Der Nachbau der „Seute Deern“, die im Bremerhavener Museumshafen auf dem Trockenen liegt und ihrem endgültigen Rückbau entgegensieht, erscheint plötzlich unwahrscheinlich. Nach Informationen der „Nordsee-Zeitung“ von Sonnabend, die allerdings auf Hörensagen zurückgehen, wird der Nachbau des Traditionsseglers angeblich bei Weitem nicht für 46 Millionen Euro zu haben sein. Diese Summe hatte der Bund bereits zugesichert. Dem Bericht zufolge könnten die Kosten für eine Replik der Bark, die Ende August 2019 gesunken war, bis zu 80 Millionen Euro betragen.
Uwe Beckmeyer (SPD), ehemalige Bundestagsmitglied aus Bremerhaven, geht auf Nachfrage des WESER-KURIER jedenfalls davon aus, „dass wir am Ende des Tages mit 46 Millionen Euro zurechtkommen müssen für eine Landmarke am Deutschen Schifffahrtsmuseum“. Beckmeyer verhandelt im Auftrag des Wissenschaftsressorts mit dem Staatsministerium für Kultur und Medien. „Die Beschlusslage“, wie er sie kennt, „bezieht sich auf ein Holzschiff als Nachbau der ,Seute Deern‘“. Aktuell wird das Ergebnis einer sogenannten Variantenstudie erwartet, das hatte in der vorigen Woche Sebastian Rösener, Sprecher der Hafensenatorin, bestätigt. Die Untersuchung soll auch über entsprechende Kosten Aufschluss geben.
Dem Bericht zufolge macht sich „die Politik“ inzwischen stark für einen kostengünstigeren Nachbau und sei dabei auf die „Najade“ gekommen. Dabei handelt es sich um einen Stahlsegler, der in Bremerhaven gebaut wurde. Im Ersten Weltkrieg und unter norwegischer Flagge fahrend war der 1888 von der Tecklenborg-Werft fertig gestellte Dreimaster von einem deutschen U-Boot versenkt worden. Entsprechende Pläne kann Uwe Beckmeyer nicht bestätigen. Auch Sönke Allers, SPD-Fraktionsvorsitzender der Bremerhavener Stadtverordnetenfraktion, hat „keine Ahnung von dem Vorhaben und auch nicht von den 80 Millionen Euro, von denen nun die Rede ist“.
Diskussion um Alternative
Seit einigen Wochen wird in Bremerhaven und Bremen-Nord auch über die „Schulschiff Deutschland“, die gegenwärtig in Vegesack liegt, als Nachfolger der „Seute Deern“ diskutiert. Allers unterstreicht, die „Schulschiff Deutschland“ sei weiter „hoch willkommen“ in Bremerhaven. „Wir haben sogar schon einen Liegeplatz im Neuen Hafen“, sagte er. „Besser zwei Schiffe als eins.“
Ähnlich sieht es die Bremerhavener FDP. Fraktionschef Hauke Hilz kann sich einen Hafenwechsel von Vegesack nach Bremerhaven ebenfalls gut vorstellen. Zumal dort möglicherweise auch mehr Menschen den Dreimaster besichtigen würden: „Die 10.000 Besucher, die pro Jahr wegen des Schiffes nach Vegesack kommen, würden wir wahrscheinlich alleine in den Sommerferien schaffen“, sagt Hilz. Zudem besitze die „Schulschiff Deutschland“ einen Seestadt-Bezug: Das Schiff war 1927 in Geestemünde ebenfalls von der Tecklenborg-Werft gebaut worden – anders als die „Seute Deern“, die 1919 in den USA vom Stapel gelaufen und Ende der 30er-Jahre in Hamburg modernisiert wurde
Auch Hilz kennt den Inhalt des „Seute Deern“-Gutachtens noch nicht, hält einen Nachbau des Holzschiffs aber schon jetzt für unrealistisch. „Es gibt kaum noch Fachleute, die so etwas können“, sagt er. „Dass das ein irrer Aufwand und irre teuer wäre, ist allen klar. Man muss sich anschauen, was geht und was nicht.“ Er schlägt vor, zu prüfen, ob man das Geld des Bundes nicht auch für die Modernisierung der restlichen Flotte des Schifffahrtsmuseums einsetzen könnte. „Dort wäre es besser eingesetzt als bei einem Nachbau.“