Das Ende der Traditionsbäckerei Hellweg bedeutet zugleich einen Neuanfang, für den Sohn des Firmeninhabers und die drei Bäckerei-Standorte in Vegesack, Lesum und Grohn. Joona Hellweg, der ursprünglich den Betrieb weiterführen wollte, was an der Finanzierung scheiterte, will sich im Herbst mit einem Start-up selbstständig machen. "Joona's Brotbude" (Backmanufaktur) soll die neue Firma heißen, für die der 23-Jährige nun Räume sucht. Die drei bisherigen Hellweg-Standorte und das Personal aus dem Verkauf und dem Vertrieb übernimmt "Garde – Der gute Bäcker".
Das soll am 1. Juni passieren, wie Karsten Jarick, Mitinhaber und Geschäftsführer von Garde bestätigt. Der Vertrag zur Übernahme soll nach seinen Worten an diesem Montag beim Insolvenzverwalter unterschrieben werden. Das Bremer Unternehmen mietet die Räume.
Im August 2017 hatte Martin Hellweg das Insolvenzverfahren für die Bäckerei Hellweg GmbH und die KG beantragt, deren Geschäftsführer er ist. Der Betrieb lief weiter. Bis vor Kurzem war geplant, dass Sohn Joona, die fünfte Generation, das Familienunternehmens weiterführt, das 1908 von Gustav Adolf Hellweg in der Breiten Straße zuerst mit Konditoreiwaren gegründet wurde. Dieses Vorhaben scheiterte endgültig Ende April.
Insolvenzverwalter Gerrit Hölzle informierte die 31 Beschäftigten, keinen Investor gefunden zu haben und dass die Bank und Joona Hellweg keine Finanzierungslösung gefunden hätten. Den Beschäftigten wurde gekündigt. Hölzle kündigte an, sich weiter um Interessenten für den Betrieb zu bemühen.
Schon zu dem Zeitpunkt deutete sich an, dass Joona Hellweg einen Plan B hat. Der war aber noch nicht spruchreif. Nun steht aber fest, dass er mit Unterstützung seines Vaters, Freunden und auch Mitarbeitern der Bäckerei Hellweg "neu durchstarten" will. Laut Joona Hellweg werden ihn zwei bis drei Verkäuferinnen und ein Bäcker in die neue Zukunft begleiten. Er möchte nun an einem Standort zwischen Schönebeck, Grohn und Lesum, den er noch sucht, "Joona's Brotbude" eröffnen.
"Es wird nur ein kleines Sortiment an Brot und Brötchen geben", erzählt er von seinen Plänen. Das Backen soll dienstags bis sonnabends vor den Augen der Kunden geschehen, und zwar ab einem Zeitpunkt im Herbst, den er noch nicht weiß. Zehn Sorten Brot und vier Brötchensorten möchte er anbieten, teils nach alten, teils nach abgewandelten Rezepten der Traditionsbäckerei Hellweg. Der junge Mann hat sein Vorhaben im Internet kundgetan. Er sagt, dass es schon einige Resonanz gegeben hat. Er hat sich dazu entschieden, sich mit einem kleinen Team selbstständig zu machen, weil er "in Bremen-Nord bleiben, ehrliche Handarbeit machen und nicht in einer Brotfabrik arbeiten möchte".
Standort wird gesucht
Am 31. Mai werden die Türen der Bäckerei Hellweg geschlossen, am nächsten Tag werden Backwaren unter dem Namen "Garde – Der gute Bäcker" verkauft. Das Bremer Unternehmen betreibt 45 Filialen in und um Bremen mit 450 Mitarbeitern, seit 2000 unter Führung von Ricarda und Karsten Jarick. Im Haven Höövt und im Real Kauf in Ihlpohl hat die Firma schon seit längerer Zeit Filialen. "Jetzt haben wir die Möglichkeit, drei eingeführte Standorte zu übernehmen. Das nehmen wir wahr", begründet Inhaber Jarick die Entscheidung.
Er sei natürlich schon vor einem Jahr auf die Hellweg-Insolvenz aufmerksam geworden. "Wir gehen aber nicht hin und machen Läden abspenstig", sagt er. Erst nach der endgültigen Entscheidung für das Aus der Bäckerei Hellweg habe er sich mit dem Insolvenzverwalter in Verbindung gesetzt. Jarick bestätigt, dass er die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus dem Verkauf und dem Vertrieb übernehmen wird – "wenn sie es möchten".
Zusätzlich sucht er noch weitere vier bis fünf Angestellte für den Verkauf. Die Bäcker sind nach seinen Worten schon überwiegend versorgt. "Sie haben weitgehend neue Jobs gefunden. Es besteht kein großer Bedarf."
Ohne viel Aufhebens sollen die Geschäfte am 1. Juni unter neuer Regie eröffnet werden. "Wir starten passend zum Hafenfest", sagt Jarick. Veränderungen wie einen neuen Anstrich will der Firmeninhaber erst zu einem späteren Zeitpunkt vornehmen.
Für ihn steht aber schon fest, dass das Café in der Breiten Straße wieder Sonntagsnachmittags geöffnet haben wird. Zudem möchte er ein "umfangreiches Kuchen- und Tortenangebot" einführen und ein neues Frühstücksgeschäft und Snacks anbieten. Im Einführungsmonat Juni will er für seine Waren bei den Kunden mit Sonderangeboten werben. "Ich hoffe, dass die Kunden uns positiv aufnehmen", sagt er.
Ob bereits ein neuer Eigentümer für die Hellweg-Gebäude gefunden wurde, ist noch nicht bekannt. Für eine Stellungnahme war Insolvenzverwalter Gerrit Hölzle nicht erreichbar.
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