Lesum. Die Stimmung ist heiter, die Atmosphäre angenehm. Menschen sitzen auf Bänken und Stühlenvor den Geschäften an der Hindenburgstraße und erfreuen sich an kulinarischen Genüssen wie auch an entspannender Chill out-Musik, live vorgetragen. Die Sonne wärmt noch lange an diesem Abend und taucht die Szenerie in sanfte Farben. Es ist Zeilenfest-Zeit in Lesum. Das inzwischen achte Zeilenfest – und es wird gut angenommen.
Die Besucher machen rege Gebrauch von Sekt, Rhabarber-Schorle, Heidelbeersaft und mehr. Von den Käse-Delikatessen von „Lesca Manare“, während Inhaber Rudolphe Ghawi am Schlagzeug seiner Band für die musikalische Begleitung sorgt. Nicole Storr mit Stoffen und Styling sowie Bernhard Maas mit Grafik und Fotografie – aktuell mit einer Tierfotografie-Ausstellung – sind neu im Ensemble der Geschäfte an der Hindenburgstraße. Mitte Mai haben sie eröffnet und teilen sich einen Verkaufsraum. Hier soll es auch Workshops zu verschiedenen kreativen Themen geben.
Den einen oder anderen Kurs mit verschiedenen Handarbeitstechniken würde gerne Nalini Bhat-Sperling anbieten. Sie hat vor dem Geschäft Platz genommen und zeigt Interessierten, was es mit der alten japanischen Flechttechnik Kumihimo auf sich hat. Die habe sie in Königswinter von einer Japanerin gelernt, erzählt sie. „Das schult die Konzentration und auch die Kreativität.“ Den für das Flechten notwendigen Marudai, einen Hocker mit Flechtscheibe, hat sie selbst gebaut.
Aus dem oberen Holzboden mit Öffnung hängen vier Garnrollen mit Kunstseide. Am unteren Ende der Öffnung befindet sich ein zusammengeschnürtes Tuch mit Gegengewicht, in dem die Fäden enden. Durch das Kreuzen der Garnrollen entstehen bunte Bänder. „Mit bis zu 26 Garnen kann man flechten, zum Beispiel Bänder für Kimonos oder Schmuckbänder“, sagt Nalini Bhat-Sperling, die in Puné in Indien geboren ist.
Bei Kirsten List, nur ein paar Schritte weiter, genießt nicht nur das Auge. „Probieren Sie mal einen Käsekräcker mit selbstgemachtem Paprika-Chili-Mus“, lockt sie. „Sehr lecker“, lautet der Geschmackstest und gar nicht so scharf wie erwartet. Die Kirsch-Chili-Konfitüre sei süß und scharf zugleich, passe aber gut zum Frühstück, fährt die Schwanewederin fort. Und dann ist da noch Erdbeer-Marmelade und Erdbeer-Rhabarber-Marmelade, alles selbst kreiert, aber nicht alles mit Obst aus dem eigenen Garten. Aber alles zum Probieren und zum Kaufen – und das ausschließlich zum Zeilenfest.
In der Buchhandlung Lesumer Lesezeit haben es sich trotz der milden Außentemperaturen Besucher auf dem roten Sofa gemütlich gemacht. Es wird geschmökert und gestöbert. Svenja Esch, seit vier Jahren Inhaberin der Buchhandlung, nimmt zum dritten Mal am Zeilenfest teil. Es sei ihr wichtig, sich einmal im Jahr bei den Kunden mit einem Fest zu bedanken. Im Kunstraum Lesum im Hof der Buchhandlung ist derweil „Paula zu Besuch“.
Zufrieden mit der Resonanz
Paula Modersohn-Becker steht im Mittelpunkt einer Ausstellung mit Kupferdrucken von Ina und Markus Landt, zu sehen über den gesamten Sommer zu den Öffnungszeiten der Buchhandlung. Da ist zum Beispiel ein Druck nach einem von Paula Modersohn-Becker angefertigtem Porträt von Rainer Maria Rilke. Da ist die Künstlerin selbst auf drei nebeneinander präsentierten Bildern in Weinrot, in Türkisblau und in Schwarz. „Paula lebt! Eine schöne Ausstellung“, bescheinigte eine Besucherin im Gästebuch des Kunstraumes.
Für Peter Gedaschke, erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Sommer in Lesmona“, in dessen Rahmen das Zeilenfest stattfand, gehört die Veranstaltung zu den Highlights der Burglesumer Kulturtage. Ebenso ein Dia-Vortrag „mit viel Poesie und Literatur“ von Wilko Jäger sowie das Konzert des Chores „Pop Voices“ und des Ensembles „Game of Tones“ in der neuapostolischen Kirche. Für Sonnabend empfiehlt er, den Auftritt der beiden Bands „Diced“ und „Good Wipes“ nicht zu verpassen sowie das abschließende Höhenfeuerwerk am Lesumer Hafen.
„Es ist bislang alles gut gelaufen“, betont Gedaschke. „Ich freue mich immer, dass so viele Menschen bei der Vorbereitung und Organisation mitmachen und die Besucher mit Begeisterung dabei sind. Ich bin dankbar, dass die Kulturtage einen so großen Stellenwert in der Region haben. Wo gibt es sonst noch in Bremen ein solches Angebot über neun Tage?“