Eine bittere Nachricht für den Bremer Bankenstandort: Die NordLB zieht mittelfristig ganze Geschäftszweige ab und wird von den heute rund 400 Stellen lediglich knapp 100 übrig lassen. Das haben am Donnerstag in Hannover die Eigentümer der Bank entschieden. Der Standort soll sich auf den Bereich mit Privat- und Geschäftskunden beschränken. Die Firmenkunden werden künftig von der NordLB in Oldenburg betreut. Stabsaufgaben sind bereits zu einem größeren Teil an die NordLB-Zentrale in Hannover abgegeben worden. Dieser Prozess dauert noch an.
„Die Träger haben eine Grundsatzentscheidung getroffen“, sagte Christian Veit dem WESER-KURIER. Veit ist Regionalvorstand der NordLB Bank für die Standorte Bremen und Oldenburg. Viele Details seien noch offen und würden in den nächsten Monaten unter anderem mit den Arbeitnehmervertretern besprochen. „Wichtig ist, dass es über die ursprünglichen Pläne hinaus keinen Personalabbau gibt“, betont der Vorstand. Die NordLB hat sich vorgenommen, bis Ende 2023 die Belegschaft um die Hälfte zu reduzieren. Das sind 2800 Stellen weniger. „Wir bieten den Mitarbeitern an, in den Vorruhestand zu gehen oder mit uns Vereinbarungen über die Aufhebung ihrer Arbeitsverträge zu treffen“, sagte Veit.
Haupteigentümer der Bank ist das Land Niedersachsen. Anteile halten darüber hinaus das Land Sachsen-Anhalt und drei Sparkassenverbände. Niedersachsen hatte früh klar gemacht, dass es die Standorte im eigenen Land so gut es geht schonen wolle. Federn lassen müssen aber auch sie. In Oldenburg waren es mal 300 Mitarbeiter, heute sind es nur noch rund 200, dabei soll es aber bleiben, erklärte Veit. In Bremen zählte die Belegschaft in den Hochzeiten mehr als 700 Mitarbeiter.
Bis 2016 firmierte die NordLB in Bremen unter Bremer Landesbank (BLB). Das eine war die Mutter, das andere die Tochter des Gesamtunternehmens. Bremen hielt Anteile an der BLB, profitierte von den Ausschüttungen und stellte zuletzt mit der damaligen Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) auch die Aufsichtsratsvorsitzende. Schwer ins Schwanken geriet das Geschäft, als sich ab dem Jahr 2008 die weltweite Schifffahrtskrise in den Büchern bemerkbar machte.
BLB und NordLB: Schiffahrtskrise bringt Geschäfte ins Wanken
BLB und NordLB hatten in diesem Bereich enorme Summen investiert, unter anderem in die untergegangene Bremer Reederei Beluga von Niels Stolberg. Als die Krise nicht mehr aufhören wollte, war das Risiko so groß geworden, dass Bremen und Niedersachsen keine andere Lösung mehr sahen: Die BLB ging Ende 2016 komplett in der NordLB auf. Bremen bekam für seine Anteile 180 Millionen Euro, außerdem die Beteiligungen der BLB an den Wohnungsgesellschaften Gewoba und Brebau und an der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG). Vor allem aber war das Land durch den Verkauf von jeglicher späterer Last befreit.
Wie schwer diese Bürde ist, zeigte sich schnell, denn die NordLB kommt heute ohne besonderen Hilfen nicht mehr aus. Erst als im Dezember ein milliardenschwerer Rettungsplan von der EU-Kommission gebilligt wurde, hatten die Banker Gewissheit, dass es vorerst weitergehen kann. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und die Sparkassengruppe stellen der NordLB insgesamt 3,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Okay aus Brüssel war notwendig, weil staatliches Geld für Banken den Wettbewerb verzerren könnte. „Wir haben festgestellt, dass der Staat zu Bedingungen investiert, die auch ein privater Eigentümer akzeptiert hätte; dies steht mit den EU-Beihilfevorschriften in Einklang“, hatte die Kommission erklärt.
Die NordLB hat sich nicht nur bei den Mitarbeitern einen Schrumpfkurs verordnet. Damit einher gehen auch Entscheidungen über Geschäftszweige. Die Bank will sich komplett vom Schiffsbereich trennen und hat große Kontingente bereits an private Investoren verkauft. Vorstandsvorsitzender Thomas Bürkle gab Ende vergangenen Jahres das Ziel aus, eine „risikoarme Bank“ zu werden, die für ihre Eigentümer gleichwohl Rendite abwerfe. Chancen sieht Bürkle insbesondere in der regionalen Verwurzelung und den speziellen Kompetenzen – „wir sind zum Beispiel der größte Agrarfinanzierer in Deutschland“.