Viele Frauen haben die Geschichte der Hansestadt auf unterschiedliche Weise geprägt, allgemein bekannt sind jedoch nur wenige von ihnen. In unserer Fotostrecke stellen wir einige Bremerinnen und Bremerhavenerinnen vor, die Außergewöhnliches geleistet haben.
Von Künstlerin bis Widerstandskämpferin Bedeutende Frauen der Bremer Geschichte
Die erste Motorradfahrerin, die Widerstandskämpferin, die Erfinderin des "Bremer Jahres": Viele Frauen haben die Geschichte Bremens mitgestaltet. In unserer Fotostrecke stellen wir einige vor.
Agnes Heineken
Agnes Heineken, geb. 1872, war Lehrerin, Politikerin und Frauenrechtlerin. Ihr ist das sogenannte Bremer Jahr zu verdanken, ein zusätzliches, hauswirtschaftliches Pflichtfortbildungsjahr für Mädchen, die nach acht Jahren die Schule verließen. 1918 konnte sie in der Nationalversammlung das entsprechende Gesetz durchsetzen. Heineken war Mitglied in der Deutschen Demokratischen Partei. Sie gründete auch den Frauenstadtbund Bremen mit, der zum Sprachrohr der Frauenbewegung wurde.

Betty Gleim
Lange kannten viele Menschen nur Betty Gleim (geb. 1781) berühmtes Bremisches Kochbuch, dabei war sie es auch, die 1806 in Bremen die erste private "Höhere Lehranstalt für Mädchen" gründete. Die Schule hatte vier Klassen mit insgesamt 80 Schülerinnen. Ziel von Gleim war es, Mädchen durch eine gute Schulbildung so unabhängig zu machen, dass sie frei zwischen Berufstätigkeit und Rolle als Ehefrau, Mutter und Hausfrau wählen konnten. Deswegen gründete Gleim neben weiteren Schulen 1819 auch eine Lithografie-Anstalt an der Bornstraße. Diese brachte allerdings keinen Erfolg.

Marga Hilker
Die gebürtige Weyherin Marga Hilker zog mit 14 Jahren nach Bremen, um auf einer Farm zu arbeiten. Hilker, die 2012 im Alter von 102 Jahren starb, war die erste Frau in Bremen, die einen Führerschein für Motorräder besaß. Die erste Bremer Motorradfahrerin betrieb jahrelang mit ihrem Ehemann den Fahrrad- und Motorradhandel Hilker in Bremen-Horn.

Johanna Lucie Henriette Flechtmann
Fischfrau Johanna Lucie Henriette Flechtmann, geb. 1850, besser bekannt als "Fisch-Lucie", versuchte schon früh den Spagat zwischen Beruf, Kindern und Haushalt. Die 17-fache Mutter hatte vor der neuen Börse am Bremer Marktplatz einen Stand, an dem sie Aal, Stör, Kabeljau und Stint verkaufte. Um bessere Ware als ihre männliche Konkurrenz zu haben, fuhr sie bereits in der Nacht den heimkehrenden Fischern auf der Weser entgegen. Den besten Fisch gab es dann später an ihrem Stand - entsprechend groß war das Gedränge.

Zudem gilt Lucie bundesweit als erste Frau, die einen Sportverein gesponsert hat. Sie unterstützte insbesondere die jungen Fußballer vom FC Stern (heute BTS Neustadt) mit Rat und Tat, Geld und - natürlich - jeder Menge Fisch.
Ihr zu Ehren wurde in 2003 eine zentrale Fläche in der Neustadt nach ihr benannt. Der Lucie-Flechtmann-Platz wurde in 2018 umgestaltet und neu begrünt. Der Stadtgarten ist für alle zugänglich.

Leni Schmidt
Leni Schmidt (zweite von links), geb. 1906 in Bremen, stellte bei den Olympischen Spielen 1928 einen neuen deutschen Rekord auf der 200-Meter-Strecke auf. Davor hatte sie den 100-Meter-Lauf bei den bremischen Meisterschaften 1924 in 12,6 Sekunden abgeschlossen - ebenfalls ein Rekord in Deutschland, der jedoch aufgrund der Mitgliedschaft ihres Vereins in der Deutschen Turnerschaft nicht anerkannt wurde. 1925 verbesserte sie ihre Zeit auf 12,4 Sekunden.

