petry arbeitet seit mehreren Monaten mit einer Selbsthilfegruppe zusammen und hat in mehreren Workshops mit Gartentherapeuten festgestellt, dass es besonders den Patienten, die unter Agoraphobie (Angst vor bestimmten Orten) leiden, gut tut, sich an frischer Luft unter freiem Himmel zu beschäftigen. Ein Therapieersatz sei der Garten nicht, wirke aber so positiv, dass die Teilnehmeranzahl stetig wachse.
So unterschiedlich die Gartenprojekte auch sind, gemein ist ihnen der Netzwerkgedanke der konstruktiven Zusammenarbeit. So wird durch eine Aktion wie die Saatguttauschbörse nicht nur die Vielfalt der heimischen Saatwelt bereichert, sondern auch die der gemeinschaftlichen Projektarbeit. Offen sind die Projekte jederzeit für Ehrenamtliche. Interessenten können sich an die einzelnen Gruppen wenden.