Das Universum Bremen bietet im Rahmen seiner Sonderausstellung „Lieblingsräume“ Führungen für hörgeschädigte Menschen mit FM-Anlagen an. Was genau ist das?
Annelie Stöppler: FM-Anlagen, das sind Funksignalübertragungsanlagen, bestehen aus einem Sender und einem oder mehreren Empfängern. Das Prinzip funktioniert so, dass der Sprecher in ein Mikrophon im FM-Sender spricht und die Informationen an den Empfänger weitergeleitet werden, die hörgeschädigte Menschen tragen. Sender und Empfänger sind über die gleiche Frequenz gekoppelt. Die FM-Empfänger leiten die Signale über ein Induktionsfeld in das Hörgerät, in dem die sogenannte T-Spule durch ein spezielles Programm aktiviert ist. Dabei werden Nebengeräusche ausgeschaltet. FM-Anlagen sind personengebunden. Das ist auch das Besondere daran. Die Träger können sich damit eben frei durch Ausstellungen bewegen.
Kann jeder Mensch mit einem Hörgerät oder einem Cochlea Implantat mit einer FM-Anlage an Führungen teilnehmen?
Die Hörgeräte und auch die CIs (Cochlea Implantate, Anmerkung der Redaktion) müssen umgestellt werden. Wichtig ist dann, dass im Hörgerät das Induktionsprogramm eingestellt ist. Hörgeräte mit geringer Hörunterstützung haben oft kein Induktionsprogramm. Akustiker sollten bei der Hörgeräteanpassung auf die Möglichkeiten der T-Spule hinweisen. Im öffentlichen Raum gibt es immer mehr Gebäude mit Induktionsleitungen.
Gibt es, außer in Museen, andere Einrichtungen, die FM-Anlagen anbieten?
An der Universität kann in der Medienstelle eine FM-Anlage ausgeliehen werden. Das ist noch ganz neu. Auch in der Glocke gibt es eine Anlage, auf die an der Garderobe durch Beschilderung hingewiesen wird. Zudem gibt es eine gute schriftliche Erklärung bei Ausleihe der Geräte. Die Anlage funktioniert, das habe ich überprüft. In der Kunsthalle gibt es außer Kopfhörern auch zwei Empfänger für Schwerhörige.
Gibt es außer den FM-Anlagen weitere Unterstützung für hörgeschädigte Menschen in öffentlichen Einrichtungen?
Es gibt Induktionsleitungen. Die werden in einem Raum verlegt und mit einem Verstärker an ein Mikrofon gekoppelt. Wenn Hörgerät- oder CI-Träger in diesem Ring ihr Gerät auf „T“/“MT“ stellen, empfangen sie Töne auch über größere Entfernungen hinweg. Das ist besonders für Lesungen und Vorträgen geeignet. Im City 46 ist gerade so eine Leitung im Saal 1 verlegt worden. Die hat das Bremer Hörforum gesponsert.
Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Wie die Institutionen auf ihr Angebot hinweisen, kann verbessert werden. Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass es in der Kunsthalle zwei Anlagen gibt. Auch das Kino City 46 hat noch keine Informationen zur Induktionsleitung auf der Internetseite. Ich würde mir wünschen, dass in Bremer Museen verstärkt FM-Anlagen eingesetzt werden. Auch sollte in allen öffentlichen Gebäuden in Bremen, die über Induktionsanlagen und FM-Anlagen verfügen, dies auch in ihren Programmen und durch Hinweissschilder mit Piktogrammen, wie zum Beispiel in der Glocke oder im Programm der Kulturambulanz deutlich gemacht werden.
Ein E-Mail-Interview von Marie Bornickel.