Marie Mindermann
Ihr Engagement brachte sie ins Gefängnis: Die überzeugte 1848er-Revolutionärin und Schriftstellerin Marie Mindermann, geb. 1808, setzte sich in Bremen für die Gleichberechtigung der Frau ein und führte den Kampf um demokratische Rechte, indem sie anonym Artikel veröffentlichte. Ein Konflikt mit dem Senat brachte sie für acht Tagen Gefängnis. Nach der Haft wurde sie eine beliebte und weit über Bremen hinaus bekannte Schriftstellerin.

Ottilie Hoffmann
Die Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin Ottilie Hoffmann, geb. 1835, ist besonders durch ihr Engagement in der Abstinenzbewegung in Erinnerung geblieben. Sie wurde 1835 im Viertel geboren und gründete ab dem Jahre 1900 alkoholfreie Gasthäuser in Bremen, die ihren Namen trugen. Damit wollte sie Schnaps und Bier aus den Arbeiterfamilien verdrängen. Ende der 60er Jahre schloss schließlich ein Haus nach dem anderen. Heute erinnert eine Gedenktafel am Café Ambiente an eines der ehemaligen Häuser und seine Gründerin.

Darüber hinaus gründete Ottilie Hoffmann 1867 zusammen mit Marie Mindermann den Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein. Hier konnten sich erstmals Frauen aus benachteiligten Schichten zum Beispiel als Schneiderin oder Köchin ausbilden lassen. Zudem trat der Verein für das Frauenwahlrecht ein, das in Bremen in 1918 realisiert wurde. Heute sitzt der Verein in der Carl-Ronning-Straße. (siehe Bild)

Anna Stiegler
Anna Stiegler, geb. 1881, war eine der ersten weiblichen Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft. Sie wurde im Jahr 1919 für die SPD in das Landesparlament gewählt und gehörte ihm bis 1933 an. Als es durch das NS-Regime aufgelöst wurde, leistete sie Widerstand, wurde deshalb schließlich verhaftet und kam in ein KZ. In 1946 kehrte sie nach Bremen und in die Bürgerschaft zurück. Dort wurde sie Vizepräsidentin des Parlaments, leitete die SPD-Frauengruppe, gründete den Bremer Frauenausschuss und war dessen Vorsitzende. Zudem war sie Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt.

Mudder Cordes
Sie genoss zu Lebzeiten größte Achtung und Popularität: Mudder Cordes (geb. 1815). Als Witwe und Mutter von sechs Kindern stand sie vor dem existentiellen Nichts und eröffnete deswegen einen mobilen "Grünkramladen". Sie spannte sich vor den Wagen und zog Obst und Gemüse durch die Bremer Neustadt. Später schenkten ihr Mitbürger einen Esel als Zugtier. In der Knochenhauerstraße wurde ihr ein Denkmal gebaut.

Aline Charlotte von Kapff
Aline Charlotte von Kapff, geb. 1842, war eine international bekannte Malerin. Geboren in einer adeligen Familie, bildete sie sich im Atelier der Bremer Malerin Amalie Murtfeldt aus, ehe sie ihre Studien in München und Paris fortsetzte. In beiden Städten stellte sie aus. Zurück in Bremen widmete sie sich neben der Malerei auch mäzenatischen und karitativen Tätigkeiten zu.

Paula Modersohn-Becker
Eine berühmte Frau in der Bremer Geschichte ist zweifelsohne die Malerin Paula Modersohn-Becker. Die gebürtige Dresdnerin war ein wichtiges Mitglied der Künstlerkolonie Worpswede und genoss internationale Anerkennung.

Magdalena Pauli
Magdalena Pauli, auch bekannt als Marga Berck, war eine Schriftstellerin. Sie kam 1875 in Bremen zur Welt, verbrachte aber den letzten Teil ihres Lebens in Hamburg. Hier veröffentlichte sie auch den berühmten Roman " Sommer in Lesmona", der auf der unerfüllten Liebe zu dem Deutsch-Engländer Gustav Rösing beruht.

