Eine Krebsdiagnose sei immer eine Katastrophe. "Nicht nur für die Erkrankten selbst, sondern auch für die Angehörigen“, sagt Olaf Langenbuch, „doch die meisten Menschen weichen dem Thema Krebs aus. Deshalb ist es wichtig, dass es einen Ort gibt, an dem das Problem angesprochen wird.“ In Bremen treten pro Jahr etwa 4000 Krebserkrankungen auf, und in etwa jeder fünften Familie seien minderjährige Kinder oder Jugendliche betroffen, weiß Olaf Langenbuch.
Er ist Vorsitzende des Fördervereins Pegasus, der sich im Jahre 2017 gegründet hat und das Angebot Pegasus der Bremer Krebsgesellschaft unterstützt. Pegasus nimmt sich Kinder und Jugendlicher an, wenn deren Geschwister oder Eltern an Krebs erkrankt sind. „Und damit mutet ihnen das Schicksal oft mehr zu, als sie in diesem Alter alleine verarbeiten können“, sagt Langenbuch, „Pegasus bestärkt sie darin, mutig in ihr eigenes Leben hineinzuwachsen.“
56 Leute sind inzwischen Mitglied im Förderverein, der für das Angebot Pegasus unter anderem Finanzmittel einwirbt, Ehrenamtliche schult oder Aktionen für betroffene Familien bietet. Vor allem für Kinder und Jugendliche wird ein Gegengewicht zu der extrem belastenden Situation geschaffen, in der sie leben. Dazu bietet ihnen Pegasus Erfolgserlebnisse oder auch besondere Momente, wie zum Beispiel Schiffsfahrten, bei denen sie selbst einmal das Steuer in die Hand nehmen dürfen. „Die Kinder können aber zum Beispiel auch mal mit einem Polsterschwert ihrer Wut und ihrem Ärger Luft machen“, sagt Langenbuch.
Der Schriftsteller David Safier ist bereits prominenter Botschafter für den Förderverein, und jüngst erklärte sich Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), Ärztin und Mitglied des Bundestages, bereit, sich als weitere Botschafterin stark zu machen. „Es ist doch ein elementares menschliches Bedürfnis, Zugang zu seinen Gefühlen und einen Resonanzraum zu haben“, sagt Kappert-Gonther. „Als Botschafterin kann ich dem Förderverein eine Art Siegel aufdrücken“, sagt sie, die das Projekt tatkräftig weiterentwickeln und sich engagiert einbringen möchte.
Die Begrüßung von Kirsten Kappert-Gonther war für den Förderverein zugleich Anlass, einen großen symbolischen Scheck zu überreichen: Mit einer Spende von 25 000 Euro will er der Arbeit von Pegasus finanziell unter die Arme greifen. Zur Begrüßung der neuen Botschafterin waren auch zwei Betroffene gekommen, die lange Zeit von Pegasus unterstützt wurden: Als Elke Kleen an Krebs erkrankt war, befand sie sich zugleich in einer Trennungsphase von ihrem Mann. „Meine Kinder waren damals sechs und elf Jahre alt, und ich habe bei Pegasus Hilfe gefunden“, sagt sie. Dort haben sie und ihre Kinder die Angebote wahrgenommen.
„Es war vor allem gut, dass den Kindern ein Raum gegeben wurde, um über die Belastung zu sprechen“, sagt Elke Kleen. „Sie hatten dort Kontakt zu anderen Kindern, deren Eltern oder Geschwister auch an Krebs erkrankt waren und konnten nicht nur mit ihnen reden, sondern zum Beispiel auch gemeinsam musizieren. Die Kinder lernen vor allem, mit der ständigen Angst umzugehen und setzen sich auch mit dem Thema Sterben auseinander“, sagt sie, „das trug sehr dazu bei, dass sie weniger unter der Belastung litten.“
Ihr Sohn Hauke zeigt dem Publikum einen „Gefühlswürfel“, der auf seinen sechs Seiten Stimmungen von fröhlich bis traurig symbolisiert. „Das war eine der Möglichkeiten, anderen die derzeitige Gefühlslage ohne Worte mitzuteilen“, sagt Hauke Kleen, der im Alter zwischen elf und 15 Jahren an einer Pegasusgruppe teilnahm. Er schätzte besonders, dass man sich Zeit nahm, mit anderen über die schwere Belastung zu reden oder auch Musik als Sprache zu benutzen. „Dabei hat man sich auch gut gegenseitig helfen können“, sagt er, „denn nicht nur der Krebs war Thema, sondern auch die Noten in der Schule oder die damalige Trennung der Eltern.“
Pegasus wurde im Jahre 2000 von der Musik- und Psychotherapeutin Marie-Luise Zimmer gemeinsam mit der Bremer Krebsgesellschaft gegründet. Bis 2017 war Zimmer Leiterin und Koordinatorin dieses Projekts. „Wir haben damals mit betroffenen Geschwisterkindern begonnen“, sagt sie, „inzwischen betreuen wir überwiegend Kinder und Jugendliche, deren Eltern oder Großeltern an Krebs erkrankt sind.“ Der Förderverein, der die Arbeit von Pegasus vielfältig unterstützt, braucht vor allem weitere Finanzmittel, denn die Nachfrage unter den Betroffenen ist groß. „Es gibt inzwischen Wartezeiten, doch weggeschickt wurde bei uns bislang noch niemand“, sagt Marie-Luise Zimmer.
Weitere Informationen
Wer den Förderverein Pegasus unterstützen möchte, kann sich unter der E-Mail info@foerderverein-pegasus.de an ihn wenden. Nähere Informationen finden sich unter www.foerderverein-pegasus.de.