Die Wache der Bundespolizei am Bremer Hauptbahnhof ist umgezogen. Von hinter dem Bahnhof nach vorne. Und das ist nur der Anfang – ab September zieht in den linken Flügel des historischen Gebäudes gleich neben dem Überseemuseum auch die Landespolizei. Man dürfe sich zwar keine Illusionen machen – „Bahnhöfe sind so, wie sie sind“ –, also werde es hier auch weiterhin Kriminalität geben, räumte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) am Mittwoch bei der offiziellen Schlüsselübergabe ein.
„Aber wir werden diese Kriminalität gemeinsam bekämpfen.“ Denn so laute die eigentliche Botschaft hinter der gemeinsamen Wache am Hauptbahnhof: „Wir werden mit mehr Polizei vor Ort präsent sein und schlagkräftiger agieren können.“ Ende 2017 hat die Bundespolizei den Mietvertrag für die Immobilie „Beim Handelsmuseum 1“ unterschrieben. Seither wurde umgebaut – und das nicht zu knapp. Das Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert, ist denkmalgeschützt.
Die spezifischen Anforderungen der Polizei in Sachen Sicherheit mussten somit mit den Vorgaben der Landesdenkmalpflege unter einen Hut gebracht werden. Kugelsicheres Glas mit historischen Fensterrahmen zum Beispiel. Ganz zu schweigen vom Umbauen einer breiten Stufe, die sich quer durchs Gebäude zog – ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Gebäude als Postamt diente. Für die Paketzustellung führte damals ein Gleis mitten durchs Haus.
„Das alles war schon eine sehr spezielle Herausforderung“, erklärte Ivo Iven aus der Geschäftsleitung der Firma Aurelis, der das Gebäude gehört. 1,2 Millionen Euro habe der Umbau gekostet. Eine Investition, die der Vermieter über die Miete wieder reinholen wird. Über deren Höhe schwieg man sich am Mittwoch allerdings aus. Der Mietvertrag laufe über zehn Jahre, die Grundmiete betrage neun Euro pro Quadratmeter, hieß es. Was darüber hinaus noch an Investitionsmiete hinzukomme, stehe noch nicht so genau fest.
Umbau für 1,2 Millionen Euro
Weniger geheimnisumwittert sind die Zahlen für den linken Gebäudeteil, in den ab September die Landespolizei einziehen wird. Hier war von 8,50 Euro pro Quadratmeter Grundmiete und 24,42 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete die Rede. Insgesamt sollen für die 536 Quadratmeter, die der Landespolizei in dem Gebäude zur Verfügung stehen, 14 738 Euro monatlich bezahlt werden.
Derzeit befindet sich dieser Gebäudetrakt allerdings noch im Rohbau. Die Betonarbeiten sind abgeschlossen, der Trockenbau ist so gut wie fertig, es folgt der Innenausbau. „Der Eigentümer hat signalisiert, dass wir am 1. September hier einziehen können“, sagte Innensenator Mäurer. Die Synergieeffekte aus der gemeinsamen Wache mit der Bundespolizei sind ein Eckpfeiler des Sicherheitskonzeptes für den Hauptbahnhof.
Wie die Bremer Landespolizisten künftig am Hauptbahnhof untergebracht sein werden, können sie sich bereits bei ihren Kollegen vom Bund anschauen. Deren Wache, insgesamt 310 Quadratmeter groß, ist bereits in Betrieb. „Helle, großzügige Räume, technisch auf dem Stand der Dinge“, kommentierte Jörg Einemann, Leiter der Bundespolizeidirektion Bremen, der am Mittwoch nach der symbolischen Schlüsselübergabe durch die neue Wache führte.
Das beginnt im eigentlichen Wachbereich mit dem Tresen für Besucher, und setzt sich fort über die Räume zur Vorgangsbearbeitung, für Vernehmungen oder erkennungsdienstliche Maßnahmen bis hin zu den beiden Gewahrsamsräumen – alles neu, lichtdurchflutet und mit moderner Technik ausgestattet. Das eigentliche Schmuckstück der neuen Wache befindet sich jedoch im Eingangsbereich. Oder besser: darüber. Eine Kassettendecke aus dem Jahr 1844, die zufällig beim Ausbau einer abgehängten Decke gefunden wurde. In Kooperation mit der Denkmalpflege wurde das Schmuckstück restauriert und anschließend in den Neubau integriert.
Mehr Bundespolizisten für Bremen
Von der Einstellungsoffensive der Bundespolizei wird auch Bremen profitieren. Dies kündigte Martin Kuhlmann, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, am Mittwoch anlässlich der offiziellen Eröffnung der neuen Polizeiwache am Hauptbahnhof an. Bereits im März habe die Inspektion Bremen zehn neue Polizeimeister hinzubekommen, alle sechs Monate würden künftig weitere junge Beamte direkt nach ihrer Ausbildung hinzukommen.
Zudem wird die Bundespolizei in Bremen laut Kuhlmann eine neue abgeschlossene mobile Kontroll- und Überwachungseinheit aufbauen. Im September werden dafür die ersten 15 Beamten in Bremen stationiert, im September 2020 sollen die nächsten 15 folgen.
Auch bislang seien solche Einheiten schon in Bremen im Einsatz gewesen, dann allerdings als Unterstützungskräfte aus Hannover. Künftig soll nun eine solche Hundertschaft auch in Bremen stationiert werden. Untergebracht sein wird sie in den Räumen der Bremer Bereitschaftspolizei in Huckelriede.
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