Anna Lange
Als ihr Ehemann starb, übernahm Schiffbauerin Anna Lange (geb. 1785) seine Werft in Vegesack und führte sie überaus erfolgreich weiter: Unter ihrer Regie liefen 70 Schiffe vom Stapel. Aus Langes Werft ging im Jahr 1893 der Bremer Vulkan hervor.

Johanne Kippenberg
Johanne Kippenberg (geborene Koch) wurde später die Leiterin des späteren Kippenberg-Gymnasiums in Bremen. Geboren 1842 in Jever, kam sie mit 20 Jahren nach Bremen, um eine Ausbildung als Lehrerin aufzunehmen. Zusammen mit ihrem Ehemann, August Kippenberg, gründete sie eine der bundesweit größten höheren Privatschulen für Mädchen, die später zum Kippenberg-Gymnasium wurde.

Clara Rilke-Westhoff
Clara Rilke-Westhoff wurde 1878 in Bremen geboren. Sie studierte Kunst in München – an einer privaten Schule, da die staatliche Ausbildung den Frauen damals verwehrt wurde. Nach mehreren internationalen Aufenthalten spezialisierte sie sich auf Bildhauerei - einen noch männerdominierten Bereich. Sie lebte eine Zeit lang in Worpswede und heiratete den Dichter Rainer Maria Rilke. In den letzten Jahren ihres Lebens widmete sie sich nicht nur der Bildhauerei, sondern auch der Malerei.

Hela Maria Gruel
Hela Maria Gruel, geb. 1902, wurde als Schauspielerin und Synchronsprecherin bekannt. Sie lernte bei Dora Maria Herwelly in Bremen und trat später bundesweit auf. Ab den 30er Jahren widmet sie sich auch dem Film. Sie spielte unter anderem in "Buddenbrooks" und der TV-Serie "Stahlnetz". Als Synchronsprecherin arbeitete sie unter anderem in dem Film „Tiger Bay“. (Symbolbild: Szene aus der Neuverfilmung des Romans "Buddenbrooks", 2008)

Gesche Gottfried
Nicht zuletzt wegen des Spucksteins in der Bremer Innenstadt bleibt auch Gesche Gottfried, geb. 1785, unvergessen. Sie ist Bremens prominenteste Mörderin: Innerhalb von 14 Jahren tötete sie 15 Menschen - darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern, Kinder und Freunde. Weshalb sie das tat, ist bis heute ungeklärt. 1831 wurde sie für ihre Morde mit dem Schwert geköpft. Ihre öffentliche Hinrichtung war die letzte in Bremen. Den Standpunkt des Schafotts markiert der Stein, auf den noch heute Bremer aus Abscheu vor der Giftmörderin spucken.

Maria Sophie Magdalena Böttner
Maria Sophie Magdalena Böttner, alias Magda Böttner, war eine der ersten Lehrerinnen, die der Bremer Senat 1881 beschäftigte. Sie leitete verschiedene pädagogische Kommissionen und Vereine und engagierte sich auf internationalem Niveau für das Frauenwahlrecht. Zusammen mit einer weiteren Pädagogin, Anna Vietor, wurde sie 1913 beratendes Mitglied der Schuldeputation. Sie und Vietor waren die ersten zwei weiblichen Mitglieder des Ausschusses.

Emma von Lesum
Sie ist die erste namentlich nachweisbare Bremerin und wurde von den Menschen als Heilige verehrt: Emma von Lesum. Nach dem Tod ihres Mannes, dem Grafen von Lesum, soll sie sein großes Erbe dafür genutzt haben, anderen Gutes zu tun: So unterstützte sie den Erzbischof Unwan des Bremer Doms und schenkte ihm sogar eine ganze Kirche. Ihr zu Ehren wurde in Burglesum das Gräfin-Emma-Denkmal aufgestellt.

Meta Rödiger
Meta Rödiger, geb. 1892, vererbte der Stadt Bremen das größte Grundstück der Bremer Geschichte: etwa 250 Hektar. Gestorben ist sie im Jahr 1978. Auf dem Gelände befand sich bis zum Jahr ihres Todes der Familienhof. Heute werden auf dem Lür-Kropp-Hof unter anderem Trauungen durchgeführt.

Eleonore Henriette Grabau-Bünau
Eleonore Henriette Grabau-Bünau war eine Opernsängerin aus Bremen. Geboren 1805, zog sie relativ früh nach Leipzig und bildete sich dort weiter aus. Mendelssohn schätzt sie als musikalisches Talent. Später unterrichtete sie am ersten Gewandhaus Leipzig und an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig. Auch ihre Geschwister machten als Musiker und Sängerinnen Karriere. (Archivbild der Hochschule)

Cato Bontjes van Beek
Cato Bontjes van Beek war die Tochter der Malerin Olga Bontjes van Beek. Die gebürtige Bremerin hatte eine vielfältige schulische und berufliche Ausbildung: Literatur und Keramikarbeit, Philosophie und Kauflehre. Nach ihrem Umzug nach Berlin trat sie in Kontakt mit einer dortigen Widerstandsgruppe, für die sie Flyer mitentwarf und verteilte. 1942 wurde sie von der Gestapo verhaftet, 1943 im Alter von 22 Jahren durch das Fallbeil hingerichtet.

Ingrid Waldau-Andersen
Ingrid Waldau-Andersen, geb. 1936, war Schauspielerin und Theaterdirektorin. Schon als Kind trat sie mehrfach auf die Bühne, als Erwachsene schauspielte Waldau in dem von ihrem Vater gegründeten Waldau Theater. Später übernahm sie dessen Leitung.

Helene Sommer
Helene Sommer, geb. 1893, war eine CDU-Politikerin und Bremer Abgeordnete. Sie trug dazu bei, ein Heim für gefährdete Mädchen in Bremen zu errichten. Während des Nationalsozialismus half sie Juden und wurde deshalb auch von der Gestapo verhört. In der Nachkriegszeit engagierte sie sich politisch in der CDU und wurde 1947 in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Sie erhielt 1960 das päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontefice“ von Papst Johannes XXIII (Bild).

Annemarie Mevissen
Annemarie Mevissen, geb. 1914, war ab 1947 die jüngste Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft. 1967 wurde sie Bürgermeisterin und Vizesenatspräsidentin. Somit war sie die erste stellvertretende Regierungschefin in Deutschland. Bundesweit berühmt wurde sie während der Straßenbahnunruhen 1968, da sie den Weg für den Dialog öffnete.

Bertha Johanna Lürssen
Bertha Johanna Lürssen wurde 1881 in Delmenhorst geboren. Als Tochter des Korkfabrikanten Carl Hinrich Lürssen, setzte sie sich hartnäckig für die gleichwertige Ausbildung von Jungen und Mädchen ein. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Pädagogin leitete sie auch die Deutsche Oberschule für Mädchen und später das Gymnasium an der Karlstraße. (Bild: Höhere Mädchenschule in der Neustadt)

Ella Kappenberg
Ella Kappenberg hat 1947 die Vokshochschule (VHS) Bremerhaven gegründet. Geboren in Halle, trat sie 1929 eine Stelle als Studienrätin am Bremerhavener Lyzeum an. Bis 1956 leitete sie sowohl die VHS als auch die Theodor-Storm-Mädchenschule. 40.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatte die VHS in ihrem letzten Semester als Leiterin.

Emmalene Bulling
Emmalene Bulling, geb. 1890, war die erste niedergelassene Anwältin in Bremen. Ihr Vater, Carl, war auch Rechtsanwalt. Bulling studierte in Heidelberg, München und Detmold und ließ sich 1929 in Bremen nieder. In der Nachkriegszeit begründete sie den "Club Berufstätiger Frauen" in Bremen mit.

Käthe Popall
Sie war die erste Frau im Bremer Senat: Käthe Popall, geb. 1907. Die Bremer Politikerin der KPD wurde 1945 durch die Militärregierung zur ersten Senatorin in der bremischen Geschichte ernannt, zuständig für das Ressort Gesundheit.